Büsserach: Wo Erz zu Eisen wurde
In der Schwarzbuben-Gemeinde wurde einst im grossen Stil Eisen hergestellt. Der Kanton Solothurn finanziert regelmässig neue Grabungen, um weitere Erkenntnisse zu gewinnen.
Büsserach ist in den vergangenen Jahren stark gewachsen. Seit 2000 ist die Bevölkerungszahl der Thiersteiner Ortschaft um rund 500 Personen auf 2400 Einwohnerinnen und Einwohner angestiegen. Die rege Bautätigkeit sorgt nicht nur für höhere Steuereinnahmen und freut den Finanzverwalter der Gemeinde. Sie interessiert auch jemanden, von dem man es nicht unbedingt erwarten würde: das Solothurner Amt für Denkmalpflege und Archäologie.
Im Bereich der im Jahr 2008 neu gebauten Mittelstrasse wurden immer wieder sogenannte Notgrabungen durchgeführt. Bei diesen handelt es sich um Grabungen, die anstehen, wenn durch Bauprojekte archäologische Zeugnisse unmittelbar bedroht sind. Nahe der Mittelstrasse schossen die Einfamilienhäuser aus dem Boden, weshalb vor dem Bau oftmals Archäologinnen und Archäologen mit der Schaufel in der Hand anzutreffen waren.
In seiner vergangenen Sitzung sprach der Regierungsrat des Kantons Solothurn 300000 Franken für zwei neue Grabungen im aktuellen Jahr.
Eisenproduktion dank Erz von Jurahügeln
Als die Mittelstrasse errichtet wurde, kam bei einem Aushub erstmals eine grosse Menge jahrhundertealter Eisenschlacke zum Vorschein. «Es ist denkbar, dass in diesem Gebiet einst rund 30 Personen tätig waren, die Eisen herstellten. Dafür verwendeten sie Erz von den nahen Jurahügeln, das sie in Öfen zu Eisen verhütteten», erklärt Fabio Tortoli vom Amt für Denkmalpflege und Archäologie, der die Grabungen in Büsserach leitet. Ende dieser Woche beginnen neue Ausgrabungen in der Schwarzbuben-Gemeinde, um weitere Erkenntnisse zu gewinnen. Den Verantwortlichen beim Kanton ist bewusst, welche Bedeutung die Arbeiten in Büsserach haben. In einer von mehreren Publikationen zum Thema heisst es: «Die Fundstelle Büsserach-Mittelstrasse am südlichen Rand des Laufener Beckens ist im Kanton Solothurn die einzige grossflächig untersuchte Siedlung aus dem Früh- und Spätmittelalter. Im Zeitraum zwischen 600 und 1000 n. Chr. wurde in einer Handwerkersiedlung an der Lüssel im grossen Stil Eisen hergestellt und verarbeitet.» Dass in diesem rund 2000 Quadratmeter grossen Gewerbeviertel auch gewohnt wurde, zeigten die Überreste von mindestens vier grossen Pfostenbauten.
Keramiken und Münzen aus der Römerzeit
Es ist gut möglich, dass die Mitarbeitenden der Kantonsarchäologie auch bei den anstehenden Grabungen wieder erkenntnisreiche Funde zutage fördern werden. «Neben Unmengen an Eisenschlacke stiessen wir in der frühmittelalterlichen Gewerbesiedlung bisher auch auf Messer, Gürtelschnallen und verschiedene Werkzeuge», sagt Grabungsleiter Tortoli. «Auch ein aus Tierknochen hergestellter Kamm wurde gefunden.»
Noch einige Jahrhunderte älter sind die Fundstücke, die auf einer Parzelle am südlichen Ende der Mittelstrasse ans Tageslicht kamen: «In Büsserach befand sich nicht nur eine frühmittelalterliche, sondern auch eine römische Siedlung», stellt Tortoli klar. Es seien römische Keramikscherben, Münzen und Dachziegelfragmente gefunden worden.
Über die römische Vergangenheit von Büsserach ist bis jetzt jedoch deutlich weniger bekannt als über die Eisenherstellung einige Jahrhunderte später. Vielleicht ändert sich dies durch die neuen Ausgrabungen.