Das Münchensteiner See-Projekt bekommt Aufwind
Nach Aesch kommt nun auch in Münchenstein wieder die Idee eines Badesees auf. Die Pläne sind ambitiös.
Dem ehemaligen Münchensteiner Gemeindepräsidenten Giorgio Lüthi kommen unweigerlich Dürrenmatts «Physiker» in den Sinn: «Was einmal gedacht wurde, kann nicht mehr zurückgenommen werden», heisst es dort. Allerdings geht es jetzt beim Gedachten nicht um eine Atombombe, sondern um einen See. Konkret um einen Badesee entlang der Birs im Gebiet Hofmatt. Schon vor 13 Jahren trieb die damalige Baselbieter Baudirektorin Elsbeth Schneider diese Idee voran, ehe sie nach Schneiders Regierungszeit 2010 vom Amt für Raumplanung
ad acta gelegt wurde.
Jetzt drängt die Idee wieder zurück an die Oberfläche. Der Münchensteiner Architekt Rolf Stalder erklärt:«Jetzt ist genau der richtige Zeitpunkt, um dem Thema neuen Schwung zu verleihen», sagt er. Ausgelöst durch die Klimabewegung, aber auch durch die Erfahrungen des Corona-Lockdown werde aktuell rege über unser Reise- und Freizeitverhalten diskutiert. «Eine Feriendestination vor der eigenen Haustüre zu schaffen, finde ich eine wahnsinnig spannende Idee. Ganz nach dem Motto: Mit dem Trämli an den See.»
Umwelt, Baden und Ferienhäuschen
Stalder beteuert, erst im Laufe der Projektarbeiten auf die Idee von Elsbeth Schneider gestossen zu sein. Er habe einfach immer mal wieder Lust, mit seinem Team etwas Spezielles auszuprobieren. Dieses Mal soll es also ein Münchensteiner See sein. Wobei: Eigentlich sind es deren drei. Stalder schweben bei einer Wasserfläche von 53000 Quadratmetern oder gut sieben Fussballfeldern drei Zonen vor: eine Ausflugszone mit Badestränden, Grillplätzen und einer Buvette, eine Ferienzone mit neun Pfahlbauhäusern sowie eine Naturschutzzone. Das Wasser soll direkt aus der Birs abgeleitet und ihr danach wieder zugeführt werden.
«Ich bin begeistert», reagiert Schneider euphorisch, als sie durch «Schweiz am Wochenende» von den Plänen erfährt. Noch heute trauert sie ihrem gescheiterten Projekt nach. «Ich hatte damals schon einen Financier, einen bekannten Banker, der mittlerweile leider verstorben ist.» Damit war sie 2007 deutlich weiter als Stalder heute. Denn der Architekt sagt klar: «Ich habe noch nicht auf die Kosten oder Interessen der Grundeigentümer geschaut. Eine Vision soll nicht zu früh gebremst werden.»
Altregierungsrätin gibt einen Tipp
Bis jetzt hat Stalder erst den ansässigen Fischerverein sowie Lüthi eingeweiht. Dieser hat durchaus Sympathien für die Idee: «Der Standort würde sich sicher eignen: Es ist der nasseste Ort von Münchenstein.»
Auf dem ursprünglichen Schwemmland betreibt Stephan Hofer heute als Pächter Landwirtschaft. Grundeigentümer eines Drittels ist Münchenstein, zwei Drittel gehören der Riehener Erbengemeinschaft Geigy. Weder Pächter noch Besitzer waren für ein Gespräch erreichbar. «Stalder hätte sie zuerst fragen sollen», sagt Lüthi. Schwierig dürfte schon alleine die Umwandlung in eine Bauzone werden, die wegen der Häuschen nötig würde. Schneider hat daher einen Tipp für Stalder: «Er soll das Projekt nicht überladen, sondern klein anfangen.» Lüthi, der sich seit Juli im Ruhestand befindet, ist auf jeden Fall gespannt: «Irgendwann packe ich vielleicht meine Badehosen ein und gehe im Münchensteiner See baden.»