Kubismus im Gartenbad

Im Sommer 1955 öffnete das Gartenbad St.Jakob für die Öffentlichkeit, jetzt wurde es in das Inventar der geschützten Kulturdenkmäler des Kantons Basel-Landschaft aufgenommen.

Klare Linien, einfache Architektur: Das Gartenbad St. Jakob überzeugte die Denkmalpflege. Foto: Bildarchiv Kantonale Denkmalpflege Basel-Landschaft
Klare Linien, einfache Architektur: Das Gartenbad St. Jakob überzeugte die Denkmalpflege. Foto: Bildarchiv Kantonale Denkmalpflege Basel-Landschaft

Das Gartenbad St.Jakob ist mit seinem Angebot bei Jung und Alt beliebt. Etwa 200000 Besucherinnen und Besucher nutzen jährlich die weitläufige Anlage (über 47000 Quadratmeter), die verschiedenen Becken sowie die Spring-, Rutsch- und Liegemöglichkeiten. Was vielleicht viele (noch) nicht wissen, wenn sie gerade ins kühle Nass tauchen, sich umziehen oder etwas zu essen holen, ist, dass sie das in einem Gartenbad tun, welches mit seiner Architektur und Gestaltung als bedeutendes Kulturdenkmal gilt. «Im Vergleich mit den am besten gestalteten Schwimmbädern der Schweiz nimmt das Gartenbad St.Jakob einen Spitzenrang ein», steht im Auszug aus dem Protokoll des Regierungsrates des Kantons Basel-Landschaft. Und weiter: «Die hohe geschichtliche, städtebauliche, baukünstlerische und architekturhistorische Bedeutung der Bauten und Aussenraumgestaltung zeichnen das Gartenbad St.Jakob als ein bedeutendes Werk sowohl der Schwimmbadarchitektur als auch der Nachkriegsmoderne aus.» Mit der Haltung «less is more» von Mies van der Rohe reagierte die Moderne auf den zuvor lange gültigen Baustil des Historismus, weiss die kantonale Denkmalpflegerin Brigitte Frei-Heitz.

Grösste Badeanlage der Schweiz

Bereits in den 1930er-Jahren war der Bau eines Garten-Sport-Bades in Planung, verschlechterten sich die bisherigen Bademöglichkeiten im Rhein durch die Industrie doch zusehends.

1932 reservierte die Basler Regierung ein Areal im Gebiet St.Jakob, welches die Stadt später von der Christoph-Merian-Stiftung erwarb und deren Eigentümerin sie bis heute ist. 1953 gab es einen Wettbewerb, in dessen Jury auch der Schriftsteller Max Frisch sass. Das Basler Architekturbüro Max Rasser & Tibère Vadi mit ihrem Mitarbeiter Bruno Gerosa gewann den Wettbewerb, ein Jahr später wurden die Bauarbeiten aufgenommen.

«Es war die von der Gesamtfläche her grösste Badeanlage in der Schweiz, wie die Zeitungen hervorhoben», berichtet das Protokoll. Aus Kostengründen konnten nicht alle Hochbauten realisiert werden, sie kamen bis 1970 dazu. Zu erwähnen sind auch der Landschaftsarchitekt Richard Arioli, der die Aussenräume des Bades gestaltete, und der Basler Grafiker Armin Hoffmann, der die Beschriftung entwarf.

«Die Anlage spricht eine einzigartige, konsequente, moderne Architektursprache mit ihren weissen, einfachen kubischen Gebäuden, den schwebenden Dächern und dem grünen Teppich des Gartenbades», beschreibt Frei-Heitz den besonderen Charakter.

Stilbildende Epoche

Die Architektur des Gartenbads St.Jakob inszeniere sich als Hintergrund für den Menschen und stelle diesen ins Zentrum, so die Denkmalpflegerin. Dieser habe im 20. Jahrhundert die Gesundheitspflege und die Körperkultur für sich entdeckt und dabei gemerkt, dass die Sonne keine Gefahr ist und gebräunte Haut schön sein kann. Garten- und Freibäder waren die logische Folge. Somit gehören sie zu einer stilbildenden Epoche, für welche das Gartenbad St.Jakob hochgradig repräsentativ ist. Frei-Heitz: «Wir als Denkmalpflege haben von der Öffentlichkeit den Auftrag, solche bedeutenden Kulturdenkmäler zu schützen.»

Aktiv geworden ist die Denkmalpflege Baselland, da das Gartenbad zwar im Besitz von Basel-Stadt ist, sich jedoch auf Münchensteiner und damit Baselbieter Boden befindet. Ansonsten involviert sei die Gemeinde Münchenstein jedoch nicht, begrüsse die Unterschutzstellung allerdings, so Andreas Berger, Leiter Raum & Umwelt. Und Barbara Neidhart, Leiterin Kommunikation & Marketing bei Immobilien Basel-Stadt, welche die Eigentümervertretung für den Kanton Basel-Stadt besorgt, sagt: «Uns ist schon länger bewusst, dass es sich um eine spezielle Anlage handelt, und sind immer sorgsam mit ihr umgegangen. Wir freuen uns über die aktuelle Entwicklung, die durchaus in unserem Sinn ist.»

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