Sprachenvielfalt als Marktvorteil

Nächstes Jahr werden Baselbieter Schüler erstmals ihr Gymnasium selbst wählen können. Münchenstein profiliert sich mit einem breiten Immersionsangebot und praxisnahen Ergänzungsangeboten.

Auf dem Weg zur Maturité Bilingue: Drittklässler des Gym Münchenstein, die ihr Fremdsprachensemester in der Romandie schon hinter sich haben, werden im Immersionsunterricht bei Dr. Nadja Sliwa in Geografie auf Französisch unterrichtet.  Foto: Luk
Auf dem Weg zur Maturité Bilingue: Drittklässler des Gym Münchenstein, die ihr Fremdsprachensemester in der Romandie schon hinter sich haben, werden im Immersionsunterricht bei Dr. Nadja Sliwa in Geografie auf Französisch unterrichtet. Foto: Lukas Hausendorf

Lukas Hausendorf

Baselbieter Schüler kommen im nächsten Schuljahr in den Genuss einer abgespeckten Variante der freien Schulwahl. Abgänger des Sekundarschulniveau P können nämlich ihr künftiges Gymnasium selbst wählen. Zumindest ein bisschen. Entweder sie messen dem Standort höchste Priorität zu oder aber dem ihrem gewünschten fachlichen Schwerpunkt und nehmen dafür unter Umständen einen längeren Schulweg in Kauf. Zur grossen Umverteilung wird die neue Schülerlotterie aber kaum führen. Überhaupt erwartet niemand, dass es zu einem Erdbeben kommen wird. Birsecker Schüler werden weiterhin hauptsächlich nach Münchenstein ins Gymnasium gehen.

Trotzdem hat der Systemwechsel, den der harmonisierte Bildungsraum Nordwestschweiz mit sich bringt, zu einem Paradigmenwechsel in der kantonalen Bildungslandschaft geführt. «Wir befinden uns in einer PR-Offensive», sagt Reinhard Straumann, Konrektor des Gymnasium Münchenstein. Anders als im Spitalwesen nach der Einführung der freien Spitalwahl findet diese aber nicht auf den Plakatwänden im öffentlichen Raum statt. Das Gymnasium Münchenstein profiliert sich direkt beim Zielpublikum in der Sekundarschule.

Für alle Profile wurden neue Flyer und Präsentationen gemacht, mit denen angehende Gymnasiasten umworben werden. Allerdings wird nur im natürlichen Einzugsgebiet der Schule geworben. Infoanlässe im Oristal wären nicht sinnvoll, so Straumann. Überhaupt wollen sich die Gymnasien nicht gegenseitig über den Zaun fressen. Zum einen lassen das ökonomische Zwänge, das bildungspolitische Regulativ und letztlich auch die Geografie nicht zu. Trotzdem werden kulturelle Unterschiede an den Gymnasien nun betont. Die Marketingmentalität hat doch ein bisschen Einzug gehalten.

Breites Immersionsangebot
Münchensteins wertvollster Trumpf im geöffneten Bildungsraum ist das weit ausgebaute Immersionsangebot. Sowohl in Englisch als auch Französisch kann man eine bilinguale Matur erwerben. «Wir gehören bei der Immersion zu den Pionieren und waren die ersten, die in einem Immersionsfach die Maturaprüfung abgenommen haben», so Straumann. Anfangs nur in Englisch, mittlerweile aber auch in Französisch. Seit rund 15 Jahren ist man am Gymnasium schon bestrebt, das Angebot, das mit Biologie auf Englisch begann, systematisch zu verbreitern. «Wir achten auch bei der Stellenausschreibung darauf», so Rektor Gabriel Hänggi. Kein Wunder ist die Immersion zum Vorzeigeprojekt seiner Schule geworden. Besonders auf das französische Angebot ist man sehr stolz. Es ist nämlich mit einem Gastsemester an einem welschen Gymnasium verbunden.

Nur zwei weitere Gymnasien in der Deutschschweiz bieten das an. «Die Schüler bringen von dort nicht nur neue schulische Kompetenzen mit, sondern sind auch um eine interkulturelle Erfahrung reicher», sagt Konrektor Claude Héman, der für die Förderung der zweiten Landesprache an der Schule zuständig ist. Schüler bestätigen diese Einschätzung und berichten unisono nur von positiven Erlebnissen in der Romandie. «Und mit der maturité bilingue kann ich auf jeder französischen Universität studieren gehen», sagt zum Beispiel die Drittklässlerin Elodie Hersperger.

Praxisnahe Vertiefungsangebote
Neben der Immersion, die einen praxisbezogenen Spracherwerb fördert, wartet das Gymnasium Münchenstein ab dem nächsten Schuljahr mit einer ganzen Reihe von Angeboten auf, die dem theorielastigen Schulalltag mehr Alltagsnähe geben sollen. Den kleinen Bereich an Stunden, die jede Schule selbst gestalten kann, hat das Gymnasium weitgehend nach den Wünschen der Schülerschaft ausgestaltet. «Wir haben einen grossen Aufwand betrieben», so Hänggi. So wurden für praxisnahe Inhalte ausgearbeitet, die von Forschung, Medientheorie- und Produktion, Filmkurse und Unternehmensgründung für alle vier Schwerpunktgruppen des Gymnasiums eine passende Vertiefung bereithalten.

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