«Die Landfasnacht ist ein gutes Übungsfeld»

Heinz Studer, der ­Präsident der ältesten Basler Schnitzelbangg-­Gesellschaft, ist Reinacher Bürger und selbst Schnitzelbänggler.

Seit 12 Jahren im Amt: Heinz Studer, Präsident der VSG Schnitzelbängg. Foto: Caspar Reimer
Seit 12 Jahren im Amt: Heinz Studer, Präsident der VSG Schnitzelbängg. Foto: Caspar Reimer

Wochenblatt: Sie sind Präsident der ­Verainigty Schnitzelbangg Gsellschaft 1906 Basel, kurz VSG. Was ist der Zweck dieser Gesellschaft?

Heinz Studer: Das Schnitzelbangg-Wesen in Basel hat nichts mit dem Fasnachts­komitee zu tun, sondern wird durch sechs Gesellschaften organisiert, unter ihnen die VSG als die älteste. Vor der Fasnacht macht jede Gesellschaft Verträge mit ­Restaurants und Beizen, wo sie ihre Schnitzel­bängg aufführen will. Mit dem Vertrag gehen wir die Verpflichtung ein, dass unsere Schnitzelbangg-Formationen vorbeikommen, im Gegenzug zahlt der Wirt eine Pauschale für unsere Gesellschaft.

Wie viele Formationen sind bei der VSG angeschlossen?

Normalerweise zehn, allerdings machen vier in diesem Jahr wegen der Pandemie nicht mit. Einige fühlten sich gesundheitlich nicht wohl, anderen fehlte wegen der unsicheren Situation die Motivation. Es wird an dieser Fasnacht sicher weniger Gedränge geben als üblich. Das hat den Vorteil, dass die Formationen weniger vor Restaurants warten müssen und weniger lange brauchen, um von einem Ort zum nächsten zu gehen.

Wie ist das Verhältnis zu den anderen Schnitzelbangg-Gesellschaften? Herrscht Konkurrenz?

Früher, ja, da hatten sich die Gesellschaften regelrecht bekämpft (lacht). Vor allem seit der Pandemie hat sich das aber stark gewandelt. Wäre letztes Jahr Fasnacht gewesen, hätten sich alle sechs Gesellschaften zusammengeschlossen und abgesprochen, wer welche Beizen bedient. Und wir hätten aufgrund der Situation kein Geld verlangt.

Wofür wird eigentlich das eingenom­mene Geld gebraucht?

Ein Teil behält der Verein und der Rest wird an die Schnitzelbangg-Formationen ausbezahlt. Jede Person bekommt gleich viel, übrigens unabhängig davon, ob die Schnitzelbängg gut oder schlecht ­ankamen.

Wie ist die VSG organisiert?

Wir sind ein Verein, wie der FC oder ein Turnverein, mit fünf Personen im Vorstand.

Wie lange haben Sie das Präsidentenamt schon inne und wie sind Sie dazu gekommen?

Ich bin im zwölften Jahr. Zuvor war ich Kassier und als mir der damalige Präsident sagte, dass er bald aufhören möchte, war es für mich in Ordnung, das Amt zu übernehmen. Ich mache es gerne, schliesslich bin ich auch Fasnächtler und gehöre zu einer der sechs Schnitzelbangg-­Formationen.

Wie bereiten Sie sich vor?

Ich war bereits an Vorfasnachtsveranstaltungen wie dem Guggerzytli in Ettingen und am Wochenende sogar in Baden. Ich habe also schon mehrere Auftritte hinter mir, was wichtig ist, weil sich so herausfinden lässt, was beim Publikum ankommt. Ich habe insgesamt 25 Verse gedichtet, von denen ich natürlich nicht alle in Basel aufführen werde. Die Landfasnacht ist ein gutes Übungsfeld.

 

Führen die Formationen der VSG ihre Schnitzelbängg auch ausserhalb der ­Region auf?

Es gibt Interessenten aus verschiedenen Landesteilen, die uns kontaktieren, weil sie am Auftritt einer Basler Schnitzelbangg-Formation interessiert sind. Das kommt häufig vor und solche Einsätze sind bei uns sehr beliebt.

Was sind die Schnitzelbangg-Themen der diesjährigen Basler Fasnacht?

Die Basler Regierung und die BVB sind immer ein Thema. Das Fussballspiel der Schweiz gegen Frankreich oder das Schiff, das den Suezkanal versperrt hat, kommen auch vor. Und natürlich auch Corona. Über Putin habe ich bisher an einem anderen Ort einen Vers gehört, der hat mir aber nicht sehr gefallen.

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