Im Geschichtsbuch blättern mit Samuel Huggel
Im äusseren Dorf von Münchenstein findet man noch einige Relikte der Vergangenheit, die Aufschluss geben über das Leben von damals.
Bea Asper
Wenn in Münchenstein Geschichte lebendig wird, hat die Kulturkommission der Bürgergemeinde wieder eingeladen zum «M wie Münchenstein». Letzten Samstag ging es auf den Rundgang durch das äussere Dorf mit Historiker Samuel Huggel. Der Ur-Münchensteiner holte auf wundersame Art den Alltag und die Geschichten, die sich im 18. und 19. Jahrhundert in den Gemäuern von Münchenstein abspielten, in die Gegenwart. «Nur wer Vermögen hatte, konnte im 18. Jahrhundert in Münchenstein das Bürgerrecht erwerben – und in der Zeit des losen Staatenbundes der Eidgenossenschaft war man nicht frei in der Wahl des Gewerbes», erklärte Huggel. Die Klassenunterschiede machten sich bemerkbar beim Rufnamen, Stadtbürger mussten mit «Herr» angeredet werden, bei den Dörflern hiess es «Huggel, komm her!».
Imponierendes Detailwissen
Zahlreich waren die Interessierten erschienen und liessen sich in einem ersten Teil des Anlasses in der Trotte von Huggels Bilderdokumentation gedanklich in die Vergangenheit versetzen. Die Erzählungen waren so spannend, dass man Samuel Huggel noch Stunden zuhören hätte können. Anhand von Beispielen in der Strasse (Lehengasse), in der auch die «Kleinkinder Schule» noch steht, zeigte Huggel, was die Bauweise und Anordnung der Gebäude von den damaligen Lebensumständen verrät und welche Ereignisse der Vergangenheit das Heute prägten. Er fesselte die Zuhörer mit seinem Detailwissen über fast jeden Stein: auch über diejenigen, welche einst zum alten Schloss gehörten. Huggel erklärte die Zusammenhänge zwischen den Vorgängen im Dorf und dem Geschehen, das sich in der Welt vor den Toren Münchensteins abspielte. Zum Beispiel, welche direkten Auswirkungen die Französische Revolution auf Münchenstein hatte.
Beim Apéro wurde rasch klar: Die Zuhörer würden sich sehr freuen auf weitere Anlässe und Einblicke in Münchensteins Geschichte unter der Leitung von Samuel Huggel. Der geborene Erzähler, der Münchenstein ein Leben lang treu geblieben ist, hat das Geschichtsstudium auf dem zweiten Bildungsweg absolviert und in Basel an der DMS von 1975 bis 1998 unterrichtet. Die Geschichte Münchensteins hat ihn schon immer in den Bann gezogen, erklärt Huggel dem «Wochenblatt». Nebst der Literatur seien ihm vor allem die Geschichten seines Grossvaters hilfreich, der 1859 geboren sei und sein Leben in Münchenstein verbrachte und mit dem er viele schönen Stunden verbringen durfte.