Baustopp in Laufen, Fragen in Reinach

Der Eklat bei einem Schulhaus-Neubau in Laufen hat zu Irritationen in Reinach geführt. Denn in der Agglomerationsgemeinde ist derselbe Bauunternehmer in den Neubau des Schulhauses Surbaum involviert.

In neuem Glanz: Das in die Jahre gekommene Schulhaus soll durch einen grosszügigen von der Steiner AG entworfenen Neubau mit zwei Gebäuden ersetzt werden.  Visualisierung: WOB-Archiv/ZVG
In neuem Glanz: Das in die Jahre gekommene Schulhaus soll durch einen grosszügigen von der Steiner AG entworfenen Neubau mit zwei Gebäuden ersetzt werden. Visualisierung: WOB-Archiv/ZVG

Anfang dieser Woche kam der abrupte Baustopp für einen Neubau der Sekundarschule Laufen in die Schlagzeilen: «Störungen im Bauablauf» führten bereits im Herbst zu Verzögerungen, wie der Bauherr Kanton Basel-Landschaft in einer Medienmitteilung verlauten liess. Nun hat sich die Lage weiter zugespitzt: Die Generalunternehmerin — gemeint ist die Steiner AG mit Niederlassung in Basel — sei ihren vertraglichen Verpflichtungen «erneut nicht nachgekommen. Aussicht auf Besserung besteht nicht», so die Baselbieter Bau- und Umweltschutzdirektion. Der Kanton beendete die Zusammenarbeit mit der Generalunternehmerin per sofort und will das Schulhaus mit einem Drittunternehmen fertigstellen. Aus der «Basler Zeitung» vom Montag war weiter zu entnehmen, dass die Firma etwa von ihr beauftragte Handwerker nicht bezahlt habe, wodurch diese nicht mehr auf der Baustelle erschienen sind. Die Generalunternehmerin mit fünf Niederlassungen in der Schweiz und einer in Indien ist im Birseck keineswegs unbekannt: So war die Steiner AG bereits mit der Überbauung «La Colline – Auf der Höhe» in Arlesheim beauftragt worden. Der Eklat in Laufen hat nun Politikerinnen und Politiker in Reinach hellhörig gemacht. Denn auch dort ist die Steiner AG zusammen mit einer anderen Firma in ein für das Reinacher Schulwesen äusserst wichtiges Projekt als Totalunternehmerin involviert — den Neubau der Schule Surbaum.
Einwohnerrat Bernhard Bütschli (SVP) sagt etwa gegenüber dem Wochenblatt: «In der Debatte hatte ich mich bereits kritisch zu dieser Firma geäussert. Man hat viel Negatives über die Steiner AG gelesen.» Insbesondere fehle ihm an der Steiner AG «der lokale Bezug». Einwohnerrat und Mitglied der Bau-, Umwelt- und Planungskommission, Adrian Billerbeck, ebenfalls SVP, relativiert: «Wenn eine Firma in einem solchen Licht erscheint, erzeugt das natürlich Besorgnis. Das ist verständlich. Trotzdem sind die Voraussetzungen in Reinach anders als in Laufen.» Nach dem Debakel um das Reinacher Gartenbad wäre es für Reinach äusserst heikel, sollten bei einem solch wichtigen Neubauprojekt wieder Schwierigkeiten auftreten.


Gemeinderat sucht Gespräch
«Selbstverständlich verfolgen wir die Situation in Laufen», sagt Gemeindepräsident Melchior Buchs (FDP) auf Anfrage des Wochenblatts. Der Gemeinderat will das Gespräch mit der Steiner AG und dem Kanton «zeitnah suchen, um Informationen zu den Problemen in Laufen zu erhalten», so Buchs. Bereits getätigte Abklärungen hätten ergeben, «dass sich die Projekte Laufen und Reinach nicht miteinander vergleichen lassen», schreibt die zuständige Gemeinderätin Béatrix von Sury (CVP). Beim Projekt in Laufen wurde die Steiner AG nur als Generalunternehmerin ausführend beauftragt: «Die Steiner AG kam in Laufen erst mit Abschluss der Projektierung hinzu und war somit nicht wie in Reinach von Beginn an bei der Planung beteiligt», so der Gemeindepräsident.

Die Gemeinde hat mit der Firma einen Vertrag abgeschlossen, in dem etwa «Zahlungsmodalitäten der Subunternehmer klar definiert» sind: So hat die Steiner AG die Akontorechnungen der Subunternehmer innerhalb von 45 Tagen zu begleichen. «Wir haben uneingeschränkt Einsicht auf das Baukonto der Steiner AG.» Seitens der Gemeinde besteht weiter die Möglichkeit, in «Ausnahmefällen die beteiligten Subunternehmer direkt auszubezahlen und den säumigen Gesamtleistungsanbieter zu umgehen. Diese Direktzahlungen können der Steiner AG bei der nächsten Akontozahlung abgezogen werden.» Buchs und von Sury haben «gemäss heutiger Erkenntnis keinen Grund, an der Vertrauenswürdigkeit der Steiner AG zu zweifeln».


Kritik am Kanton
Die Firma Steiner AG hat auf Anfrage des Wochenblatts zur Situation in Laufen Stellung bezogen: «Die externen Planer haben uns die benötigten Dokumente oft in mangelhafter Güte und mit Verspätung zur Verfügung gestellt, weshalb es zu den bekannten Verzögerungen gekommen ist. Dem Entscheid des Kantons Baselland, auf weitere Leistungen der Steiner AG zu verzichten, liegen ungenügende Planungen zugrunde.» Die Situation in Reinach stelle sich anders dar: «Als Totalunternehmer erbringen wir beim Projekt Surbaum eine umfassende Leistung inklusive Projektplanung, womit sichergestellt ist, dass alle Planungsdokumente in der notwendigen Güte und zum erforderlichen Zeitpunkt bereitstehen. Dadurch ist ein reibungsloser Projektverlauf gesichert.» Bei der Gemeinde setzt man darauf, dass alles nach Plan verläuft: Wenn der Einwohnerrat im Juni und der Souverän im September den notwendigen Kredit genehmigen, kann mit dem Abbruch des bestehenden Gebäudes im Herbst 2021 und dem Neubau anfangs 2022 begonnen werden.

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