«Ich musste lernen, Druck positiv zu sehen»

Die Münchensteiner Volleyballerin Maja Storck wurde am Freitag mit dem Baselbieter Sportpreis ausgezeichnet. Im Interview erklärt sie, was in der Bundesliga anders ist als in der Schweiz.

Gewinnerin: Maja Storck überzeugte die Jury mit ihren nationalen und internationalen Erfolgen. Foto: zVg
Gewinnerin: Maja Storck überzeugte die Jury mit ihren nationalen und internationalen Erfolgen. Foto: zVg

Wochenblatt: Nach dem Meistertitel in der Bundesliga mit dem Dresdner SC und der Wahl zur wertvollsten Spielerin der ganzen Liga nun die Auszeichnung in ihrer Heimat: Maja Storck, was bedeutet der Baselbieter Sportpreis für Sie?

Maja Storck: Ganz viel. Für mich war es schon cool, überhaupt nominiert zu sein. Als Teamsportlerin bekommt man nicht oft einen persönlichen Preis verliehen. Deshalb ist der Baselbieter Sportpreis schon etwas Besonderes für mich. Er zeigt mir auch, dass meine Leistungen in Deutschland und in meiner Heimat realisiert und anerkannt werden.

Sie haben sich in der Abstimmung knapp gegen Hürdensprinter Jason ­Joseph durchgesetzt, der medial in der Schweiz viel mehr Aufmerksamkeit erhält als Sie. Diese Wahl war trotz Ihren Erfolgen alles andere als selbstverständlich.

Überhaupt nicht selbstverständlich! Und sie hat mich überrascht. Geholfen hat auch mein Club, der die Fans und die Internet-Community zum Abstimmen animiert hat. Das war natürlich schön, dass ich hier in Dresden sogar für einen Baselbieter Sportpreis Unterstützung erhalte.

Wussten die Leute in Deutschland überhaupt, was das Baselbiet ist?

Nein. Baselbiet war ihnen überhaupt kein Begriff. Sie kennen halt nur Basel. Ich musste es ihnen erklären (lacht).

Stichwort Basel: Wie viel Kontakt haben Sie noch zur alten Heimat und im Speziellen zu Münchenstein?

Ich spiele zwar seit vier Jahren in der Bundesliga, komme in der Sommerpause aber immer wieder zurück nach Hause. In Münchenstein bei meinen Eltern habe ich immer noch ein Zimmer. Aufgrund der Nationalmannschaftsreisen, die zumeist gleich nach der Bundesligasaison anstehen, habe ich leider immer wenig Zeit, um wirklich zu Hause zu sein. Aber ich geniesse die Zeit jeweils sehr. Auch habe ich noch regelmässig Kontakt zu alten Freundinnen und Freunden und zu Nationalmannschaftskolleginnen. Und mein Freund wohnt im Aargau. Ich habe also nicht nur ins Birseck, sondern in die ganze Schweiz meine Verbindungspunkte.

Von Sm’Aesch Pfeffingen über Aachen kamen Sie zum Dresdner SC und führten diesen zum ersten Meistertitel seit vier Jahren. Was sind sportlich die grössten Unterschiede zwischen der Nationalliga A und der Bundesliga?

Alle Spielerinnen sind Profis hier oder gehen nur in Ausnahmefällen noch in die Schule oder studieren. Da fragt niemand: «Was machst du noch neben dem Volleyball?» Das Videostudium durch den Trainer, die konkrete Vorbereitung auf den jeweiligen Gegner – das läuft schon auf einem ganz anderen Niveau ab. Grundsätzlich ist das Spiel auch einfach schneller. Und auch die Mentalität in Deutschland ist eine ganz andere.

Was genau ist daran anders?

Dass jede hier unbedingt will, Ehrgeiz und Motivation sind bei allen ausnahmslos gross. Das Selbstvertrauen, das Selbstverständnis, das Schweizerinnen und Schweizer den Deutschen oft auch als Arroganz auslegen, ist ganz anders spürbar. Und das hat überhaupt nichts mit Arroganz zu tun, sondern vielmehr mit der Einstellung.

An was mussten Sie sich mehr gewöhnen, an das spielerisch höhere Niveau oder an die andere Mentalität?

An beides. Ich lernte von Beginn weg dazu. Ich habe mich im Spiel in der Offensive beim Punkten und defensiv im Block und bei der Antizipation verbessert. Wenn ich zur Nationalmannschaft fahre, spüre ich den Mentalitätsunterschied sofort. Ich musste in Deutschland auch lernen, Druck als etwas Positives zu sehen.

Sie sind sportlich in Deutschland angekommen. Fühlen Sie sich auch persönlich wohl?

Und wie. Der Verein ist sehr familiär, das Umfeld wirklich toll. Und auch die Stadt Dresden gefällt mir unheimlich. Die Altstadt, gemischt mit der Moderne – Dresden ist wirklich eine Reise wert. Ich kann neben dem Volleyball hier sehr gut Zeit verbringen.

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