Baselbieter Regierungsgebäude erhält einen Empfang und eine «Wandelhalle»
Nach 14 Monaten Bauzeit öffnet das frisch sanierte Regierungsgebäude diese Woche seine Türen. Im Innern hat sich baulich einiges verändert.
Das Haus ist älter als der Kanton. Und Geschichte verpflichtet. «Den Baslerstab haben wir aus Respekt vor der Geschichte stehen lassen», sagt der Baselbieter Regierungsrat Isaac Reber am Haupteingang des Regierungsgebäudes und lacht. Ein Stockwerk oberhalb lässt der wesentlich grössere Baselbieterstab jedoch keine Zweifel offen, wer heute die Herrschaft über das Haus hat. Das Baselbieter Regierungsgebäude hat eine bewegte Geschichte. Es steht auf der Ruine einer Burg aus dem frühen Mittelalter. Später war eine Basler Stadtschreiberei darin angesiedelt – aus jener Zeit stammt auch der städtische Stab.
Über die Jahrzehnte hinweg wurde pragmatisch angebaut und aufgestockt. Etwa als der Landratssaal nach der Kantonstrennung 1834 hinzukam. Heute ist das Haus dem Denkmalschutz unterstellt. Die neuste Umwandlung des Baselbieter Regierungsgebäudes lässt sich von aussen kaum erahnen. Nur die hohe Rückstrahlung der hellen Fassade und der wie neu glänzende Baselbieterstab deuten auf den eben fertiggestellten Umbau hin.
Neue Eleganz im Zeichen der Sicherheit
Doch dahinter verbirgt sich mehr als nur Glanz: Das Attentat im Kantonsparlament von Zug im Jahr 2001 hatte im Baselbiet politische Forderungen ausgelöst. Die damalige SP-Landrätin Pia Fankhauser verlangte mehr Sicherheit im Regierungsgebäude. «Heute kann man nicht mehr einfach so an jede Bürotür klopfen», sagt Projektleiter Jonas Wirz.
Die grössten baulichen Veränderungen hat das Regierungsgebäude im Empfangsbereich und im Vorzimmer zum Landratssaal erfahren. Zudem finden sich im Gebäude statt bloss zwei neu fünf Sitzungszimmer. Bis auf die Grünliberalen – als kleinste Fraktion müssen sie ausweichen – können alle Parteien künftig ihre Fraktionssitzungen im Regierungsgebäude abhalten.
Die neuen Sicherheitsvorkehrungen sind im Entree offenkundig: Die früher offen stehenden Gänge sind mit Türen versehen. «Wir wollen für Gäste gleichwohl offen stehen und haben deshalb einen grosszügigen Empfangsbereich erhalten», sagt Landschreiberin Elisabeth Heer Dietrich. Direkt über dem Empfang findet sich der Rückzugsort der Baselbieter Regierung. Die Ahnengalerie der bisherigen Staatsmänner und Staatsfrauen ist vom Gang ins Vorzimmer der Regierung verschwunden. Auch der eben abgetretene SVP-Regierungsrat Thomas Weber findet sich unter den illustren Gesichtern. «Das Wohl der Baselbieter Bevölkerung steht hier im Vordergrund», sagt die amtierende Regierungspräsidentin Monica Gschwind im mit schlichter Kunst dekorierten Raum.
Nicht wiederzuerkennen sind die Vorzimmer zum Landratssaal. Wo früher ein dunkler Gang in zwei ebenso dunkle Räume führte, ist ein lichtdurchflutetes Forum entstanden. «Wir haben hier eine kleine Wandelhalle gekriegt», sagt Landratspräsident Pascal Ryf, angelehnt an das langgezogene Vorzimmer im Bundeshaus. Die Politikerinnen und Politiker erhalten damit einen Raum, in welchem sie sich begegnen und austauschen können. Auch hier steht die Kunst ganz im Zeichen des Kantons: Aufeinandergeschichtete Umrisse der 86 Baselbieter Gemeinden zieren die lange Holzwand.
Vertraut wirkt dagegen der Landratssaal: Der Look aus den 60er-Jahren ist geblieben. Neu sind die etwas schlankeren Lederstühle aus der Vitra-Kollektion. Die alten Stühle will die Landeskanzlei als Souvenirs verkaufen, wobei gemäss Regierungssprecher Nic Kaufmann die Landräte ein Vorkaufsrecht erhalten werden.
Davon abgesehen bringt die technische Ausstattung im Landratsalltag einen Quantensprung. Auch hier regiert die Digitalisierung, wie die Bildschirme verraten, die an jedem einzelnen Platz angebracht sind. Über einen Video-Livestream werden die Sitzungen ab Donnerstag für die Öffentlichkeit zugänglicher gemacht.