Jede Minute zählt – auch ohne Blaulicht

Die VetTrust Tierklinik in Münchenstein hat seit einem Monat einen Krankenwagen für Kleintiere im Einsatz, den die ehemalige FCB-Präsidentin Gigi Oeri finanziert hat.

Im Einsatz für die Tiere: Tierärztin Gabrielle Brunner (l.) und Thomas Mandler, der den Krankenwagen fährt. Foto: Tobias Gfeller
Im Einsatz für die Tiere: Tierärztin Gabrielle Brunner (l.) und Thomas Mandler, der den Krankenwagen fährt. Foto: Tobias Gfeller

Thomas Mandler und seine Kolleginnen und Kollegen, die den Krankenwagen steuern oder als Notärztin oder Notarzt mitfahren, sind jederzeit bereit für einen Einsatz. Seit Inbetriebnahme des Krankenwagens am 20. Juli mussten sie bis vorgestern 14-mal ausrücken. «Der Krankenwagen entspricht einem echten Bedürfnis und wir spüren auch, dass er von den Tierbesitzerinnen und -besitzern sehr geschätzt wird», berichtet Mandel, der zuvor Krankenwagen für Menschen fuhr. Wie auch auf den Behandlungstischen der VetTrust Tierklinik an der Bottmingerstrasse, sind Hunde und Katzen die klar am häufigsten transportierten Tiere im Krankenwagen. «Bis zu hundert Kilogramm sind in etwa möglich – also eine Deutsche Dogge oder auch ein Schaf», erklärt Tierärztin und Projektleiterin des Krankenwagens Gabrielle Brunner.

Zwar werden schweizweit seit Jahren Haustiertransporte bei Krankheiten und Unfällen angeboten, doch die Münchensteiner Tierklinik bietet den ersten richtigen Krankentransport mit notfallmedizinischer Versorgung vor Ort und im Krankenwagen an. Gabrielle Brunner ist überzeugt, dass es schon bald Nachahmer geben wird. «Das Bedürfnis ist mit Sicherheit da, da es für die «Tiereltern» eine grosse Erleichterung darstellt. Fraglich ist nur, wie man es finanziert und personell regelt.»

Ziel: für alle erschwinglich machen

Die personelle Planung – der Krankenwagen ist jeden Tag während 24 Stunden einsatzbereit und es fahren jedes Mal zwei Personen mit – und das Finanzielle seien die beiden grössten Herausforderungen des Projekts. Möglich machte den Krankenwagen für Kleintiere die ehemalige FCB-Präsidentin Gigi Oeri. Seit Jahren engagiert sich die Roche-Erbin in unterschiedlicher Art und Weise für Tiere. Brunner betreut als Tierärztin seit langer Zeit Tiere von Gigi Oeri. Gemeinsam kamen sie auf die Idee des Krankenwagens. «Wir müssen klar sagen, dass es ohne ihre Unterstützung nicht möglich gewesen und auch der Betrieb nicht zu stemmen wäre.» Der 2008 gebaute Krankenwagen war bis vor kurzem in der Humanmedizin im Einsatz. Das Interieur konnte bis auf kleinere Anpassungen und neue Medikamente grösstenteils beibehalten werden.

Gigi Oeri war es ein grosses Anliegen, dass die Einsätze des Krankenwagens für alle Tierbesitzerinnen- und Besitzer erschwinglich sind. Ihre Tierstiftung «Anton» hilft neben dem Kauf auch bei der betrieblichen Finanzierung mit. Und auch die Tierklinik leistet einen finanziellen Beitrag, verrät Gabrielle Brunner.

«Für uns ist dies keine Einnahmequelle, sondern ein Kostenpunkt.» Doch das sei es wert. «Es geht auch bei Tieren manchmal um Minuten, ob sie überleben oder nicht.» Dank dem Krankenwagen kann den Hunden, Katzen und Co. schon vor Ort geholfen werden. Auch können nicht stabile Tiere vom Tierarzt in eine Tierklinik transportiert werden. Denn nicht immer wird die eigene Tierklinik angefahren, betont Brunner. «Wenn eine andere Klinik näher ist oder sich eine andere Lösung anbietet, wird natürlich diese angesteuert. Es geht alles zum Wohle des Tieres.»

Keine Sonderregeln bei Tierrettung

Der Tier-Krankenwagen hat einen entscheidenden Unterschied zu einem Pendant in der Humanmedizin. «Er hat kein Blaulicht auf dem Dach», zeigt Fahrer Thomas Mandler.

Das heisst, der Tier-Krankenwagen muss sich stets an die normale Verkehrsordnung halten. «Wir dürfen nicht schneller fahren, als vorgegeben ist und dürfen auch nicht über Stoppstrassen oder Rotlichter fahren.» Es sei manchmal schon schwierig, die Geschwindigkeit zu drosseln, wenn man weiss, dass jede Minute zählt. Auch Polizei und Feuerwehr dürfen bei Tierunfällen nicht schneller fahren als gemäss vorgegebenem Tempolimit.

Weitere Artikel zu «Münchenstein», die sie interessieren könnten

Münchenstein18.09.2024

Vom Dorf zur Kleinstadt: 13 Anekdoten zur Geschichte Münchensteins

Das neue Buch «M wie Münchenstein» ist eine Reise durch die Dorf­geschichte in Text und Bild. Herausgeberin ist die Kulturkommission der Bürgergemeinde. Der…
Münchenstein11.09.2024

Wegen möglicher Gesetzesänderung: Quartierplan-Revision auf Eis gelegt

Obwohl der Quartierplan Zollweiden aus dem Jahr 1980 stammt, wird dessen Revision sistiert. Trotz früherem Widerstand sind nicht die Anwohner Grund für diesen…
Münchenstein04.09.2024

Einblick in die neue Fischtreppe mit der Virtual-Reality-Brille

Die Bauarbeiten am ­Birskraftwerk Neuewelt befinden sich in der ­finalen Phase. Am ­Samstag hat die Bauherrschaft Anwohner auf die Baustelle eingeladen.