Mit 50 Jahren noch ein Junior
Der Briefmarkensammler-Verein Birseck führt am Sonntag im Kuspo seine alljährliche Briefmarkenbörse durch. Organisator Martin Baumann ist selber leidenschaftlicher Philatelist.
Tobias Gfeller
Wochenblatt: Martin Baumann, Sie gehören zur dreiköpfigen Vorstandsleitung des Briefmarkensammler-Vereins Birseck und sind Organisator der Briefmarkenbörse. Wie muss man sich den Ablauf der Börse vorstellen?
Martin Baumann: Insgesamt werden 20 Händler nach Münchenstein kommen und auf 37 Tischen Briefmarken zum Verkauf anbieten. Es gibt Händler, die vier Tische für ihren Verkauf brauchen. An einer solchen Börse treffen dann Nachfrager und Anbieter aufeinander. Es kommt auch vor, dass der eine vom anderen weiss, dass dieser dort etwas anbietet, was er speziell sucht oder ein Anbieter weiss, dass einer kommen wird, der sein Angebot nachfragen wird. So kommt es, dass sogar zehn Händler aus der Region Bern anreisen werden. Aus der Region Basel hingegen kommt nur einer.
Wie viele Briefmarken wechseln an einem solchen Tag den Besitzer und wie viel Geld ist da im Umlauf?
Martin Baumann: Die Händler haben feste Preisvorstellungen. Diese Preise basieren auf Katalogpreisen. Doch diese Zahlen sind meist nur Richtwerte. Selten erzielt ein Händler auch wirklich diesen Verkaufspreis. Die schlussendlich erzielten Preise hängen von der Qualität des Materials ab. Als auswärtiger Händler erwartet man einen Umsatz von gegen tausend Franken und mehr. Sonst würde sich die Anreise erst gar nicht lohnen. Insgesamt rechne ich mit über 20 000 Franken Umsatz. Selten wird auch Material getauscht. Wie viele Marken den Besitzer wechseln, ist schwer vorauszusagen.
Ist es wirklich so, wie man es sich vorstellt, dass Briefmarkensammler eher ältere Männer sind?
Martin Baumann: Ja, das ist so. Unser Verein hat achtzig Mitglieder. Das Durchschnittsalter liegt etwa bei siebzig Jahren. Wenn einer fünfzig ist, ist er noch bei den Junioren (lacht).
Wie sollen Junge in einer Zeit von E-Mail und SMS überhaupt die Liebe zu den Briefmarken entdecken?
Martin Baumann: Dies ist wirklich ein Problem und das spüren wir. Junge Sammler gibt es daher praktisch nicht. Wir versuchen deshalb vor allem Frühpensionäre, die auf einmal viel Zeit haben, für das Hobby zu gewinnen. So schaffen wir es wenigstens, die Mitgliederzahl konstant zu halten. Ideal ist es jeweils, wenn einer sich schon als Kind oder Jugendlicher für Briefmarken interessierte und diese Leidenschaft dann später wieder entdeckt.
Was raten Sie jenen, die bei Null beginnen müssen?
Martin Baumann: Interessant ist sicherlich immer das Sammeln von einem Motiv. Schiffe, Tiere oder Eisenbahnen sind beliebte Sujets, die es auf Briefmarken in den verschiedensten Varianten gibt. Man kann als erstes auch eine ganze Sammlung kaufen und diese weiter vertiefen.
Erklären Sie potenziellen Philatelisten Ihre Leidenschaft für Briefmarken. Wie betreiben Sie dieses Hobby?
Martin Baumann: Es hat für jedes Portemonnaie etwas. Jeder kann selber entscheiden, wie viel er für sein Hobby ausgeben möchte. Das ewige Sammeln und nie wirklich fertig sein ist der grosse Reiz - ähnlich wie bei einer Modelleisenbahn, an der man immer weiter baut. Mit den Briefen erfährt man Geschichten aus dem früheren Alltag, die man sonst nie erfahren würde.
Das Sammeln ist auch mit viel Literatur verbunden. Ich bin dauernd am suchen, suchen, suchen. Ich persönlich sammle verschiedene Varianten der ersten Briefmarke der Welt, der «Penny Black» von 1840 mit der britischen Königin Victoria drauf.