Eins mit dem Pferd sein
Lea Perren aus Pfeffingen nimmt nächste Woche an den Special Olympics World Games für Menschen mit einer geistigen Beeinträchtigung teil. Die leidenschaftliche Reiterin wünscht sich eine Medaille.
Gulliver, der Freiberger Wallach von Besitzerin Johanna Kühnle, posiert geduldig fürs Foto. Lea Perren ist der Stolz hoch zu Ross anzumerken. Dieser Stolz, den sie gerade ausstrahlt, gefalle ihr auch an Pferden, verrät die 23-Jährige. Auf dem Saalhof in Laufen übt sie mit Trainerin Gisela Imark nochmals die wichtigsten Figuren und Abläufe, bevor es wenige Tage später mit dem Car und der ganzen 106-köpfigen Schweizer Equipe nach Berlin an die Special Olympics World Games geht. Diese finden alle vier Jahre statt und vereinen Sportlerinnen und Sportler mit geistigen Beeinträchtigungen aus aller Welt. Lea Perren ist zum ersten Mal dabei und dementsprechend aufgeregt, vor allem, wenn sie an den gemeinsamen Einmarsch der Nationen denkt.
Insgesamt rund 7000 Athletinnen und Athleten aus aller Welt aus 26 Sportarten kommen in Berlin zusammen. Mittendrin Lea Perren. Der erste Baustein der Qualifikation war die Teilnahme an den National Games – den Schweizer Meisterschaften – 2022 in St. Gallen. Der zweite Baustein war die Bewerbung. Um die Chancen zu erhöhen und einen bleibenden Eindruck zu hinterlassen, haben Trainerin und Reiterin zusammen ein Video aufgenommen. Lea Perren tritt in den Disziplinen Dressur, Trail und English Equitation Aquilator an. In Dressur muss sie ein Programm mit Musik und vorgegebenen Figuren absolvieren, im Trail durch und über Hindernisse reiten und im English Equitation Aquilator Figuren auf spontane Ansage eines Richters ausführen. Lea Perren hat ein klares Ziel im Kopf: «Ich will aufs Podest. Egal welche Medaille.»
Galoppieren ist wie Fliegen
Bei den Special Olympics gilt das Motto «Dabeisein ist alles» aber wirklich, versichert die erfahrene Reittrainerin Gisela Imark. Sie ist Heilpädagogin an der Sekundarschule Laufental. Das Coaching der Special-Olympics-Teams macht sie seit Jahren als Hobby. Ihr ist wichtig, zu betonen, dass sie dabei nicht Therapeutin, sondern Sporttrainerin ist.
Mit Lea Perren hat sie eine ehrgeizige und leidenschaftliche Reiterin an ihrer Seite. Geboren in Lörrach, begann sie bereits mit sieben Jahren mit dem Reiten. Beginnt das Pferd zu galoppieren, fühle sich dies wie Fliegen an, beschreibt die 23-Jährige. Für die Pfeffingerin ist es jeweils ein Traum, «eins mit dem Pferd zu sein». Auch nach dem Umzug nach Pfeffingen mit acht Jahren blieb Lea Perren dem Sport und den Pferden treu. Die Begeisterung für die Tiere kann sie auch in ihrem Beruf als Pferdewartin auf dem Hof Oberaesch in Duggingen ausleben. Ihre Aufgabe besteht auch darin, ein Pferd zu bewegen. So kommt sie sogar während der Arbeit zu Reiterfahrung.
Mit fremden Pferden reiten
Um optimal auf die World Games vorbereitet zu sein, organisierte Gisela Imark für ihr Team mehrere Trainingscamps, in denen stets auf verschiedenen Pferden geritten wurde. Denn die Herausforderung des unbekannten Pferdes wartet auch in Berlin auf Lea Perren. Es gilt, in 20 Minuten das Vertrauen des Pferdes zu gewinnen und dieses möglichst gut kennen zu lernen.
Die Special Olympics, bei denen auch immer wieder Wettkämpfe in der Region Basel stattfinden, seien weit mehr als Sport, sagt Gisela Imark. «Sie geben Menschen mit einer geistigen Beeinträchtigung die Möglichkeit, an Wettkämpfen teilzunehmen. Die Turniere fördern ihre Anerkennung in der Gesellschaft und sind gelebte Inklusion.» Für Lea Perren geht es nach den ersten Erfolgen bei Wettkämpfen in der Schweiz darum, am grösstmöglichen Anlass ihre Leistung zu bringen. Doch schon jetzt ist klar: Bereits die Teilnahme wird ein grosses Erlebnis.