So individuell wie die Models: «Diese Kleider machen sichtbar»

Am 3. Mai findet die ­Modenschau «Eden» zum Thema Diversität auf dem Dreispitzareal statt. Die Vorbereitungen in den Couture Ateliers sind in vollem Gange.

Kleider als Sehnsuchtsort: Silvia Bessenich (M.), Leiterin der Couture Ateliers, mit den beiden Lernenden Jaël (l.) und Aline in ihren selbst gestalteten Outfits. Foto: Jeannette Weingartner

Ruhig und konzentriert arbeiten sieben Lernende, ausgerüstet mit Stecknadeln und Messbändern, an ihren Tischen. Sie fertigen sorgfältig Hemden an. Zwei weitere sind im Raum nebenan mit Bügeln beschäftigt. Die angehenden Bekleidungsgestalterinnen und -gestalter bereiten sich in den Couture Ateliers auf dem Dreispitzareal in Münchenstein auf die Modenschau von nächster Woche vor, die nur alle drei Jahre stattfindet. «So eine Modenschau ist mit einem enormen Aufwand verbunden», erklärt Silvia Bessenich, Leiterin der Couture Ateliers der Berufsfachschule Basel, bei einem Rundgang durch den Lehrbetrieb. Rund 30 Lernende absolvieren hier die dreijährige EFZ-Lehre mit Schwerpunkt Damenbekleidung.

Das Thema der Show mit dem Titel «Eden» ist Diversität – dabei wird inklusive Mode in die Kollektion integriert. An der diesjährigen Modenschau nehmen zum Beispiel auch Menschen im Rollstuhl teil: An einer Kleiderstange zeigt Bessenich Kleidungsstücke, die an die Bedürfnisse und Körpereigenschaften der Models im Rollstuhl angepasst sind. So sind zum Beispiel Ärmel und Beinlängen nicht überall gleich lang und ein Kleid ist so geschnitten, dass es sich perfekt an eine sitzende Position anpasst. Daneben hängen Outfits, die in grossen Grössen angefertigt wurden: «Leute, die nicht den gängigen Normen entsprechen, sollen sich nicht verstecken», sagt Bessenich. Kunstvolle und auffällige Stickereien zieren die Kreationen: «Diese Kleider machen sichtbar», erklärt sie.

«Ich habe die Generation-Z-Diskussion satt»

An der Wand mit dem Zeitplan für den Event macht sie einen Halt: «Es wird vier Durchgänge geben», führt sie aus. Im ersten Teil wird ein Kollektionskonzept präsentiert, das die Fachlehrpersonen gemeinsam mit dem Lernenden entwickelt haben. Im zweiten Durchlauf wird die Basics-Kollektion für Kunden gezeigt – unter anderem die Hemdenkollektion, die die Lehrlinge im Atelier gerade anfertigen. Im letzten Durchgang stehen die Lernenden individuell im Mittelpunkt: Zu einem vorgegebenen Farbkonzept haben sie ihre individuellen Kreationen entworfen, genäht – und präsentieren diese gleich selbst auf dem Laufsteg.

Der Titel «Eden» stehe dabei nicht in einem religiösen oder esoterischen Kontext. «Es geht hier mehr um einen Traum- oder einen Sehnsuchtsort», erklärt Bessenich. «Ich habe die Generation-Z-Diskussion satt, man hört immer nur, was sie alles nicht kann. Ich nehme sie ganz anders wahr.» Die Kreationen der Lehrlinge unterstreichen ihre Worte: An einer Stange hängen sorgfältig gefertigte Kleider, Jupes, Blusen und Hosen. Die Kleidungsstücke sind dabei so individuell wie ihre Trägerinnen und Träger: Während bei einigen auffällige Blumenprints direkt ins Auge stechen und einzelne Stücke an aufwendige Cos­play­kostüme erinnern, sind andere eher schlicht gehalten. «Stellt euch selbst so dar, wie ihr euch gefällt, und nicht so, wie andere sagen, dass ihr zu sein hättet.»

Inspiration aus Film

Zwei der angehenden Bekleidungsgestalterinnen nehmen ihre Outfits von den Kleiderbügeln. Jaël aus dem zweiten Lehrjahr erklärt: «Ich mag es gerne schlicht und casual und arbeite dafür mit Accessoires.» Sowohl ihr Oberteil als auch ihre Hose sind in Schwarz gehalten, dazu wird sie während der Show Ringe und Ohrringe sowie einen Bauchgurt tragen. Das Outfit von Aline aus dem ersten Lehrjahr fällt daneben durch den auffälligen Blumenprint auf: «Die Hose ist eng in der Taille, unten erinnert sie an einen japanischen Schnitt und ist etwas breiter», erklärt sie. «Ich trage sehr unterschiedliche Styles.» Das unterstreicht Alines zweites Outfit, das von dem Film «Dune» inspiriert wurde. Der sandfarbene Rock mit Volant erinnert an Lianen und passt damit perfekt zum Thema «Eden».

Noch geht es ruhig zu und her in den Räumlichkeiten der Couture Ateliers, das wird sich aber ab Montag ändern: «Hier wird der Teufel los sein», prophezeit Bessenich. Es wird geübt für die Modenschau, Floristinnen und Floristen bauen Durchgänge aus Ästen, der Saal für die Schau wird hergerichtet – und sie machen den «Garten Eden» bereit für die Show am Freitag. couture-ateliers.ch

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