Sprayen erlaubt

Der Igelclub der Primarschule Münchenstein widmete sich der Graffiti-Kultur und sprühte vor Begeisterung und Fantasie.

Das Werk ist vollendet: Zum Abschluss des Graffiti-Workshops entstand an der tristen Garagenwand auf dem Areal der Primarschule eine etwa vier Meter lange Unterwasserwelt, im Blickfang ein Wal. Foto: Marianne Vetter
Das Werk ist vollendet: Zum Abschluss des Graffiti-Workshops entstand an der tristen Garagenwand auf dem Areal der Primarschule eine etwa vier Meter lange Unterwasserwelt, im Blickfang ein Wal. Foto: Marianne Vetter

Sieben Dritt- bis Sechstklässler des Igelclubs organisierten im Rahmen der Begabtenförderung (Pullout-Programm) mit Begabtenförderungslehrerin Berit Jufer einen Graffiti-Workshop. Mit ihrer Aktion leisteten die Schüler einen sichtbaren Beitrag zur Verschönerung ihres Schulareals.

Die praktische Annäherung an diese gestalterische Ausdrucksform fand mit dem Profi Felix Bircher statt. Er ist Künstler und Pädagoge und leitet Workshops für Einsteiger und Fortgeschrittene. «Graffiti ist keine Sache, die man von heute auf morgen beherrscht. Allein die Entwürfe stellen die Schüler vor grosse gestalterische Herausforderungen. Als erstes müssen die Schüler ihre Schriftzüge auf dem Papier beherrschen. Einen eigenen Style zu entwickeln braucht dann mehrere Jahre.»

An vier Donnerstagen konnten die Schüler die Sprühdosen ausprobieren und herausfinden, welche Techniken zu welchem Ergebnis führen. «Je näher man die Dose beim Sprayen an die Wand hält, desto dünner wird der Strich», erklärt Joel. «Bei meinen ersten Versuchen war die Linie unscharf und franste aus. Kommt zu viel Farbe auf eine Stelle, läuft die Farbe nach unten. Es braucht schon etwas Übung», so sein Fazit. Auch Nadia findet, «wenn man sauber arbeiten will, braucht es Fingerspitzengefühl, Konzentration und auch Kraft. Vor allem in den Unterarmen.» Das bestätigt auch Jamie, er hat das Graffiti-Projekt sozusagen angestossen und brachte schon etwas an Erfahrung in den Workshop mit.

Kunstwerk oder Sachbeschädigung

Wie sprüht man richtig, welcher Untergrund eignet sich, wie kann man Buchstaben und Figuren cool umsetzen? Das ist das eine, das andere: Was ist legal und was illegal? Bereits im Vorfeld unternahmen die Schüler zusammen mit ihrer Lehrerin einen Rundgang durch Münchenstein und warfen dabei einen genaueren Blick auf das, was von dem einen als Kunstwerk und von dem anderen als Schmiererei wahrgenommen wird. «Damit sich künstlerisch ambitionierte Sprayer qualitativ entwickeln können, braucht es freie legale Flächen. In vielen Städten und Gemeinden wurden bereits solche Areale eingerichtet», hält Felix Bircher fest.

Der Workshop an der Primarschule war mit viel Vorarbeit verbunden, denn als erstes musste für dieses Projekt die Genehmigung bei der Gemeindever­waltung eingeholt werden. Ein weiterer Punkt war die Finanzierung. Parallel zum Graffiti-Workshop fertigten die Schülerinnen und Schüler Kunstkarten, Freundschaftsbänder, Schlüsselanhänger und Figuren aus Fimo, die nun am 20. Mai beim Einkaufscenter Gartenstadt zum Verkauf angeboten werden.

Bleibt die Frage: Was ist das Faszinierende an Graffiti? «Man kann unheimlich kreativ sein, es gibt keine Grenzen und man hat sehr viele Freiheiten», fasst Jonas zusammen. Malina, Ella, Gioia, Jamie und Joel stimmen ihm zu, wie auch Nadia, die anfangs etwas skeptisch war. «Es hat Riesenspass gemacht und wir möchten die erlernten Fähigkeiten unbedingt ausbauen. Legal versteht sich.»

Begabtenförderung «Pullout-Programm»

Wenn die Fördermassnahmen auf Klassen- und Schulhausebene ausgeschöpft sind, gibt es für besonders Begabte klassenüber­greifende Gruppenangebote. In der Primarstufe Münchenstein ist dies das Pullout-Angebot. Einmal pro Woche besucht das Kind während der Unterrichtszeit ein externes Angebot. Im Vordergrund stehen interessengeleitetes und eigen­ständiges Arbeiten. Eine Förderung, die weit über die Lernziele des Lehrplans hinausgeht.

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