Dornach setzt auf Wohnungen ohne Parkplätze
Die Weiterentwicklung des Wydeneck-Areals könnte an einer Mobilitätsfrage scheitern.
Die Arealentwicklerin Hiag wirbt für das schöne Wohnen an der Birs im Wydeneck-Areal, doch die geplanten Wohnungen lassen länger auf sich warten als gedacht. Offenbar verschiebt sich der Beginn der ersten Bauetappe nach hinten. Marco Feusi, CEO der Hiag, verwies an der Einweihung der Tagesschule vor einer Woche darauf, dass die Weiterentwicklung des Areals in Abhängigkeit zur Zonenplanung mit den Erschliessungsfragen, insbesondere dem Bau der S-Bahn-Haltestelle, stehe. «Die Mühlen der öffentlichen Hand mahlen langsam», gab er zu verstehen.
Nun, worauf wollte der Hiag-CEO hinaus? Der Teilzonenplan Wydeneck wurde vom Dornacher Gemeinderat erstellt und ist kürzlich aus der Vorprüfung der kantonalen Behörden zurückgekommen. Bei der Überarbeitung ist es nun aber zu einer grösseren Meinungsverschiedenheit zwischen dem Gemeinderat und der Hiag gekommen. Der Gemeinderat erhielt vom Kanton Solothurn den Auftrag, bei der Frage der Parkplätze deutlicher zu werden.
«Damit können wir nicht leben»
Der Richtwert für die Anzahl Parkplätze liegt im Kanton Solothurn bei einem Parkplatz pro 100-Quadratmeter-Wohnung. Bisher verwies das Dornacher Zonenreglement auf einen möglichen Reduktionsfaktor dieses Richtwertes von 40 bis 60 Prozent. Dies weil Verbesserungen des öffentlichen Verkehrs, also die direkte Anbindung des neuen Wohnquartiers an die S-Bahn und ans Busnetz, angestrebt werden. «Eine Rückmeldung des Kantons im Rahmen des Vorprüfungsberichts war, dass man es konkreter definieren sollte», hält Gemeindepräsident Daniel Urech (FWD/Grüne) auf Anfrage des Wochenblatts fest. Die Ortsplankommission sei zum Schluss gekommen, dass der Faktor Parkplatz pro Wohnung auf 0,4 reduziert werden sollte. Das heisst: Pro Wohnung stünden auf dem Areal dann noch 0,4 Parkplätze zur Verfügung.
Für die Hiag ist diese Massnahme zu einschneidend. «Damit können wir nicht leben», sagt Feusi. «Wir werden das Risiko nicht eingehen, Wohnungen zu erstellen, die mangels Parkplatz nicht verkauft oder vermietet werden können.» Ein Vergleich zeige, dass bei Projekten in der Umgebung mit dem Faktor bis 1,2 Parkplätze pro Wohnung geplant werde. Und: Über die Frage, wie die Mobilität in zehn Jahren aussehen werde, lasse sich streiten, so Feusi.
Im Wydeneck sei der Bau von Parkplätzen eine teure Angelegenheit. Aufgrund des Grundwassers brauche es Sicherheitsvorkehrungen. Die Hiag rechnet mit Erstellungskosten von über 40000 Franken pro unterirdischen Parkplatz. «Damit steht fest: Wir werden keine Parkplätze bauen, die es nicht braucht», macht Feusi klar. Die Hiag sei im Moment daran, ihre Parkplatzüberlegungen ausführlich darzulegen und damit auch zu begründen, warum sie bei zu einschneidenden Massnahmen ihre Pläne für das Wydeneck ändern könnte.Gemäss Gemeindepräsident Daniel Urech befänden sich die Hiag und die Gemeinde im Austausch. «Bisher wurde noch kein Gemeinderatsbeschluss zu den Parkplatzreduktionsfaktoren gefällt, es liegt jedoch ein Vorschlag der Ortsplanungskommission (OPK) vor», so Urech. «Die Frage, wie viele Parkplätze gebaut werden dürfen und müssen, ist ein normaler Teil einer Planung, wie sie im Wydeneck stattfindet.» Die Zusammenarbeit mit der Hiag funktioniere «im Grossen und Ganzen» gut. «Dass es in einem Planungsprozess wie dem vorliegenden zuweilen unterschiedliche Interessen in Übereinstimmung zu bringen gilt, ist normal», gibt Urech zu verstehen.
Er hält grundsätzlich fest: «Die Hiag als Eigentümerin des Wydeneck-Areals ist für die Entwicklung der Gemeinde eine sehr wichtige Partnerin. Die beabsichtigte Transformation des Metalli-Areals zu einem lebendigen neuen Quartier ist für Dornach von grosser Bedeutung und trägt zur Vernetzung im Birsraum bei. Der Wohn- und Gewerberaum, die neue S-Bahn-Haltestelle und die zusätzlichen Naturflächen sind eine grosse Chance für Dornach.»