A18-Zubringer: «Wer lügt hier?!»
An einer Informationsveranstaltung der IG Birsquerung gingen die Wogen hoch. Die Organisatoren erhielten deutlichen Gegenwind.
Wo dereinst eine neue Autobrücke über die Birs führen soll – darüber streiten sich die Kantone Baselland und Solothurn sowie die Gemeinden Aesch und Dornach seit über zehn Jahren. 2023 hatten sich alle Parteien nach Workshops mit 40 Delegierten aus beiden Gemeinden darauf geeinigt, Variante Süd weiterzuverfolgen. Nach der gemeinsamen Erklärung regte sich jedoch Widerstand – die IG Birsquerung, gegründet vom Aescher Landrat Rolf Blatter (FDP) und vom Dornacher Vizegemeindepräsidenten Daniel Müller (FDP), formierte sich. Ihr Ziel: die Variante Mitte, für die bereits Machbarkeitsstudien bestehen, weiterzuverfolgen. In dieser Variante soll die Brücke auf der Höhe des Dornacher Auenwaldes über die Birs ins Aescher Industriegebiet und dann zum Vollanschluss A18 führen. Seit Frühling sammelt die IG Unterschriften (aktuell 758). Am vergangenen Mittwoch lud sie zur Informationsveranstaltung im Chesselisaal des Restaurants Mühle in Aesch.
Die Veranstaltung, an der die IG aktuelle Informationen weitergeben wollte, blieb nicht ohne Zwischentöne. Gekommen waren neben den beiden Gemeindepräsidenten Daniel Urech (Dornach) und Eveline Sprecher (Aesch) weitere Politiker sowie auch betroffene Unternehmer. Die Stimmung war zuweilen aufgeheizt und glich jener einer Gemeindeversammlung.
Die IG Birsquerung musste einiges an Kritik einstecken. Der Aescher Bauunternehmer Remo Franz etwa empörte sich darüber, dass das Tiefbauamt Baselland nicht eingeladen worden war. Blatter antwortete, dass es keine namentlichen Einladungen gegeben hätte und der Kanton ja hätte kommen können.
Auch der Vorwurf der «Fake News» kam aus dem Plenum nicht nur einmal. Ein Grund: Die IG präsentierte Pläne zur Variante Süd und zeigte auf, dass die Routenführung aufgrund diverser Probleme kaum möglich sei. Christian Helfenstein (Die Mitte) wollte wissen, woher die IG diese Darstellungen habe. Blatter reagierte erst auf Nachfragen: «Ein namhaftes Ingenieurbüro der Schweiz hat sie angefertigt.» In wessen Auftrag die Unterlagen erstellt worden waren und wer sie bezahlt hatte, blieb offen. «Spielt es eine Rolle?», fragte Blatter rhetorisch.
Fakt ist: Eine offizielle Machbarkeitsstudie wird vom Tiefbauamt Baselland erst erstellt und liegt noch nicht vor. Aber auch bei anderen Punkten erhielt die IG Gegenwind, etwa für die Aussage, bei der Variante Süd müssten einige Gewerbler enteignet werden. Urech hielt dagegen und erklärte, bei der Variante Mitte gäbe es ebenfalls Enteignungen. Dem pflichtete auch Bauunternehmer Remo Franz bei, dem ein betroffenes Gelände auf Aescher Boden gehört.
Machbarkeitsstudie – ja oder nein?
Eveline Sprecher erklärte, dass der Prozess gemeinsam erarbeitet wurde. «Man kann an der Variante Mitte festhalten, dann gibt es wohl keine Brücke.» In der Politik müsse man Kompromisse eingehen, damit es Lösungen gebe. Das unterstrich auch die ehemalige Gemeindepräsidentin Marianne Hollinger, die sich nicht voll auf die Seite ihrer FDP-Parteikollegen stellte. Endlich ziehe man in beiden Gemeinden am gleichen Strick: «Wir müssen diese Chance ergreifen, wir müssen die Studie für die Variante Süd machen», sagte sie eindringlich. Auch die beiden Referenten der IG, Rolf Blatter und Daniel Müller, waren sich nicht in allen Punkten einig. Aus dem Publikum kam die Frage, ob die IG sich für die Erarbeitung der Machbarkeitsstudie ausspreche. Blatter sagte, er wolle die Studie nicht, sie würde unnötig Geld kosten. Müller widersprach seinem Kollegen und erklärte, er wolle die Studie abwarten, auch wenn die Variante Mitte klar der Favorit sei.
Ein Anwesender fragte nach den zuweilen ausufernden Diskussionen entrüstet: «Wer lügt denn jetzt hier in diesem Raum?!» Die Emotionen gingen an jenem Abend in der Aescher «Mühle» hoch. Bisweilen war es angesichts der hitzigen Debatte schwierig, Fakten von blossen Ideen zu unterscheiden. Das Wochenblatt hat deshalb die Antworten auf die aktuellen Fragen zusammengetragen.