Birsquerung in Rekordzeit wiederbelebt

Innert weniger Monate wurde durch das Projekt «Zukunft Birsraum» eine Alternative für die Verbindung Dornach–Aesch entworfen.

Favorisierte Lösung: Die neue Variante Süd. Foto: zvg / Kanton BL

Der Weg für eine Birsquerung ist wieder frei – zumindest freier als auch schon. Das Ende 2022 gescheiterte Projekt wird neu aufgegleist. Möglich machte das der Prozess «Zukunft Birsraum»: Mit Baselland, Solothurn, Dornach und Aesch arbeiteten in wenigen Monaten nicht nur zwei Kantone und zwei Gemeinden zusammen, sondern auch deren Bevölkerung.

Aus dem Prozess ging laut den Verantwortlichen ein klarer Favorit hervor: die so genannte «Variante Süd». Dabei handelt es sich um eine Brücke zwischen der Weidenstrasse in Aesch und der Industriestrasse in Dornach – direkt zwischen Tennisplatz und Wydeneck-Areal, wo auch ein mögliches Kleinwasserkraftwerk vorgesehen ist. Das ist deutlich südlicher als in der früheren, gescheiterten Variante «Mitte».

Das Anschlussprojekt an die A18 ist für die Siedlungsentwicklung des Birstals und insbesondere der Gemeinden Aesch und Dornach entscheidend. Die Querung garantiert einen direkten Anschluss an die Autobahn und entlastet damit mehrere bislang vom Durchgangsverkehr belastete Wohnquartiere. Die neu zu erstellende Brücke für den Transitverkehr ist ein Schlüsselprojekt für den Lebensraum von heute schon rund 100000 Menschen in der «Birsstadt».

Das Projekt war gross angelegt. Mitgewirkt haben die Bevölkerung der Gemeinden zweier Kantone – Baselland und Solothurn – sowie Verantwortliche aus beiden Gemeinde- und Kantonsverwaltungen. Laut dem Baselbieter Kantonsplaner Thom Waltert war dieser innert weniger Monate durchgeführte Zukunftsprozess nicht nur erfolgreich, sondern auch dringend nötig: «Anfang Jahr standen wir betreffend Birsquerung vor einem Scherbenhaufen. Es brauchte einen neuen Prozess mit einem echten integralen Ansatz.» Dies vor dem Hintergrund, dass im Birstal eine Vielzahl an Entwick­lungs- und Transformationsprojekten anstehen, die Gefahr laufen, sich ohne konsolidierte Sichtweise gegenseitig zu blockieren. Das Projekt behandelte aber nicht nur die Birsquerung zur A18. Ebenso wurden die Projekte des ÖV und der Raum- und Landschaftsplanung betrachtet. Die Achse wird eine deutlich bessere Erschliessung durch die S-Bahn erhalten: Viertelstundentakte nach Dornach und Aesch auf 2028 hin, der Neubau der ­S-Bahn-Haltestelle Apfelsee und die geplante Verlängerung der Tramlinie 11 an den Bahnhof Aesch. Zudem soll das Projekt Schnellzugshalt in Dornach/Arlesheim forciert werden.

Potenzial der Birs erkannt

Auch die Birs wurde eingehend betrachtet, insbesondere hinsichtlich Vitalisierungsprojekte, wie in Reinach oder Muttenz-Schänzli. «Die Gemeinden der Birs­stadt haben das Potenzial schon lange erkannt», sagt Waltert, jetzt sei ein detaillierter Blick auf den Raum Dornach/Aesch erfolgt. Den Flüssen werde vermehrt Platz geschaffen, um diese «hervorragenden Lebensräume» für Natur und Bevölkerung zurückzugewinnen. Die Ideen sind – bis auf die neue Variante für die Birsquerung – nicht neu. Das Ziel des Prozesses war, über die Grenzen von Parzellen, Gemeinden und Kantonen zu blicken. Lag der Fokus bislang darauf, Entwicklungen von Arealen und Infrastrukturen voranzutreiben, sollen jetzt alle Beteiligten eine Gesamtsicht über den Birsraum erlangen können. Alles unter Einhaltung der Gemeinde- und Kantonsautonomie, aber gewahr der Notwendigkeiten, die sich aus Entwicklungen ergeben.

Wie geht es weiter?

Zuerst werden nun die Ergebnisse konsolidiert und die Zuständigkeiten geklärt. In Sachen Birsquerung soll 2024 eine Machbarkeitsstudie entstehen. Dann soll das Projekt ins Agglo-Programm des Bundes gelangen. Somit würde das neue, realistischer eingeschätzte Projekt das alte ersetzen. Zudem soll die Velovorzugsroute Birsmattsteg vorangetrieben werden, damit 2025 ein Bauprojekt möglich ist. Zusätzliche Projekte für Birsstege und Veloquerungen werden priorisiert. So integral sollen Gemeinden und Kantone auch ihre Landschafts- und Siedlungsprojekte weiterbearbeiten: auf ­Augenhöhe und dem gemeinsam erarbeiteten «Zukunftsbild Birsraum» folgend.

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