Die Suppe kocht für einen guten Zweck

Der Münchensteiner «Suppentopf» feiert in diesem Jahr sein 50-jähriges Bestehen. Das ökumenische Angebot wird noch immer rege genutzt.

Chefköchin: Ursula Gallandre prüft, ob im Topf alles rund läuft. Foto: Caspar Reimer
Chefköchin: Ursula Gallandre prüft, ob im Topf alles rund läuft. Foto: Caspar Reimer

Am vergangenen Dienstag war es wieder so weit, als gegen Mittag ganze Scharen von vielen älteren, aber auch jüngeren Menschen mit hungrigen Mägen und der Vorfreude auf eine gesellige Mittagsstunde in das reformierte Kirchgemeindehaus an der Lärchenstrasse in Münchenstein strömten. Der «Suppentopf», der in diesem Jahr sein 50-jähriges Bestehen feiert und jeweils am ersten Dienstag der Monate November bis April stattfindet, ist zu einer guten Tradition geworden. «Ich komme seit Jahren. Es ist immer schön, bekannte Gesichter zu sehen», sagt ein Gast gegenüber dem «Wochenblatt»-Journalisten.

Viele der Anwesenden stehen der reformierten Kirchgemeinde oder der römisch-katholischen Pfarrei, die das Angebot organisiert, nahe, doch «eigentlich ist jeder willkommen», sagt Ursula Gallandre, Leiterin des zehnköpfigen Teams, das den «Suppentopf» jeweils mit beherztem Engagement organisiert. Die Suppe kocht die Leiterin mit Hilfe des Teams selbst, sie tätigt auch die Einkäufe: «Ich habe mittlerweile ein Repertoire aus sechs Suppen. Heute gibt es die Kartoffel- und Gemüsesuppe», erzählt sie. Fast 20 Kilo Gemüse mussten am Vormittag gerüstet werden. Und auch für den süssen Abschluss ist gesorgt: «Jedes Teammitglied backt einen Kuchen oder bereitet ein Dessert zu. Zudem müssen der Raum eingerichtet und die Tische gedeckt und dekoriert werden. Ohne das Team ginge das nicht.»

Ab acht Franken dabei

Zwar finden sich im Team auch zwei Männer, doch in seinen Gründerjahren war der Suppentopf eine Frauensache: «Suppentopf – Münchensteiner Frauen helfen», lautete das jahrzehntealte Motto. Entstanden ist die Münchensteiner Tradition im Jahr 1972 als Aktion mehrerer Frauen, die sich für das Wohl von bengalischen Flüchtlingskindern einsetzten. «Um an Geld zu kommen, haben sie 1971 einen Bazar ins Leben gerufen», sagt Ursula Gallandre. Nebst dem Bazar gab es auch eine Kaffeestube und eine ­Brötlibar.

«Die positiven Erfahrungen aus diesen Restaurationsbetrieben» veranlasste die Frauen, während des Winterhalbjahres eine Suppenküche zu betreiben. Ein Teller Suppe, zwei Wienerli und ein Getränk kostet acht Franken, für zwei bis drei Franken dazu gibt es das Dessert.

Die Einnahmen kommen jeweils einer gemeinnützigen Institution zugute, so etwa der Basler Gassenküche, wo Armutsbetroffene gratis ein Zmorge und für drei Franken ein Znacht bekommen. Neben anderen werden auch die Heilpädagogische Tagesschule in Münchenstein oder der hiesige Kaffeetreff, der von der Gruppe «Sorge für den Mitmenschen» organisiert wird, unterstützt. «Wir legen im Team immer wieder aufs Neue fest, wohin das Geld fliesst», erzählt Gallandre.

Bis zu 120 Gäste

Am vergangenen Dienstag war der «Suppentopf» gut besucht, die maximale ­Teilnehmerzahl wurde mit 120 Gästen erreicht: «Manchmal kommen viele, manchmal wenige Personen», erzählt ein Gast. In der warmen Jahreszeit fiele der «Suppentopf» weg, weil dann niemand eine warme Suppe essen wolle. «Vielleicht könnte man in der warmen Zeit einen Grill anbieten», wirft ein anderer Gast in die Runde. Und als sich die Suppe löffelnde Tischrunde gewahr wird, dass jemand von der Zeitung mitisst, da bricht der Damm und man darf erfahren, wo in Münchenstein der Schuh drückt.

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