«Ich liebe es, Dinge zu machen, die Strahlkraft haben»

Per Ende Monat verlässt Annina Liechty die Reformierte Kirche Münchenstein, um ein neues ­Kapitel aufzuschlagen. Sie hinterlässt eine grosse Lücke, aber auch ein stabiles Netzwerk.

Vollgas: Annina Liechty hat die Kirche auch für Oldtimer geöffnet. Foto: zVg
Vollgas: Annina Liechty hat die Kirche auch für Oldtimer geöffnet. Foto: zVg

Annina Liechty weiss, wie man Menschen zusammenbringt, dafür schlägt ihr Herz. Sieben Jahre hat sie als Sozialdiakonin die Reformierte Kirche Münchenstein geprägt. «Als ich hier anfing, kam ich mir vor wie auf einer grünen Wiese. Man gab mir alle Freiheiten, diese Bühne zu bespielen», erinnert sich die 45-Jährige, deren sprudelnder Energie man sich kaum entziehen kann. «Ich konnte über den kirchlichen Bereich hinaus Vernetzungen schaffen und Beziehungen knüpfen.»

So ist es nicht verwunderlich, dass am Kirchgemeindefest vom 12. Juni der Oldtimerclub Münchenstein mit von der Partie ist: «Kirchliche Arbeit ist heute stark von Frauen geprägt. Durch die Zusammenarbeit mit dem Oldtimerclub hoffen wir, mehr Männer erreichen zu können», erzählt sie lachend. Im Rahmen des Festes findet nun aber ihre Verabschiedung statt: Per Ende Juni verlässt Liechty die Kirchgemeinde und beginnt im Herbst ein Theologiestudium an der Universität Basel. Nach sieben Jahren Studium und Vikariat könnte sie als Pfarrerin arbeiten.

Sichtbare Kirche

Seit Annina Liechty mit ihrem Mann, der bis vor eineinhalb Jahren die Kirchenpflege präsidiert hatte, und ihren Kindern nach Münchenstein zog, ist sie mit der Reformierten Kirche eng verbunden. Ihr Weggang hinterlässt eine grosse Lücke: Mit ihrem fröhlichen und offenen Wesen konnte sie Menschen, die sonst mit der Kirche nicht viel am Hut haben, zur Teilnahme motivieren. «Ein besonderes Herzensanliegen war mir immer die Gemeinschaft. Von daher schaue ich voller Freude auf die unzähligen Mittagessen nach den Gottesdiensten, den Bazar oder die Tageslager und Weekends zurück.»

Das von ihr als Privatperson gegründete Familienzen­trum zieht nach wie vor Menschen aus ganz unterschiedlichen sozialen Schichten an: «Ich hatte, als ich hier anfing, den Eindruck, dass für Familien ein Ort des Austauschens fehlt.» Sie schrieb ein Konzept und begann, damit bei Vertretern der Kirche und der Gemeinde zu weibeln.

Nach einem steinigen Weg gelang es letztendlich, einen Verein und das dazugehörende Familienzentrum zu gründen. «Ich liebe es, Dinge zu machen, die Strahlkraft haben», sagt sie. Durch ihr Engagement war die Reformierte Kirche an vielen wichtigen Anlässen im Dorf präsent, so etwa am Weihnachtsmarkt oder am Frontag. «Die Kirche sollte nicht nur für sich selber arbeiten, sondern sich auch nach aussen zeigen.»

Begeisterte Christin

Liechty hatte in jungen Jahren bereits daran gedacht, Theologie zu studieren, doch nach Abschluss des Gymnasiums Typus A hatte sie von Altgriechisch und Latein Nase und Kopf voll: «Ich wollte arbeiten, etwas bewegen, vom Elternhaus ausziehen», erinnert sie sich. Nun sei der Wunsch, das Bibelwissen zu vertiefen, zurückgekehrt. «Ich möchte neue Ansichten erarbeiten, aber auch helfen, die Zukunft der Kirche mitzugestalten.» Zwar hatte Liechty im Rahmen ihrer Arbeit die Kirche für Menschen unabhängig ihres religiösen Hintergrundes geöffnet, die Zusammenarbeit mit anderen Institutionen der Gemeinde gesucht, doch der christliche Glaube war bei ­ihrem Handeln immer von zentraler ­Bedeutung: «Ich war schon immer begeistert von der Kirche, einer Institution, die trotz Fehlern und Widerständen 2000 Jahre überlebt hat. Dazu sollten wir stehen.»

Noch hat die Kirchgemeinde keine neue Sozialdiakonin gefunden und auch für die Leitung des Familienzentrums gibt es erst eine Zwischenlösung. Das lebendige Angebot dürfte der Gemeinde aber erhalten bleiben: «Es ist schön zu sehen, dass das Netzwerk, welches ich in den vergangenen Jahren aufgebaut habe, trägt.» Bis zum Beginn ihres Studiums möchte sie die freie Zeit geniessen und sich auf ihren neuen Lebensabschnitt vorbereiten.

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