Gymnasium Münchenstein: Würdige Maturfeier mit kritischem Hauptredner

Am 18. Dezember 2013 fand in der vollen Kuspo-Halle die Maturitätsfeier des Gymnasiums Münchenstein statt. Professor Christian Körner machte sich für einen ganzheitlicheren Wissenschaftsbegriff stark.

Herausragende Leistungen: Die acht Preisträgerinnen und Preisträger des Baselbieter Maturandenpreises nahmen die
Herausragende Leistungen: Die acht Preisträgerinnen und Preisträger des Baselbieter Maturandenpreises nahmen die

Nach einem musikalischen Auftakt mit Mozarts Lied «Musica begleite unser Leben» konnte Konrektor Reinhard Straumann bekannt geben, dass von den 145 Maturandinnen und Maturanden nun 143 Maturi und Maturae seien. Er verglich die Matura mit dem Erklimmen einer Anhöhe, die den Blick auf nächste Ziele freigebe. Das Leben sei wie eine Bergwanderung, die nie zu Ende geht und bei der das Klima immer rauer wird.


Brisante Ansprache
Gastredner war Professor Christian Körner. Der renommierte Biologe und Co-Autor des «Strasburger», einem Standardwerk der Biologie, sprach ohne Manuskript über den «Nutzen der Wissenschaft». Er machte klar, dass die Vorstellung der Naturwissenschaft als einer exakten Disziplin auf einer Fehleinschätzung basiere. Auch die Naturwissenschaften seien unscharf, nur hätten sie nach aussen durch die Reduktion auf Mittelwerte den Schein der Exaktheit zu vermitteln, um an öffentliche Gelder zu kommen. Die Öffentlichkeit sei an der klaren Unterscheidung von schwarz und weiss interessiert und nicht an Unschärfen. Wenn jemand für die Forschung Geld verlange, müsse er heute die Nützlichkeit seiner Tätigkeit beweisen. Ein wirklicher Wissenschaftler forsche jedoch aus Wissensdrang.
Wie sein Landsmann, der Wiener Philosoph Conrad Paul Liessmann, plädiert auch Körner für ein Humboldsches Bildungsideal. Selbst Nobelpreisträger hätten nie «nützlich» sein wollen. Körner verkniff sich nicht einen Seitenhieb gegen bildungspolitische «Strategien» und «Rankings». Die Naturwissenschaften, die sich vor 150 Jahren von den Kulturwissenschaften getrennt hätten, müssten sich diesen wieder annähern. Dieses klare Plädoyer wurde offenbar verstanden, denn es gab lang anhaltenden Applaus.


Launiger Rückblick
Nach einem pianistischen Entreacte mit Haydn wurden die Maturitätszeugnisse verteilt, wobei Rektor Gabriel Hänggi allen erfolgreich Geprüften eine rote Rose überreichte. Der nächste Entreacte mit Paul Reichert und dem Lied «We were one» (am Klavier Tamara Müller) wurde stürmisch beklatscht. Dann bestiegen zwei Maturi das Rednerpult: Adil Koller und Camill Oberhausser. Sie zogen auf launische und ironische Art ein Resümee ihrer Schulzeit, streiften die desolaten baulichen Zustände, aber auch die Tatsache, dass das Gymnasium Münchenstein immer wieder kritische Geister hervorgebracht habe. Am Schluss zitierten sie einen Lehrer mit dem Satz: «Sie belohnen uns nicht, indem Sie hierbleiben». Auch diese Rede erntete grossen Beifall.
Rektor Hänggi übergab im Anschluss den Baselbieter Maturandenpreis an acht Schülerinnen und Schüler. Der Preis des Gymnasiums Münchenstein ging an den engagierten Adil Koller. Der Primus und die Prima erhielten den Maturandenpreis der Firma Novartis. Nach dem Schlusswort des Rektors und einem musikalischen Ausklang schritt man zum wohlverdienten Apéro.

 

Preisträgerinnen und Preisträger
Der Baselbieter Maturandenpreis geht an Avik Mukhija (5,46), Gabriel Müggler (5,5), Catherine Walter (5,5), Bruno Ferrari (5,58), Fiona Zilian (5,65; Prima), Yannick Frommherz (5,46), Jakob Lorenz (5,42), Camill Oberhausser (5,8; Primus).
Der Preis des Gymnasiums Münchenstein geht an Adil Koller; der Basler Maturandenpreis der Firma Novartis geht an Camill Oberhausser und Fiona Zilian.

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