Das Birseck redet in Rom mit
Die Katholische Kirche hat einen zweijährigen synodalen Prozess eröffnet. Das Ziel: Menschen auf der ganzen Welt sollen über die Zukunft der Kirche mitreden. Die Fragebögen für die «Wochenblatt»-Region sind am Sonntag eingetroffen.
«Wenn wir von unserer Kirche sprechen, wer gehört aus Ihrer Sicht zu unserer Kirche?» Oder: «Wo fühlen Sie sich in der Kirche (als Mann, Frau, Laie, jugendlicher, queere Person) nicht gehört?» Mit einem umfangreichen Fragenkatalog will die Katholische Kirche ihre Mitglieder, aber auch Menschen ausserhalb der Kirche, zum Gespräch animieren. Es ist ein einzigartiger Prozess in der Geschichte der Kirche – so etwas hat es noch nie gegeben. Vorangetrieben hat die Umfrage Papst Franziskus selbst. Er hat den synodalen Prozess im Oktober angestossen, denn der Papst will eine Kirche, in der die Menschen miteinander kommunizieren und aufeinander hören. «Wir kommen nicht umhin, das Unbehagen und Leid vieler pastoraler Mitarbeiter, der partizipativen Organe in den Bistümern und Pfarreien und der Frauen zu registrieren», so der Papst.
Am Sonntag erhielten nun auch die Pfarreien und Seelsorgeverbände der Region die Unterlagen für die erste Etappe des zweijährigen synodalen Prozesses. Alle Fragen wurden vom Bistum Basel in Zusammenarbeit mit dem Meinungsforschungsinstitut gfs Bern und auf der Grundlage der zehn Themenfelder, die Rom vorgegeben hat, erarbeitet. In Gruppen von mindestens fünf Personen sollen nun auch die Menschen aus dem Birseck und Dorneck gemeinsam diskutieren, wohin sich die Kirche weiterentwickeln soll. Teilnehmen kann jeder, der sich in irgendeiner Weise mit der Kirche auseinandersetzen möchte. «Nicht nur Mitglieder, auch Menschen, die den Austritt aus der Kirche gegeben haben, sollen angehört werden», erklärt Alois Schuler, Pfarreiseelsorger des Seelsorgeverbandes Angenstein. Die Gruppen können ihre Ergebnisse anschliessend direkt an das gfs Bern zur Auswertung weitergeben. Die eigens dafür eingerichtete Website wir-sind-ohr.ch, für welche der horchende Papst Franziskus auf Plakaten wirbt, führt durch den Prozess.
Trotz allem keine Meinungsumfrage
Eine Meinungsumfrage, bei der es wie bei Abstimmungen zu Mehrheitsverhältnissen kommt, soll es allerdings nicht geben. Vielmehr gehe es darum, einzelne wichtige Anregungen aus den regionalen Gruppen in Rom aufzunehmen. «Es ist klar, dass dabei auch einiges untergehen wird», ist sich Schuler bewusst. Dennoch ist der Seelsorger überzeugt, dass die Ergebnisse auch für die regionale Kirche von Interesse sein werden. «Wir Seelsorgende erhalten zwar keine direkten Rückmeldungen. Das ist allerdings auch eine Stärke – die Menschen müssen sich nicht an uns wenden, sondern können eigenständig in kleinen Gruppen diskutieren.» Schuler hofft, dass die Kirche damit auch Menschen erreicht, die nicht jeden Sonntag am Gottesdienst teilnehmen. «Die ersten zwei Fragen lauten: Wer gehört eigentlich zu unserer Kirche? Und wen schliessen wir aus? Darauf erhoffe ich mir Antworten.» Als Pfarreiseelsorger wünscht sich Schuler, dass der Prozess dazu führt, dass der synodale Weg – also das «gemeinsame Gehen» – auch in Rom vermehrt gelebt werde. «Wir hoffen auch, dass Entscheidungskompetenzen weiter heruntergenommen werden, sprich, dass nicht alles immer direkt von Rom vorgegeben wird, sondern regionale Kirchen mehr Kompetenzen erhalten.
Erste Ergebnisse im Januar 2022
Bis Ende November können Interessierte am Prozess mitwirken. Für jene, die nicht selbst eine Gruppe finden, sind in allen Pfarreien öffentliche Veranstaltungen geplant: In Aesch am 3. und 11. November, in Reinach am 14. November, für die anderen Orte sind die Termine noch nicht fixiert. Ende Januar 2022 sollen die Bistümer die Schlussergebnisse veröffentlichen und an die Schweizer Bischofskonferenz weiterleiten. Diese wird die Erkenntnisse diskutieren und anschliessend nach Rom übersenden. Dort findet im Herbst 2023 die Weltbischofssynode statt.