Gegen die Zerstörung von Wohnraum: (K)ein Kinderspiel

Der Luzerner Schauspieler und Regisseur Patric Gehrig kommt mit einem brisanten Thema im Gepäck nach Dornach ins Neue Theater: eine wilde Abenteuergeschichte über den Kampf dreier Kinder gegen die drohende Gentrifizierung.

Unerschrocken: Die drei Freunde Mucki, Bude und Steffi sagen dem Immobilienmogul Raffzahn Jack den Kampf an. Foto: zVg/Ingo Hoehn

Unerschrocken: Die drei Freunde Mucki, Bude und Steffi sagen dem Immobilienmogul Raffzahn Jack den Kampf an. Foto: zVg/Ingo Hoehn

Schauspieler und Regisseur: Patric Gehrig gastiert mit dem Stück «Raffzahn Jack und die Rächer der Gartenbausiedlung» im Neuen Theater Dornach. Foto: Ariane Pochon/zVg

Schauspieler und Regisseur: Patric Gehrig gastiert mit dem Stück «Raffzahn Jack und die Rächer der Gartenbausiedlung» im Neuen Theater Dornach. Foto: Ariane Pochon/zVg

«Raffzahn Jack und die Rächer der Gartenbausiedlung» lautet der mehr oder weniger eingängige Titel des Theaterstücks, das am Freitag im Neuen Theater Dornach uraufgeführt wird. Ähnlich wie der Name ist auch die Handlung kontrovers: Die drei mutigen Kids Mucki, Bude und Steffi sehen sich damit konfrontiert, dass ihr lieb gewonnener Abenteuerspielplatz durch einen Golfplatz ersetzt werden soll. Und es kommt noch schlimmer: Auch die Gartenbausiedlung, in der sie allesamt wohnen, soll einem grossen Einkaufszentrum weichen.

Doch die drei Freunde nehmen das nicht einfach so hin und sagen dem Immobilienmogul Raffzahn Jack den Kampf an. Als das Gerücht eines geheimen Schatzes die Runde macht, begibt sich die unerschrockene Truppe auf eine Abenteuerreise durch ein dunkles Labyrinth, begegnet seltsamen Gestalten, stösst auf den Dunkelsee und löst knifflige Rätsel. Kurz gesagt: Die drei Freunde Mucki, Bude und Steffi alias «die Rächer der Gartenbausiedlung» kämpfen gegen die Zerstörung ihrer Welt durch Immobilienspekulation und Gentrifizierung – also gegen die Aufwertung ihres Stadtteils, durch die die dort ansässige Bevölkerung von wohlhabenderen Zuzügern verdrängt wird.

«Die Bühne ist kein Fremdkörper für mich»

Regie des Stücks führt der 51-jährige Patric Gehrig: in Luzern aufgewachsen und immer schon ein bewegter Geist. Zuerst sah es aber nicht nach einer erfolgreichen Theaterkarriere aus – Gehrig ist gelernter Koch und Gastronom. In seiner Jugendzeit war er ein passionierter Musiker und der Sänger der Band Nada, die zwei Platten veröffentlichte.

Doch wie kam er zur Schauspielerei? «Auch bei der Band ging es viel um das Performen und ich fand schon früh Gefallen daran. Die Bühne war dementsprechend kein Fremdkörper mehr für mich», meint Gehrig. Die Umstellung auf das Theaterspiel fiel ihm deshalb leichter. «Als Band haben wir damals nicht den Mut gehabt, voll auf die Karte Musik zu setzen, weswegen wir uns dann irgendwann aufgelöst haben.» Das Ende des einen Kapitels eröffnete aber soeben das nächste: «Nun stellte sich die Frage, ob ich mich die nächsten 40 Jahre in der Gastronomie arbeiten sehe oder nicht», erzählt Gehrig. Die Verneinung dieser Frage führte schliesslich zum Entschluss, ein Schauspielstudium in Zürich zu beginnen.

Über 18 umgesetzte Produktionen mit verschiedenen Theatergruppen von Luzern bis Berlin später kommt er mit seinem neuesten Stück nach Dornach. Zur Inspiration hinter dem Stück meint Gehrig: «Wenn ich bei mir aus dem Fenster schaue, blicke ich auf ein Areal, das bis anhin für kulturelle Zwecke genutzt wurde, jetzt aber einer Neubausiedlung weichen muss.» Die Idee sei gewesen, das Thema Gentrifizierung in ein wildes Abenteuerstück einzuflechten und sowohl niederschwellig als auch kindergerecht anzugehen. Der Fokus liege aber auch auf einem anderen Aspekt, nämlich der Kraft der Freundschaft. Gleichzeitig auch auf der Fragilität ebendieser, wenn die Familie zum Beispiel aufgrund von steigenden Mieten wegziehen muss. Gehrig meint: «Das Stück funktioniert für Kinder genauso wie für Erwachsene. Die Doppelbödigkeit macht das Ganze aus.»

Traumspielplatz basteln und Livemusik

Für die Jüngsten gibt es jeweils vor den Vorstellungen ein thematisch passendes Vermittlungsprogramm. Die Kinder können zusammen mit professionellen Illustratorinnen und Illustratoren ihren Spielplatz der Träume zeichnen. Als weitere Besonderheit nennt Regisseur Gehrig die Rolle der Musik im Stück, was bei seinem Hintergrund nicht überrascht: «Die Live-Band ist mit auf der Bühne und spielt nicht nur die Musik, sondern ergänzt die Handlung auch mit Geräuschen. Sie ist ein Teil des Stücks.»

Gehrig meint abschliessend: «Theater ist für mich, Welten zu erschaffen und die Auseinandersetzung mit Themen, die mich bewegen.» Wer sich darauf einlassen möchte, hat morgen im Neuen Theater in Dornach an der Premiere die Möglichkeit dazu.

Vorstellungsdaten: Freitag, 16. 12., 18 Uhr; Mittwoch, 28. 12., 18 Uhr; Freitag, 30. 12., 18 Uhr. neuestheater.ch

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