Die Ferien müssen Badi-Saison retten
Nur ein schönes Wochenende, keine stabile längere Schönwetterphase – die Gartenbäder haben einen schlechten Saisonstart hingelegt.
2023 war ein Rekordjahr. Zwar waren die ersten beiden Wochen schlecht, doch dann drehte Petrus auf. Bis in den Herbst hinein blieb es sonnig und heiss. «Das letzte Jahr war sogar besser als 2003», blickt Mario Henz, Betriebsleiter des Gartenbads Arlesheim, zurück. Und dieses Jahr? «Die ersten zwei Monate haben wir verloren», meinte Henz Anfang letzter Woche. Mit Ausnahme des Starts am 4. und 5. Mai gab es kein einziges schönes Wochenende und mit Ausnahme weniger Tage in der vergangenen Woche keine längere Schönwetterphase. «Normale» Badetage mit gegen 900 Besucherinnen und Besuchern habe es nur vereinzelt gegeben, resümiert Henz. Die vergangene Woche fing die Tristesse minim auf.
Die Badi-Saison 2021 sei ähnlich verlaufen wie die aktuelle, wobei dort noch die Coronapandemie die tiefen Besucherzahlen mit beeinflusste, erinnert sich der Betriebsleiter. Weil die Schwimmbecken nicht künstlich beheizt würden, habe das Wetter Einfluss auf die Wassertemperaturen. Es brauche nur ein paar Sonnenstrahlen, damit das Wasser wärmer wird, verrät Mario Henz. Kein Problem mit den kühlen Wasser- und Lufttemperaturen haben die angefressenen Schwimmerinnen und Schwimmer. Für sie ist die Situation ideal, da die Schwimmbecken ihnen nahezu alleine gehören.
Das Team sei jederzeit für schöne Sommertage gerüstet, verspricht Henz. «Wir spüren, dass bei kurzen Schönwetterphasen die Leute ins Bad kommen. In schönen Jahren dauert es immer ein bis zwei Tage, bis die Leute reagieren.» Das Bedürfnis nach einem schönen Badi-Tag im Birseck sei gross. Können die Sommerferien die Saison noch retten? Henz ist skeptisch: «Ich glaube, die Leute fliegen aufgrund des hiesigen Wetters noch mehr in die Ferien als normalerweise.»
«Jetzt haben wir halt einfach mal wieder Pech»
Auch beim Gartenbad Reinach fällt die Bilanz bislang mager aus. «In den ersten 61 Tagen hatten wir mit rund 12300 Badegästen weniger als einen Viertel des letzten Jahres», sagt Carmen Oriet von der Badi Reinach. Die vergangene Woche habe die Bilanz etwas aufgebessert. Selbst wenn das Wetter in den kommenden Wochen mitmachen sollte, könne das Defizit wohl aber nicht aufgeholt werden, befürchtet Oriet.
Bei den Gästen müsse man zwischen den Schwimmerinnen und den Schwimmern, die Sport treiben, und den Badenden unterscheiden, gibt Oriet zu bedenken. «Wir haben viele angefressene Schwimmer. Sie kommen bei jeder Witterung und fast bei jeder Wassertemperatur, viele von Ihnen täglich.» Zum Baden müsse es warm und schön sein, obwohl das Gartenbad auch neben den Wasserbecken attraktiv zum Verweilen sei. Hadern möchte sie trotz der bescheidenen Zahlen aber nicht. «Wir hatten die letzten Jahre mehrere Spitzensommer. Sowohl 2022 als auch 2023 hatten wir über 100 000 Gäste. Jetzt haben wir halt mal wieder Pech.»
Gar von einer «schrecklichen» Bilanz sprach vergangene Woche Markus Hänggi, Betriebsleiter des Schwimmbads Aesch. «Bis am 25. Juni hatten wir 5000 Eintritte. In anderen Jahren hatten wir zum gleichen Zeitpunkt das Dreifache.» In der vergangenen Woche kam auch dank Schulklassen erstmals richtig Betrieb im Schwimmbad auf. Zwar war das erste Badi-Wochenende Anfang Mai schön, doch die Massen kämen erst ab 30 Grad, berichtet Hänggi.
Beim Dornacher Gartenbad «Glungge» sei der Mai ein «Totalausfall» gewesen, bilanziert Dominique Kleiber, Bereichsleiter Gemeindeeigene Liegenschaften bei der Gemeinde. Mit Ausnahme einzelner Tage sei auch der Juni schlecht gewesen. Dies ist umso bitterer, da der Juni für die «Glungge» gemäss Kleiber sonst der stärkste Monat ist. «Im Juli haben wir aufgrund der Ferien rund einen Drittel weniger Gäste als im Juni.» Die wenigen schönen Tage hätten aber gezeigt, dass die Leute regelrecht auf das Schwimmen und Baden brennen, verrät er.
Gastronomiebetreiber leiden besonders
Zwar böten mittlerweile alle Gartenbäder Attraktionen neben den Schwimmbecken an, doch ohne schönes Wetter kämen fast keine Gäste in die Gartenbäder, um zu spielen oder zu essen, sagen die Badi-Verantwortlichen unisono. Das spüren die zumeist eigenständig wirtschaftenden Gastronomiebetreiberinnen und -betreiber. Für sie ist die Badi-Saison 2024 bis anhin ganz besonders ins Wasser gefallen, weil sie finanziell nicht von den Gemeinden getragen werden. Jede verkaufte Portion Pommes frites und jede Süssigkeit ist wichtig.
Auch für die Mitarbeitenden, die je nach Wetter im Stundenlohn im Einsatz stehen, lief die Badi-Saison 2024 bisher finanziell bescheiden. Das Gartenbad Arlesheim habe zwar jeden Tag bei jedem Wetter offen, aber aufgrund der tiefen Besucherzahlen versuche man, Strom zu sparen, erklärt Betriebsleiter Mario Henz. Auch Frischwasser brauche es weniger. Die Arbeit sei dem Team im Mai und Juni aber nicht ausgegangen. «Aufgrund des Wetters wächst alles viel schneller. Wir sind fast dauerhaft am Mähen und am Heckenschneiden.»