Je näher, desto schöner

Der Münchensteiner Kunstfotograf Peter Riedwyl zeigt im reformierten Kirchgemeindehaus intime Pflanzenaufnahmen. Die Ausstellung «Aus der Fülle leben» initiiert das gleichnamige Motto der Gemeinde.

Freude an der Schöpfung: Peter Riedwyl hofft, mit seinen Aufnahmen den Menschen die Augen für Naturschönheiten zu öffnen. Foto: Caspar Reimer

Mit einem Fest hat die Reformierte Kirchgemeinde Münchenstein am Sonntag ihr neues Motto «Aus der Fülle leben» eingeweiht. Die Feierlichkeit – eingeläutet von einem Gottesdienst mit Pfarrerin Annina Rast und gemeinsamem Mittagessen – war zugleich Vernissage einer gleichnamigen Fotoausstellung des Münchensteiner Künstlers Peter Riedwyl.

Als Pfarrer Markus Perrenoud neulich bei diesem auf Hausbesuch war, sah er die Fotografien und befand, sie würden gut zum neuen Gemeindemotto passen. «Mit meinen Fotografien möchte ich Menschen dazu bewegen und ermutigen, die Welt mit offenen Augen zu betrachten», sagt der 78-Jährige. Seine Bilder zeigen über 40 Pflanzenporträts in Nahaufnahme, wobei es sich meist um Blumen oder Kräuter handelt, die in unserer Region anzutreffen sind, von Menschen täglich und unbeachtet passiert werden.

Für seine Motive geht der Kunstfotograf tief in die Struktur der Pflanze hinein, zeigt sie so auf eine ganz intime Weise, wodurch überraschende Formen und Figuren entstehen. «Respekt und Bewunderung vor der Schöpfung sind meine Motivation für die fotografischen Arbeiten», sagt Peter Riedwyl. Durch das Weitergeben von Freude an der Natur erhofft er sich mehr Wertschätzung – auch von Mensch zu Mensch. Er sagt: «So können wir der Spaltung der Menschheit, die in vollem Gange ist, etwas entgegensetzen.»

Auge für die Natur

Im Alter von zehn Jahren bekam Peter Riedwyl von seinem Vater eine Kodak-Box-Kamera geschenkt. «Von Anfang an hat mich die Schönheit der Natur fasziniert. Diese wollte ich mit der Kamera festhalten», erzählt der Künstler, der sich als Jugendlicher in einer Naturschutzgruppe betätigte und am Gymnasium in Basel die Zeichenelite besuchte. Bei Cioma Schönhaus, der sich als Jude im nationalsozialistischen Deutschland mit Passfälschung vor der Deportation rettete und in die Schweiz flüchtete, lernte Peter Riedwyl die Kunst der Grafik kennen, doch diese behagte ihm nicht. «Sie schien mir zu langweilig», sagt er lachend. Sein beruflicher Weg führte ihn in die Textilbranche, wo er unter anderem in der Modeentwicklung tätig war. Die Kunstfotografie war ihm sein Leben lang Ausgleich zum Beruf, allerdings hat sie ihm seit den 1970er-Jahren Ausstellungen im In- und Ausland beschert – zum Thema «Spuren der Zeit» sind aktuell Fotografien von Peter Riedwyl im Dreiländermuseum Lörrach zu sehen.

Bar und Brutkasten

Die Ausstellung «Aus der Fülle leben» ist bis Ende August in den Räumlichkeiten des Kirchgemeindehauses zu entdecken. Begleitet wird sie von einem Sommer­café mit Barbetrieb auf dem Kirchenvorplatz. Das Sommercafé ist selbst Teil des Projekts «Gastliche Kirche». «Damit wollen wir die grosszügige Infrastruktur unserer Kirchgemeinde für alle Menschen öffnen, auch solche, die am Sonntag nicht zum Gottesdienst kommen», sagt Pfarrer Markus Perrenoud. Passend zum  neuen Motto «Aus der Fülle leben» steht im Foyer des Kirchgemeindezentrums ein Küken-Brutkasten – zeitnah lässt sich beobachten, wie aus Eiern ­Bibelis schlüpfen.

«Aus der Fülle leben», bis 31. August; Dienstag bis Freitag, 9–17 Uhr. Reformierte Kirchgemeinde Münchenstein, Lärchenstrasse  3. Einführung in die Ausstellung mit dem Künstler am 12. Juni, 14.30 Uhr.

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