Abzocke in Arlesheim: Falsche Dachdecker treiben ihr Unwesen
Unseriöse Dachdecker drehen unwissenden Hausbewohnern Arbeiten an, die es gar nicht braucht. Eine Familie aus Arlesheim wurde Opfer der Betrugsmasche.
Eine Wochenblatt-Leserin aus Arlesheim, die ihren Namen nicht in der Zeitung lesen möchte, bekam kurz vor Auffahrt unerwarteten Besuch: «Ein Mann klingelte bei uns an der Tür und sagte, er suche Arbeit. Er würde etwa Hausfassaden reinigen und dies zu günstigen Preisen», erzählt sie. Beim erstmaligen Besuch schaffte sie es, den ungebetenen Gast abzuwimmeln, doch es dauerte nicht lange, bis er zusammen mit einem Kollegen erneut auftauchte: «Sie sagten, die Ziegel unseres Daches seien kaputt und müssten ersetzt werden.» Ihr Mann, der zu diesem Zeitpunkt im Hause und körperlich angeschlagen war, liess sich überrumpeln und gestattete den Männern, das Dach zu besteigen. «Sie kletterten ungesichert auf das Dach und begannen damit, die Ziegel vom Dach hinunterzuwerfen. Sie sagten uns, dass diese alle kaputt seien. Sie wollten uns neue Ziegel verkaufen und verlangten das Geld sofort. Als wir ablehnten, wurden sie richtiggehend aggressiv.»
Ihr Mann rief den eigentlichen Dachdecker des Hauses an. Dieser riet, auf keinen Fall zu zahlen. Nach einem längeren Hin und Her und der Verständigung der Polizei suchten die Betrüger das Weite.
Imageschaden für die Branche
Dachdecker Thomas Hostettler der Hoba GmbH aus Münchenstein, der vom betroffenen Ehepaar hinzugezogen worden war, sagt: «Solche Fälle sind auch mir bekannt.» Er ärgert sich darüber, da solche Betrüger das Image seiner Branche schädigten. «Der normale Dachdecker ist aber nicht so», stellt er klar. Die Betrüger seien geschult, ältere, vielleicht auch kranke oder alleinstehende Personen zu manipulieren, dabei sei die Masche eigentlich leicht als Betrug zu erkennen. «Keine seriöse Firma in der Schweiz kommt einfach so bei jemandem vorbei, und bietet an, das Dach zu reparieren.» Zudem seien Dachdecker der Arbeitssicherheit verpflichtet: «Man wirft die Ziegel nicht einfach lose vom Dach.»
Hostettler rät im Zweifelsfalle zu fragen, wie die Firma heisst und wie die Handelsregisternummer laute. Im Fall des Arlesheimer Ehepaares handelt es sich bei den Betrügern offenbar um Personen aus Ungarn.
Auch der Polizei ist die Betrugsmasche, wie sie sich in Arlesheim und anderen Orten zugetragen hat, seit einigen Jahren bekannt: «Wir stellen fest, dass die Meldungen im Frühling zunehmen und gegen Ende Jahr wieder abnehmen», sagt der Sprecher der Polizei Basel-Landschaft, Roland Walter. Die Betrüger erschienen meist in «neutralen Lieferwagen mit ausländischen oder auch Schweizer Kontrollschildern». In der Regel handle es sich nicht um ausgebildete Handwerker, sondern um Laien. «Die Qualität der Arbeit lässt massiv zu wünschen übrig und der vereinbarte Preis ist viel zu hoch.»
Strafverfahren nicht immer möglich
Walter rät, die Polizei zu verständigen: «Falls wir die Meldung rechtzeitig erhalten, werden die Handwerker kontrolliert und allenfalls an die Staatsanwaltschaft verzeigt.» Ganz so einfach ist es aber nicht: Wurde nämlich ein Vertrag abgeschlossen, handelt es sich im Grunde schlicht um ein Geschäft zwischen zwei Personen und dieses untersteht dem Zivilrecht. Die Strafverfahren ist nur bei organisiertem Betrug in einem gewissen Umfang möglich.
Das Arlesheimer Ehepaar ist noch mal glimpflich davongekommen, der Schaden sei nicht riesig, sagt der Experte. Ärgerlich ist die Sache dennoch: Das Dach muss nun genau inspiziert und anschliessend repariert werden.