Ein kleiner Funke kann reichen

Die Trockenheit in den Wäldern nimmt für diese Jahreszeit besorgniserregende Züge an. Der aktuelle Regen ist da nur ein Tropfen auf den heissen Stein.

Bodenbrand im Arlesheimer Wald: Die Ursache für das Feuer konnte noch nicht gefunden werden.  Foto: Polizei Basel-Landschaft/ZVG
Bodenbrand im Arlesheimer Wald: Die Ursache für das Feuer konnte noch nicht gefunden werden. Foto: Polizei Basel-Landschaft/ZVG

Ich kann mich nicht daran erinnern, dass es zu dieser Jahreszeit schon einmal ein Feuerverbot brauchte.» Alfred Hügi, Revierförster der Forstgemeinschaft Arlesheim-Münchenstein, wählt deutliche Worte, um die aktuelle Lage in den Wäldern der Region zu beschreiben. «Es ist spindeldürr und trocken. Ein Funke kann reichen, damit es brennt. Die Situation ist sehr angespannt.» In den vergangenen Wochen kam es im Kanton Baselland zu fünf der Polizei bekannten Waldbodenbränden. Jener in Arlesheim beim Spitalwaldweg von letzter Woche war grossflächig und hatte mehrere Brandnester. Eine Brandursache konnte noch nicht eruiert werden, berichtet Adrian Gaugler, Sprecher der Baselbieter Polizei. Eine Feuerstelle sei an diesem Ort keine vorhanden. «Es wird schwierig sein, die Brandursache noch zu eruieren. Das kann eine unvorsichtig weggeworfene Zigarette oder auch eine Scherbe gewesen sein, die durch die Sonneneinstrahlung einen Brandeffekt auslöste.»


Neue Wurzeln brauchen Wasser
Gemäss Revierförster Hügi ist zurzeit vor allem die oberste Waldbodenschicht extrem trocken. Dazu kommen trockenes Laub und trockene Nadeln auf dem Boden. Auch der Blütenstaub sei ein zusätzlicher Gefahrenfaktor. Neben dem Mangel an Niederschlägen sorgte die zuletzt starke Sonneneinstrahlung dafür, dass die noch vorhandene Feuchtigkeit rasch verdunstet. Auch der leichte Wind, der in den letzten Wochen vermehrt auftrat, wirkte sich negativ aus.

Der niederschlagsarme Frühling folgt auf einen niederschlagsarmen Winter. «Wir sind von der Trockenheit her nicht mehr weit von einem trockenen Sommer entfernt», warnt Alfred Hügi. Der April sei sonst mit der regenreichste Monat im Jahr, erinnert Aeschs Revierförster Christian Becker. «Es ist tragisch. Im April bilden sich die Wurzeln frisch, doch das Wasser dazu fehlt.» Dies hat zu einem späteren Zeitpunkt Folgen bis hoch zu den Baumkronen. «Bis 50 Prozent der Wurzeln werden jährlich neu gebildet – auch bei schon älteren Bäumen.» Eine Buche benötigt an einem sonnigen Frühlingstag 200 bis 300 Liter Wasser.


Appell an die Waldbenutzer
Die Gedanken an den bevorstehenden Sommer bereiten den Revierförstern Kopfzerbrechen. Die aktuelle Regenphase sei auf jeden Fall hilfreich, aber sie reiche längst nicht aus, um die Situation zu entschärfen. «Es braucht langen, stetigen Regen, der in den Boden absickern kann», betont Christian Becker. Regne es nur kurz stark, werde die Feuchtigkeit oberflächig abgeschwemmt und nur oberflächliche Pflanzen könnten davon profitieren. «Es dauert im Normalfall aber rund sechs Wochen, bis die Feuchtigkeit zu den tiefen Wurzeln gelangt ist. Passiert das nicht, wachsen die sonst tiefen Wurzeln mehr in Richtung Oberfläche, um doch noch irgendwie an Wasser zu kommen. Bei der nächsten Trockenheitsphase sind sie dann der Trockenheit noch mehr ausgeliefert.» Christian Becker befürchtet, dass auch eine längere Regenphase die bereits entstandenen Schäden der mehrwöchigen Trockenheitsphase nicht wieder wettmachen kann.

In gewissen Gebieten der Region – unter anderem in den Jurasüdtälern – sei die Situation noch etwas prekärer als im Birseck, sagt Holger Stockhaus, Waldschutzbeauftragter des Amts für Wald beider Basel. Die trockenen Sommer 2018 und 2019 seien in den Wäldern noch immer spürbar. «Die Bäume sind anfällig für Schäden. Dazu liegt im Wald sehr viel Totholz herum, was leicht entzündbar ist.»

An die aktuell vielen Waldbenutzer richten die beiden Revierförster und Holger Stockhaus neben dem strikten Feuerverbot einen dringenden Appell: «Geht respektvoll mit dem Wald um. Verlassen Sie die Wege nicht, zertrampeln Sie keine Pflanzen und reissen Sie keine aus. Der Wald ist zurzeit höchst anfällig.»

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