Baustart für Aescher Hochhaus
In wenigen Tagen fahren die Bagger auf, um auf dem früheren Victus- Areal eine 150-Millionen-Überbauung zu erstellen.
Depression machte sich in Bau- und Planungskreisen breit, nachdem zuletzt an der Urne mit dem Aescher Dom und dem neuen Van-Baerle-Quartier in Münchenstein zwei weitere Grossprojekte gescheitert waren. Doch kaum einen Monat später fällt in Aesch der Startschuss für die Errichtung des Victus-Areals. Also einer Überbauung, die nicht unähnlich dem gescheiterten Van-Baerle-Projekt ist. Im September 2019 nahm die Gemeindeversammlung mit grossem Mehr den Quartierplan an, ein Referendum blieb aus. Ende Juli dieses Jahres erteilte das Bauinspektorat der Baselbieter Bau- und Umweltschutzdirektion die rechtsgültige Baubewilligung.
Das 15188 Quadratmeter grosse Gebiet der vormaligen Grundeigentümerin Victus Real Estate AG liegt an der nördlichen Peripherie der Birstal-Gemeinde, unmittelbar beim A18-Vollanschluss. Bis 2024 wird hier eine Überbauung mit Wohn-, Geschäfts- und Gewerbenutzungen entstehen, wobei laut Mitteilung des Investors «rund 85 Prozent» der Nutzungsfläche fürs Wohnen vorgesehen sind. Inzwischen gehört das Grundstück der Balintra AG, einer Immobiliengesellschaft des UBS-Immobilienfonds Sima, die in Basel bereits den Claraturm baut. Neu hört das Aescher Projekt auf den Namen «Vivo». Das Investitionsvolumen beträgt gemäss Firmenangaben 150 Millionen Franken.
Kritik an teurem Wohnraum
Markantester Bau wird der 40 Meter hohe «Vivo-Tower» sein, welcher eine Art nördliches Eingangstor zu Aesch markiert. Neben Café und gewerblichen Nutzungen sind darin 36 Appartements und 80 Mietwohnungen geplant. Insgesamt umfasst das künftige Quartier vier Gebäude mit weiteren 36 Mietwohnungen im «Vivo-Hof», 57 Mietwohnungen im «Vivo-Kamm» und schliesslich 55 Mietwohnungen auf sechs Etagen im «Vivo-Qube». Geplant wurde die Überbauung ursprünglich von den Basler Architekturbüros Salathé, Otto Partner sowie Burckhardt+Partner. Nun übernehmen Dachtler Partner und Monoplan aus Zürich. Dominique Salathé bleibt laut Meldung Mitglied des Gestaltungsbeirates, «um sicherzustellen, dass das Projekt im Sinne der Verfasser und gemäss Quartierplanreglement realisiert wird».
Angesichts der Dimensionen erstaunt es wenig, wenn in der Bevölkerung nicht nur eitel Freude über die in wenigen Tagen auffahrenden Bagger herrscht. In den sozialen Medien kritisiert der Aescher SP-Landrat Jan Kirchmayr, es werde wieder einmal «mit der grossen Kelle angerührt», ohne dass dabei bezahlbarer Wohnraum entstehe. Gemeindepräsidentin Eveline Sprecher gibt ihrem Parteikollegen insofern recht, als die Wohnungen tatsächlich nicht im Tiefpreissegment liegen werden. «Für uns steht die gute Durchmischung des Gebiets mit verschiedenen Wohnangeboten und Gewerbenutzung im Vordergrund, darum steht der Gemeinderat voll hinter dieser Überbauung.»
Wie künftig in Aesch günstiger Wohnraum geschaffen werden kann, ist laut Aussage der Präsidentin «im Gemeinderat noch nicht diskutiert worden».