Auf dem Holzweg: Hamstern hilft nicht

Die Nachfrage nach Brennholz explodiert. Doch Holz sei keine beliebig verfügbare Ware, mahnen Experten. Händler reagieren mit Verkaufsstopp.

Beliefern nur noch Stammkunden: Fridolin Saladin (l.), Holzhändler und Betreiber des Hofes «Obere Tüfleten», mit seinem Mitarbeiter Yannick Vincent. Foto: Fabia Maieroni
Beliefern nur noch Stammkunden: Fridolin Saladin (l.), Holzhändler und Betreiber des Hofes «Obere Tüfleten», mit seinem Mitarbeiter Yannick Vincent. Foto: Fabia Maieroni

Verkäufer von Brennholz sind dieser Tage nicht zu beneiden – sie werden förmlich von Kundenanfragen überrannt. Weil die Angst vor einer Stromlücke im Winter und damit vor einer kalten Heizung herumgeht, deckt sich ein Teil der Bevölkerung vorsorglich mit Brennholz ein. «Die Nachfrage ist extrem. Sie entspricht dem Dreifachen eines normalen Jahres», sagt Fridolin Saladin gegenüber dem Wochenblatt. Er betreibt in Hochwald in dritter Generation eine der grösseren Holzhandlungen der Region. In einem Jahr kann er 150 bis 200 Ster – ein Ster entspricht rund einem Kubikmeter – Holz anbieten, wovon 70 bis 80 Ster aus dem eigenen Wald stammen. «Mehr liegt nicht drin, weil sonst der Wald weiter Schaden nimmt und der Boden bei Dürren austrocknet.» Gerade angesichts der Klimaveränderung stört sich Saladin daran, dass «die Leute nur an sich selber denken». Dabei hätten die meisten Menschen zu viel Holz, ist er überzeugt. Es sei gar nicht möglich, auf die Schnelle eine solche Nachfrage zu befriedigen: «Brennholz muss zwei Jahre trocknen, bevor es zum Verkauf bereit ist.»

Saladin hat mittlerweile die Reissleine gezogen und beliefert nur noch Stammkunden. Schuld an der extremen Nachfrage ist seiner Meinung nach «die Panikmache in den Medien vor einem kalten Winter». Ähnlich wie Toilettenpapier vor dem Ausbruch der Pandemie, horte die Bevölkerung nun Brennholz. Das sei absurd, vernimmt man auch von anderen Kennern der Materie: Selbst eine übliche Menge Holz für den privaten Gebrauch würde reichen, allfällige Unterbrechungen der Heizung zu überbrücken.

Auch Sägereien brauchen Holz

Fredi Hügi, Revierförster beim Forstbetrieb Arlesheim-Münchenstein, erreichen täglich bis zu vier Anfragen nach getrocknetem Brennholz: «Es sind alles Leute, die bei uns noch nie bestellt haben. Sonst wüssten sie, dass wir schon gegen 20 Jahre kein getrocknetes Brennholz mehr anbieten.» Sein Forstbetrieb liefere nur grünes Brennholz, das zuerst getrocknet werden müsse: «Und auch das verkaufen wir nur an bestehende Kundschaft.» Hügi bewirtschaftet den Wald nach den Vorgaben des forstlichen Nachhaltigkeitsprinzips, was etwa darauf abzielt, der Waldfläche und den mit dem Wald verbundenen Ökosystemen möglichst wenig Schaden zuzufügen: «Hinzu kommt, dass etwa die Hälfte des Waldes als kantonales Naturschutzgebiet ausgeschieden ist. Eine solche Mengensteigerung ist gar nicht möglich.» Und Holz ist weit mehr als ein Wärmespender in kalten Wintern: «Forstdienste wollen auch die Sägereien mit Holz beliefern. Und es wird in Zellulosebetrieben zu Papier weiterverarbeitet.»

Alles eine Frage des Preises

Das Forstrevier Angenstein bewirtschaftet den Wald der Gemeinden Aesch, Duggingen, Grellingen, Pfeffingen, Reinach und Therwil. Dessen Präsident ist der Aescher Bürgerrat Reto Meyer. «Die bis dato verkaufte Menge Brennholz 2022 entspricht der total verkauften Menge vom letzten Jahr», sagt er. Der Verkauf wurde nun bis auf Weiteres eingestellt, um während der Wintermonate die bestehende Kundschaft beliefern zu können. «Für unsere Stammkundschaft ist genug Brennholz vorhanden.»

Falls künftig mehr Brennholz benötigt werden sollte, könne eine Sortiments­verschiebung helfen, erklärt Meyer: «Stammholz, welches heute in der Industrie genutzt wird, könnte zusätzlich als Brennholz gerüstet und verkauft werden. Das allerdings ist vordergründig eine Frage des Preises.» Die Kundschaft müsse also bereit sein, für Schweizer Holz einen entsprechenden Preis zu bezahlen.

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