Essensreste treiben Lastwagen an

Im Sinne der Nachhaltigkeit verwendet die Migros überschüssige Lebens­mittel, um ihre Fahrzeuge mit Energie zu betanken.

Vor kurzem in Münchenstein eingeweiht: Die Biogas-Tanksäule und der damit betriebene Lastwagen, vor dem Pierre Müller, Leiter Logistik, posiert. Foto: zvg
Vor kurzem in Münchenstein eingeweiht: Die Biogas-Tanksäule und der damit betriebene Lastwagen, vor dem Pierre Müller, Leiter Logistik, posiert. Foto: zvg

«Tue Gutes und rede darüber»: Getreu dieser alten Redensart hat die Migros Basel vor einem Monat, während in Glasgow die UNO-Klimakonferenz tagte, medienwirksam eine Biogastankstelle auf dem Gelände der Betriebszentrale in Münchenstein eingeweiht: Damit mache das Unternehmen «einen weiteren Schritt zu einer weitgehend emissionsfreien Filialbelieferung», hiess es in der Medienmitteilung. Vor einer Woche hat die zukunftsweisende Neuanschaffung ihren Betrieb aufgenommen: «Wir sind sehr zufrieden. Es läuft alles bestens», sagt Moritz Weisskopf, Pressesprecher der Migros Basel. Das Besondere dabei: Es ist nicht irgendwelches Biogas von irgendwoher, das die Migros aus ihrer Säule in Münchenstein zieht, denn das Gas stammt aus Essensresten der Detailhändlerin selbst, also aus nicht ver­kauften Grün- und Fleischabfällen. «Es ist aber nicht so, dass wir auf der einen Seite der Tanksäule alte Äpfel reinschmeissen und auf der anderen das Biogas herauskommt», veranschaulicht Moritz Weisskopf, etwas komplexer sei es schon: Lebensmittel, welche auch nach der vergünstigten Abgabe an Kundinnen und Kunden oder soziale Institutionen übrig bleiben, bringt die Migros in die Vergärungsanlage der Biopower AG in Pratteln, wo aus den Essens­resten Biogas produziert wird. Das Gas wird dann in einer speziellen Reinigungsanlage zu Erdgasqualität aufbereitet und ins örtliche Gasnetz der IWB gespeist, woraus es die Migros selbst wieder bezieht, um ihre Fahrzeuge zu tanken. «Produkte, die wir nicht an gemeinnützige Organisationen geben können, werden so einem anderen sinnvollen Zweck zugeführt und für den Antrieb unserer mit Gas betriebenen Lastwagen verwendet», fasst Pierre Müller, Leiter Logistik bei der Migros Basel, das Prozedere zusammen.

Hauseigene Energiekreisläufe

Die Anschaffung ist Teil der Mobilitätsstrategie, welche das Unternehmen vor zwei Jahren verabschiedet hatte: «Das Ziel ist es, bis ins Jahr 2030 den CO2-Ausstoss der Migros-LKW um 80 Prozent zu reduzieren», erklärt Weisskopf. 2019 nahm der erste Elektro-LKW seinen Betrieb auf: «Elektrobetriebene Fahrzeuge eignen sich sehr gut für kürzere Strecken, weshalb dieser LKW die Innenstadtfilialen versorgt», so Weisskopf. Dieses und andere elektrobetriebene Fahrzeuge der Migros Basel entnehmen ihren Strom denn auch gleich von einer Fotovoltaikanlage auf dem Dach der Münchensteiner Betriebszentrale – damit schafft das Unternehmen quasi hauseigene Energiekreisläufe. Bis heute wurde die Logistikflotte um fünf Biogas-LKW erweitert, welche mit ihrer «grösseren Reichweite weiter entfernte Destinationen» ansteuern können. Und ebenso vor einem Monat hat der erste mit Wasserstoff betriebene LKW seinen Motor zum ersten Mal eingeschaltet. Die über 30 mit Diesel betriebenen Fahrzeuge sollen nun auf nachhaltige Antriebskonzepte, sprich Elektro, Biogas und Wasserstoff, umgestellt werden. «Das primäre Ziel ist es, so wenig Fahrten wie möglich zu machen, und wenn doch, dann mit so wenig CO2-Ausstoss wie möglich», sagt Müller.

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