Erneute Diskussion ums «Portiunggeli»
Gewerbetreibende und Einwohner fordern mit einer Petition den Dornacher Gemeinderat auf, die zeitliche Verschiebung des Portiunkula-Marktes rückgängig zu machen.
«Die Petition kommt gut an», resümiert Paula Mohler. «Es sind schon sehr viele Unterschriften zusammengekommen. Und zahlreiche Kundinnen und Kunden haben anerboten, die Petition unter die Leute zu bringen», führt die Mitarbeiterin eines Betriebs im Brüggli aus. Sie ist in Dornach aufgewachsen und weiss um die grosse Bedeutung des festlichen Portiunkula-Marktes. Deswegen teilt sie das Engagement der Petitionäre (Ruth und Jacqueline Buchmann, Monika Erbacher, Barbara Rumpel, GEMS Sport- und Freizeitmode, Restaurant Hacienda). Das Anliegen sei klar: «Wir wollen, dass der Portiunkula-Markt wieder am Wochenende nach dem 1. August stattfindet.»
Dass der Gemeinderat von Dornach zur Auffassung kam, eine Woche später sei das bessere Datum, «ist nicht im Interesse der Betroffenen», meint Mohler. «Der Entscheid ist über die Köpfe hinweg getroffen worden und stösst sowohl bei Gewerbetreibenden als auch bei vielen Marktbesuchern auf Unverständnis.»
Mittels Petition sei man nun daran, den Gemeinderat zur Umkehr zu bewegen. «Der traditionsreiche Markt ist immer am Wochenende nach dem 1. August durchgeführt worden. Mit der Verschiebung des Datums entsteht ein Konflikt mit anderen etablierten Märkten im Kanton Solothurn», heisst es im Argumentarium der Petition. Dies war beim Lunapark bereits deutlich spürbar. Er büsste in diesem Jahr an Attraktivität ein, weil die modernen Bahnen in Olten oder in Kriegstetten im Einsatz standen, heisst es weiter. Dabei wird dem Dornacher Gemeinderat vorgeworfen, die Auswirkungen auf das Umfeld des Marktes ungenügend abgeklärt zu haben. Es habe keine umfassende Umfrage gegeben, noch habe der Gemeinderat den Dialog mit den Betroffenen gesucht, monieren die Petitionäre.
Tradition aus der Kirche
Der Portiunkula-Markt hat seinen kirchlichen Ursprung im «Nachlass der zeitlichen Sündenstrafen». In Dornach fand dieser Portiuncula-Ablass am 2. August statt. In den Jahren, in denen die 1.-August-Feier am nationalen Feiertag auf einen Donnerstag fiel, sei der Markt hin und wieder um eine Woche verschoben worden, berichtete der frühere Marktchef Dieter Binggeli dem Gemeinderat und schlug 2019 vor, in der Marktverordnung neu festzuhalten, dass der Markt am letzten Wochenende der offiziellen Schulferien stattfinden soll.
Zwei Grossanlässe für den Werkhof
Die Mehrheit des Gemeinderates befürwortete die Änderung. Einerseits könne dadurch die Besucherzahl erweitert werden, andererseits müsse der Werkhof nicht mehr zwei Grossanlässe in zu knappem Zeitabstand bewerkstelligen, hiess es in der damaligen Ratsdebatte.
Der heutige Ressortverantwortliche, Kevin Voegtli (SP), war damals nicht Teil des Entscheidungsgremiums. Auf die Frage, wann der richtige Zeitpunkt für die Durchführung des Portiunkula-Marktes sei, antwortet er: «Ich bin zwiegespalten. Ich kann den Entscheid des Gemeinderates nachvollziehen, sehe aber auch die Bedeutung des Traditionellen.» Auch sei es zutreffend, dass man mit der Verschiebung des Datums anderen traditionellen Marktanlässen in die Quere komme. «Die Petition wird auf jeden Fall bewirken, dass der Gemeinderat den Termin für den Portiunkula-Markt nochmals diskutieren muss.» Ob man zurück zur alten Regelung finden werde, sei offen. Die Marktverordnung anzupassen, falle in die Kompetenz des Gemeinderates, so Voegtli.