Adieu A-Post?

Durch die neuen Leerungszeiten der gelben Briefkästen wir die A-Post stark beschnitten.

Neue Realität: So oder ähnlich sieht es bei den allermeisten gelben Briefkästen in der Region aus. Foto: Benedikt Kaiser.
Neue Realität: So oder ähnlich sieht es bei den allermeisten gelben Briefkästen in der Region aus. Foto: Benedikt Kaiser.

Wir wissen alle, was die A-Post ist. Sie bedeutet, dass ein eingeworfener Brief am nächsten Tag an seinem Zielort in der Schweiz zugestellt wird. Das dachte auch Werner Strüby, ein 76-jähriger Reinacher, als er an einem Sonntagnachmittag in den Sommerferien einen Brief in den Briefkasten vor dem Spital Dornach einwerfen wollte. «Ich ging meine Frau besuchen und wollte danach gleich noch einen Brief einwerfen», erzählt er. Mit Erstaunen habe er dann aber gesehen, dass der Briefkasten am Sonntag gar nicht mehr geleert werde, sondern dass dies erst wieder am Montagmorgen geschehen würde. Strüby machte sich also auf den Weg Richtung Postfiliale am Bahnhof Dornach, um dort seinen Brief einzuwerfen, doch auch beim dortigen Briefkasten stand, dass keine Sonntagsleerung mehr stattfinde. Der 76-Jährige klapperte daraufhin die gelben Briefkästen in der ganzen Region ab und stellte fest, dass es sich bei den Briefkästen vom Spital Dornach und beim Bahnhof Dornach um keine Ausnahmen handelte. Vielmehr entdeckte er zu seinem Erstaunen, dass die Leerung am Sonntagabend grossflächig abgeschafft worden war. Auch die Leerungszeiten unter der Woche waren für Strüby neu, da die gelben Briefkästen flächendeckend nicht mehr am Nachmittag, sondern jeweils nur noch am Morgen geleert werden.

Noch ein einziger Briefkasten mit Sonntagsleerung

Dass diese neuen Leerungszeiten den regelmässigen Brief- und Kartenschreiber Strüby verärgern, ist gut nachvollziehbar, bedeuten die neuen Leerungszeiten der gelben Briefkästen doch faktisch das Ende der A-Post. Will man seinen Brief am nächsten Tag zugestellt wissen, gilt es früh aufzustehen, denn vielerorts werden die gelben Briefkästen tatsächlich schon um rund 9 Uhr geleert. Verpasst man diesen Zeitpunkt, bleibt einem nur der Gang zu einem der wenigen Briefkästen, die abends noch geleert werden. Konkret bedeutet dies, dass im Falle Reinachs noch drei und in Arlesheim, Dornach, Aesch und Pfeffingen noch jeweils ein Briefkasten zur Auswahl steht. Am Wochenende ist das Angebot ähnlich limitiert. Während am Samstag in allen oben genannten Gemeinden jeweils noch mindestens ein Briefkasten um die Mittagszeit geleert wird, findet sich an der Austrasse 2 in Reinach der einzige Briefkasten, der am Sonntag geleert wird (15 Uhr). Damit sein Brief A-Post-gerecht am nächsten Tag zugestellt worden wäre, hätte Werner Strüby an jenem Sonntagnachmittag in den Sommerferien also vom Spital Dornach aus nach Reinach an die Austrasse pilgern müssen, um dort vor 15 Uhr seinen Brief einzuwerfen.

«Das Leistungsangebot bleibt bestehen»

Markus Werner, Kommunikationsverantwortlicher bei der Post, bestätigt den von Strüby beobachteten und kritisierten Leistungsabbau. «Seit dem 30. Mai führen unsere Pöstlerinnen und Pöstler die meisten Leerungen der gelben Briefkästen auf ihrer täglichen Tour an die Haustüren durch», sagt er. Dies führe dazu, dass die allermeisten Briefkästen im Verlauf des Morgens und nicht mehr am Nachmittag geleert werden. Die Post habe sich mit den neuen Leerungszeiten dem veränderten Kundenverhalten angepasst.

«Die Anzahl Briefe, die in den gelben Briefkästen eingeworfen wird, verringerte sich allein in den letzten fünf Jahren um 25 Prozent», erklärt Werner. Da die Post den Auftrag habe, auch wirtschaftlich zu handeln, habe man die Leerungszeiten entsprechend angepasst. Werner betont aber, dass bei Anpassungen der Leerungszeiten auf regionale Gegebenheiten und Bedürfnisse geachtet werde. Zudem unterstreicht er, dass das Leistungsangebot der A-Post bestehen bleibe, wenn die Briefe vor der angeschriebenen Leerungszeiten eingeworfen würden. «Das war schon immer so und bleibt auch künftig so.» Ob diese Aussage verärgerte Kunden wie Strüby beschwichtigen kann, darf bezweifelt werden.

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