Das «Metzgerhuus» kann kommen
Der Bau des regionalen Schlachthauses in Füllinsdorf hat begonnen. Damit erhalten Metzger und Bauern ein massgeschneidertes Angebot.
Die Metzger und Bauern aus der Region können ab dem Frühjahr 2025 im «Metzgerhuus Stadt & Land AG» in Füllinsdorf Tiere schlachten und zerlegen. Im Gewerbegebiet Wölfer erfolgte am vergangenen Freitag der Spatenstich zu einem neuen, modernen regionalen Schlachthaus, das ebenfalls für Notschlachtungen genutzt werden kann. Angegliedert wird ein Verkaufsladen. «Es braucht diese Einrichtung, weil Schlachthöfe immer weiter zentralisiert werden, Grossbetriebe werden noch grösser», erklärt Raffael Jenzer, Projektleiter dieses Neubaus. Zudem seien KMU-Metzgereien zu klein. «Deshalb machen wir nun etwas Eigenständiges, das auch das Bestmögliche für das Tierwohl ist.»
Jede Woche werden 180 Tiere geschlachtet
Dazu gehören kürzere Wege, was mit Transporten von der hiesigen Region zu Schlachthöfen ins Mittelland nicht der Fall ist. Das «Metzgerhuus» steht Metzgern und Bauern offen, auch Nicht-Aktionären. Sie können wählen, wie sie das Tier verarbeiten möchten: nur geschlachtet, auch zerlegt oder das Fleisch gar veredelt. Pro Woche können je 30 Rinder und Kälber, 100 Schweine und 20 Schafe geschlachtet werden. Diese Zahlen beruhten auf Erfahrungswerten der bestehenden Metzgereien in der Region. Sie lägen im Vergleich mit einem Grossbetrieb im Promillebereich, rechnet Jenzer vor. Beim Schlachthaus in Füllinsdorf gilt: klein, aber fein, Qualität statt Masse.
Der Tarif für die Benutzer richtet sich nach dem Gewicht des Fleisches und ihrer Arbeitszeit. Der 25-jährige Fleischfachmann, der sich auf dem Weg zur Meisterprüfung befindet, meint, dass das «Metzgerhuus» wirtschaftlich betrieben werden kann, wenn es das erwartete Volumen erreicht. «Wir wollen den Metzgern und Bauern diese Dienstleistung zu fairen Konditionen bieten, auch wenn wir teurer sein werden als Grossschlachthäuser.»
Neben dem Schlachtbetrieb entsteht ein Verkaufsladen für private Kunden mit einem Angebot von Fleisch aus eigener Schlachtung. Ergänzt wird das Sortiment mit weiteren regionalen Spezialitäten wie Gemüse, Obst oder Wein direkt von Landwirten und Produzenten. Das Fachgeschäft wird täglich geöffnet sein; freitags und samstags bedient – dann sind auch Spezialwünsche möglich –, an den anderen Tagen gilt Selbstbedienung. Dass dieser Laden in einer Gewerbezone und abseits des Siedlungsgebiets zu stehen kommt, sieht Raffael Jenzer nicht als Nachteil, um Kunden anzulocken: «So schlecht ist die Lage nicht. Ein paar hundert Meter weiter oben sind ein McDonald’s und der Autobahnanschluss.» Ab Beginn des kommenden Jahres wird der Nusshöfer Peter Andrist als Geschäftsführer den Betrieb leiten, Verwaltungsratspräsident ist Christoph Jenzer aus Arlesheim, der Vater von Raffael. Das Projekt benötigte laut Christoph Jenzer ein paar Jahre an Vorbereitungszeit. Und er sagt nicht ohne Stolz: «Auf das Baugesuch folgte keine einzige Einsprache.»
Im «Metzgerhuus» wird Transparenz gelebt
Die Investitionen belaufen sich auf rund elf Millionen Franken, ein Viertel davon übernehmen der Bund und die Kantone Baselland und Basel-Stadt. Das «Metzgerhuus Stadt & Land» in Füllinsdorf ist der mit Abstand grösste Brocken des Projekts Regionale Entwicklung (PRE) «Genuss aus Stadt und Land». Es wurde von fünf Metzgerfamilien und den Berufsverbänden gegründet. Zusätzlich beteiligen sich der Metzgermeisterverband beider Basel und die Genossenschaft Basler Metzger am Neubau.
Raffael Jenzer verspricht, dass im «Metzgerhuus» Transparenz gelebt wird. Er ist sich bewusst: «Wir bewegen uns in einem sehr sensiblen Bereich und werden Einblick geben.» So sind Fenster vorgesehen, die über Podeste erreichbar sind und durch die man in den Betrieb sehen kann. Auf Hinweistafeln werden Informationen angebracht. Zudem sind Führungen durch Fachpersonen geplant.