Ein nostalgisches Heimatspiel

Die Volksmusikgruppe «Die Kreuzfidelen» präsentierte am Sonntag Hanny Christens Theaterstück «Z’Arlese in der Chrone» als Lesung mit Musik und einer Bilderschau.

Haben sich der Sammlung von Hanny Christen verschrieben: Fritz und Annerose Krey. Foto: zVg
Haben sich der Sammlung von Hanny Christen verschrieben: Fritz und Annerose Krey. Foto: zVg

Hanny Christen erlangte als Sammlerin von volksmusikalischem Notenmaterial Berühmtheit. Zum 20-Jahr-Jubiläum der Sammlung Hanny Christen griffen Fritz und Annerose Krey auf ein Heimatspiel zurück, das 1956 als Auftragsarbeit des Kirchenchors der reformierten Kirche in Arlesheim im Saal des Restaurants Ochsen aufgeführt wurde.

Hanny Christen, die damals 57 Jahre alt war, setzt sich in ihrem Theaterstück «Z’ Arlese in der Chrone» mit dem Konflikt zwischen Tradition und Neuzeit auseinander. Das Stück, das jetzt als Lesedrama gespielt wurde, scheint völlig aus der Zeit gefallen zu sein. Es ist der Versuch einer restaurativen, puristischen Erhalterin der Tradition, sich gegen die gesellschaftlichen Veränderungen zu stemmen, und ein interessantes Zeitdokument. Tatsächlich hat dieses Spiel etwas Rührendes an sich. Heute würden wir Hanny Christen vielleicht als reaktionär bezeichnen, was sie sicher nicht war. Mit ihrer Sammlung wollte sie die Vergangenheit bewahren, erreichte aber paradoxerweise etwas anderes. Heute greifen Vertreterinnen und Vertreter der Neuen Volksmusik auf die alten Melodien zurück, um aus ihnen etwas ganz Neues zu machen. Daran hätte das Musighanneli wohl keine Freude gehabt. Aber die Zukunft der Vergangenheit liegt eben darin, dass man den Gehalt immer wieder in eine neue Form giessen muss.

Ein merkwürdiger Existenzialist

Im Stück, das am 28. Oktober 1956 im «Ochsen» aufgeführt wurde, kommen acht Personen vor, vier Männer und vier Frauen. Der eigentliche «Lämpemacher» ist Hugo, den Christen als «Existenzialisten» bezeichnet. Der Existenzialismus war in den 1950er-Jahren en vogue, aber Hugo entspricht gar nicht dem Klischeebild des melancholischen, meist schwarz gekleideten Existenzialisten. Er trägt bunte Kleider und ist ein genussfreudiger Möchtegern-Kapitalist. Im ersten Auftritt möchten die Bauerntochter Vreny, die Handwerkstochter Lyneli und der Handwerker Hans ein Theaterstück machen und herausfinden, wo das Musighanneli wohnt. Dazwischen erklingen immer wieder Tanzstücke. Im zweiten Auftritt schwärmt Hugo von Reisen, Städten und Zeitungsartikeln, wogegen Bauernsohn Heiri lieber mehr Musik aus dem «Buuregeischt» im Radio Bern hören will.

Erhaltung gegen Wandel

Der dritte Auftritt handelt vom Brauchtum, von einer Tanzhochzeit und Hanny Christens Büchlein «Die schönste Volkstänz ussim Baselbiet». Der «Ankesepp» ist der typische Antimodernist, den Hugo als «Heimatschützler» tituliert, der noch hinter dem Mond zu Hause sei. Beim politisch nicht gerade korrekten Lied «Hau dr Chatz dr Schwanz ab» dürfen alle mitsingen. Weiter geht’s im Text, dazwischen immer wieder Tänzli, Schottisch und Polka. Am Ende renkt sich auf der Bühne wieder alles ein. Auch Hugo wird wieder in die Gemeinschaft aufgenommen.

Grosser Applaus folgt nach dem angereicherten Arleser Schottisch. Pikantes Detail: Der Dialekt, den Hanny Christen verwendete, wurde in Arlesheim nie gesprochen.

Die reformierte Kirchgemeinde stellte den «Kreuzfidelen» den Saal zur Verfügung. Bedauerlicherweise leistete die Gemeinde an diesen doch sehr Arlesheim-spezifischen Anlass keinen finanziellen Beitrag.

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