Kein Platz in den Turnhallen? Eltern-Kind-Turnen findet nicht statt

Aufgrund von belegten Hallen durch die Schulen findet dieses Jahr in Münchenstein kein Eltern-Kind-Turnen statt. Die Leiterinnen sind verärgert.

Terminkollision: Weil am Montagmorgen kein Platz in den Turnhallen von Münchenstein ist, findet in diesem Schuljahr kein Eltern-Kind-Turnen statt. Symbolbild: Unsplash.com

Turnhallen sind in vielen Gemeinden eine begehrte Sache. Vor allem in den Wintermonaten, wenn sich die sportlichen Aktivitäten der Vereine ins Warme und Trockene verlagern, wird der Platz knapp. Diese Belegungen betreffen vor allem die Abendstunden. Das Eltern-Kind-Turnen – früher bekannt als MuKi-Turnen – findet in der Regel am Vormittag statt, damit die Eltern mit den Kleinkindern turnen können, wenn das ältere Geschwister womöglich in der Schule oder im Kindergarten ist. Das habe gemäss Leiterin Jenny Rentsch den Vorteil, dass die Eltern für das Geschwister ­während des Turnens keine Betreuung organisieren müssen. So war es in den vergangenen Schuljahren auch in Münchenstein.

Im Schuljahr 2024/25 wird es in Münchenstein kein Eltern-Kind-Turnen geben. Das sorgt bei den beiden Leiterinnen und den betroffenen Eltern für Verärgerung. Mehrere Leserbriefe zum Thema sind beim Wochenblatt eingegangen. Die Gemeinde teilte den beiden Leiterinnen erst in der ersten Juli-Woche mit, dass für das Eltern-Kind-Turnen am gewünschten Vormittag keine Halle frei sei. Der Schulsport von Primar- und Sekundarschule und des Gymnasiums, der FMS und der Berufsfachschule Gesundheit benötige an den Vormittagen sämtliche Turnhallen. Leiterin Jenny Rentsch ärgert sich über den späten Bescheid der Gemeinde, obwohl sie bereits im Januar für einen Hallenplatz angefragt hat. Anfang Sommerferien war es schon zu spät, um Alternativen zu finden. Rentsch und ihre Kollegin hatten Anmeldungen für 24 Kinder. «Der Bedarf für das Eltern-Kind-Turnen ist da. Für die Entwicklung der Kinder im Vorschulalter ist das Turnen von grosser Bedeutung.»

Rentsch erinnert daran, dass in den meisten umliegenden Gemeinden das Eltern-Kind-Turnen von den Gemeinden mit Hallen unterstützt wird. Sie sei von der Gemeinde Münchenstein enttäuscht, dass dies hier nicht möglich sein soll.

Bei der Gemeinde anerkennt man den Wert des Eltern-Kind-Turnens, betont Verwaltungsleiter Stefan Friedli. «Das Eltern-Kind-Turnen ist ein wichtiges Angebot, das absolut im öffentlichen Interesse liegt. Das Eltern-Kind-Turnen hätte es verdient, dass eine Lösung gefunden wird.» Dafür bräuchte es aber eine «minimale Flexibilität», so Friedli. «Eine Lösung kann nicht gefunden werden, wenn das Eltern-Kind-Turnen auf einem Turnhallen-Zeitfenster beharrt, das durch den Primarschulbetrieb bereits vollständig belegt wird und somit nicht zur Verfügung steht.»

Gemeinde beteuert, es habe genug Hallen

Es sei nämlich keinesfalls so wie von Rentsch dargestellt, dass es in Münchenstein an Turnhallen fehlt – im Gegenteil. Die Gemeinde könne sogar Turnhallen an den Kanton für die Sekundarstufe, das Gymnasium, die FMS und die Berufsfachschule Gesundheit vermieten. Die Priorisierung sei dabei klar geregelt, erklärt Stefan Friedli: «Zuerst kommt die Primarstufe, dann die kantonalen Schulen.» Diese kantonalen Schulen halten im aktuellen Schuljahr 2024/25 exakt 100 Lektionen pro Woche Turnunterricht in Turnhallen der Gemeinde ab. Davon ­fallen 56 Lektionen in den begehrten ­Vormittagszeitfenstern an. Der Kanton entschädige die Gemeinde hierfür in ­«angemessenem Umfang». Die finale Einteilung konnte erst Ende Juni erfolgen, versichert Friedli.

Private Anbieter, die ein Angebot im öffentlichen Interesse anbieten, kämen in der Priorität an dritter Stelle. Dazu gehört gemäss Friedli auch das Eltern-Kind-Turnen. «Vor allem die Zeitfenster am Vormittag werden vom Schulbetrieb in der Regel lückenlos belegt. Dementsprechend ist bereits auf dem Formular zum Benutzungsgesuch vermerkt, dass eine Vermietung während der regulären Schulzeit in der Regel nicht möglich ist.»

Die Leiterinnen haben nur am Montag Zeit

Trotz des Hinweises habe das Eltern-Kind-Turnen darauf bestanden, ein Zeitfenster am Montagmorgen zu erhalten und alternative Zeitfenster an den Nachmittagen abgelehnt, berichtet Stefan Friedli. Neben der einfacheren Betreuungssituation für die älteren Geschwister habe der Vormittag für das Eltern-Kind-Turnen auch aufgrund des Energielevels der Kinder einen wesentlichen Vorteil, erklärt Rentsch. «Hinzu kommt, dass einige Kinder im Elki-Alter noch einen Mittagsschlaf machen und dies ein zusätzlicher Hinderungsgrund sein könnte, am Nachmittag teilzunehmen.» Da auch beide Leiterinnen selber Kinder haben, ist der Vormittag auch für sie besser. «Wir machen dies als Freiwilligenarbeit und werden nicht entlöhnt», erinnert Rentsch. Der Montagvormittag sei Wunschtermin, da beide Leiterinnen an den übrigen Tagen arbeiten. Er sei vor zwei Jahren gewählt worden, da dort die Turnhallen am ehesten verfügbar seien, hiess es damals von der Gemeinde.

Rentsch wirft der Gemeinde vor, nach jahrelangen Diskussionen noch immer keine Schulraumplanung inklusive Turnhallen zu haben. Auch diesen Vorwurf wiegelt Stefan Friedli ab. «In Zusammenarbeit mit Schulrat und Schulleitung hat der Gemeinderat eine umfassende Schulraumplanung in Auftrag gegeben. Diese Schulraumplanung beinhaltet nebst der Aussenraumbeurteilung eine quantitative Raumanalyse für die Primarstufe inklusive Kindergarten, für die Turnhallenkapazität und die Tagesstrukturen und den Mittagstisch.» Voraussichtlich bis Ende Jahr werde ein Analysebericht vorliegen.

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