Die Mitte verliert und gewinnt zugleich
Im Wahlkreis Münchenstein scheidet Markus Dudler aus dem Landrat aus, während im Wahlkreis Reinach Christian Helfenstein zulasten von Katrin Joos Reimer (Grüne) gewählt wurde.
Weil der Wahlkreis Münchenstein auf die kommende Legislatur hin einen Sitz an die Wahlkreise Sissach beziehungsweise Oberwil abgeben muss, war klar, dass mindestens eine Partei ein Mandat verlieren wird. Es ist das eingetroffen, was Wahlbeobachterinnen und Wahlbeobachter als wahrscheinlichstes Szenario für den Wahlkreis Münchenstein vorausgesagt hatten: Der Arlesheimer Markus Dudler (Die Mitte) wurde abgewählt. Aufgrund der nominell eher schwächeren Liste der Mitte – es kandidierten sogar zwei Personen, die ausserhalb des Wahlkreises wohnen – kam dies nicht ganz unerwartet. Markus Dudler wurde 2015 erstmals ins Kantonsparlament gewählt und vor vier Jahren von der Stimmbevölkerung im Amt bestätigt. Dudler kam auf 773 persönliche Stimmen. Der grosse Abstand zur Zweitplatzierten Annika Bos mit 301 Stimmen zeigt, dass die Liste der Mitte insgesamt zu schwach war. Die Mitte, die erstmals unter dem neuen Namen fusioniert aus CVP und BDP angetreten war, verlor im Wahlkreis Münchenstein im Vergleich zu 2019 ganze 2,4 Prozentpunkte.
SVP schafft es ohne Bisherigen-Bonus
Das beste Resultat im Wahlkreis Münchenstein erzielte mit 1978 Stimmen der Arlesheimer Balz Stückelberger für die FDP. Mit 1824 beziehungsweise 1768 Stimmen folgen dahinter Miriam Locher und Adil Koller von der SP Münchenstein. Auf Platz vier rangiert Christine Frey (FDP) aus Münchenstein mit 1546 Stimmen.
Damit konnten die bereits 2019 wählerstärksten Parteien im Wahlkreis Münchenstein je ihre beiden Sitze souverän verteidigen. Der ehemalige Arlesheimer Gemeindepräsident Karl-Heinz Zeller, der 2019 erstmals in den Landrat gewählt wurde, schaffte für die Grünen die Wiederwahl mit 1327 Stimmen. Für die SVP verteidigte der Münchensteiner Stefan Meyer mit 671 persönlichen Stimmen das Mandat von Peter Brodbeck, der aufgrund der Amtszeitbeschränkung nach 16 Jahren nicht mehr antreten durfte. Dass Stefan Meyer ohne Bisherigen-Bonus den Sitz von Peter Brodbeck verteidigen konnte, ist keine Selbstverständlichkeit. «Auch für mich kam diese Wahl überraschend», sagt Meyer gegenüber dem Wochenblatt. Er habe einen aktiven Wahlkampf geführt und wohl auch davon profitiert, dass er von seiner Partei kurz als Regierungsratskandidat nominiert wurde. Er wolle sich in Liestal dafür einsetzen, dass die Verkehrsinfrastruktur im Birseck weiter ausgebaut wird, kündigt Meyer an. «Der öffentliche Verkehr und der motorisierte Individualverkehr brauchen ein gutes Nebeneinander.»
Betrachtet man die Parteienstärken, so ist im Wahlkreis Münchenstein die FDP die eigentliche Siegerin. Sie legte im Vergleich zu 2019 um gleich 5 Prozent zu und liegt mit 25,5 Prozent Wähleranteil nur noch 1,1 Prozent hinter der SP, die im Vergleich zu vor vier Jahren einen Prozentpunkt einbüsste.
Die Grünen verloren 1,6 Prozentpunkte, die SVP minimale 0,2 Prozentpunkte. Die Grünliberalen legten um einen halben Prozentpunkt auf 8,5 Prozent Wähleranteil zu, was jedoch nicht für einen Sitzgewinn reichte.
Grüne verlieren auch im Birseck
Im Wahlkreis Reinach wurde Katrin JoosReimer (Grüne) trotz Bisherigen-Bonus abgewählt. Sie war während der Legislatur für das politische Schwergewicht Klaus Kirchmayr aus Aesch nachgerückt.
Mit 973 Stimmen landete die Reinacher Einwohnerrätin auf der Liste der Grünen hinter dem Pfeffinger Marco Agostini, der die Wiederwahl souverän schaffte, auf Platz zwei. Wie im ganzen Kanton Baselland büssten die Grünen auch im Wahlkreis Reinach Stimmen ein und verloren 1,8 Prozentpunkte. Stärkste Kraft im Wahlkreis bleibt die SVP mit 24 Prozent. Sie konnte sogar noch leicht zulegen. Der Pfeffinger Martin Karrer erzielte in seinem Wahlkreis mit 2097 Stimmen das Bestresultat. Caroline Mall aus Reinach wurde Dritte. Auf Platz zwei hinter der SVP folgen mit dem gleichen Wähleranteil SP und FDP mit je 19,7 Prozent, was für beide wiederum für zwei Mandate reichte. Während die SP im Wahlkreis Reinach an Zuspruch verlor, machte die FDP Boden gut. Die Wiederwahl schaffte für die SP der Aescher Jan Kirchmayr, für die FDP Rolf Blatter (Aesch) und Jacqueline Bader (Reinach).
Neu gewählt wurde für die SP Nadim Ismail aus Pfeffingen. Er verteidigte den Sitz von Bianca Maag-Streit aus Reinach, die nach zwölf Jahren im Amt aufhört. Ismail trat bereits vor vier Jahren an. Er habe gespürt, dass er dieses Mal viel mehr Zuspruch erhalten habe. Politisch hat der Physiotherapeut mit eigener Praxis in Aesch und Schulrat die Themen Gesundheit und Bildung im Fokus.
Im dritten Anlauf erfolgreich
Ihren Wähleranteil im Wahlkreis Reinach gleich verdoppeln konnten die Grünliberalen. Dadurch schaffte die 2019 neu gewählte Christina Wicker-Hägeli aus Aesch die Wiederwahl locker.
Die Mitte verlor im Wahlkreis Reinach zwar mächtig, holte mit Christian Helfenstein aus Aesch aber einen zweiten Sitz. Dieser kam innerhalb der Wahlregion 2 womöglich von Markus Dudler aus dem Wahlkreis Münchenstein. «Ich habe nicht damit gerechnet», verrät Christian Helfenstein, der bereits zum dritten Mal für den Landrat kandidiert hatte. Neben ihm wurde auf der Liste der Mitte die Reinacher Gemeinderatsvizepräsidentin Béatrix von Sury souverän im Kantonsparlament bestätigt.
In der Summe blieben in den beiden Wahlkreisen im Birseck grössere Verschiebungen wie vor vier Jahren aus. Die Grünen haben addiert als einzige Partei einen Sitz verloren. Die grüne Welle, die 2019 auch durchs Birseck rollte, ist abgeflacht.