Breiter Widerstand gegen neue Schuleinteilungen

Weil es mehr Kinder gibt und der Gemeinderat kein Provisorium errichten will, müssen Kinder statt im Dillacker im Lange Heid in die erste und zweite Klasse. Dagegen reichten Eltern Beschwerde ein.

Haben zusammen mit anderen Eltern Beschwerde eingelegt: Jenny Rentsch und Patrick Rickenbach. Foto: Tobias Gfeller
Haben zusammen mit anderen Eltern Beschwerde eingelegt: Jenny Rentsch und Patrick Rickenbach. Foto: Tobias Gfeller

Der Brief kam kurzfristig und vor allem unverhofft: Statt wie geplant ins Schulhaus Dillacker in die erste oder zweite Primarstufe, müssen Kinder aus dem Quartier nach den Sommerferien ins Schulhaus Lange Heid. Der Schulweg wird für einige der sechs- bis achtjährigen Kinder bis zu 1,5 Kilometer lang sein. In den vergangenen Jahren wurden am Standort Dillacker je eine Kindergartenklasse und eine gemischte Klasse aus Erst- und Zweitklässlern geführt. Grund für die veränderte Schuleinteilung ist der Bedarf an zusätzlichen Räumlichkeiten für Kindergärten. Statt der Primarklasse wird im Dillacker neu eine zweite Kindergartenklasse geführt, weil in Münchenstein ein Zuwachs an Kindergartenkindern zu verzeichnen sei, der am stärksten im Quartier Dillacker ausfalle, teilte der Gemeinderat vergangene Woche öffentlich mit, um die veränderten Schuleinteilungen zu erklären.

Dass dies der Gemeinderat öffentlich tat, kam nicht überraschend. Denn mehrere Eltern aus dem Quartier laufen gegen den Entscheid Sturm. Sie haben gegen die neuen Schuleinteilungen Beschwerde eingelegt, weil der Schulweg ins Schulhaus Lange Heid ihrer Meinung nach nicht zumutbar ist. «Die Kinder hätten für einen Weg wohl über eine halbe Stunde», mahnt Patrick Rickenbach, dessen Tochter davon betroffen ist. Auch Jenny Rentschs Sohn muss ins Lange Heid statt ins Dillacker. Man müsse bedenken, dass die Kinder für den Weg mehrere grössere Strassen überqueren müssen. Das im Bildungsgesetz verankerte Quartierprinzip der Schuleinteilung, wie es Münchenstein seit Jahren pflegt, sei wichtig für die Attraktivität der Gemeinde, finden beide.

Gemeinde will nicht mehr ausgeben

63 Eltern forderten in einem Brief den Gemeinderat auf, am Standort Dillacker ein Provisorium zu errichten, damit die Kinder weiterhin im Quartier zur Schule gehen können. Sie stören sich auch an der Kurzfristigkeit der Bekanntgabe der neuen Schuleinteilungen rund zwei Monate vor den Sommerferien. Patrick Rickenbach und Jenny Rentsch geben zu bedenken, dass auch die Kinderbetreuung gemäss Schulstandort organisiert werden müsse. «In dieser kurzen Zeitspanne bis zum Schulbeginn ist das fast nicht machbar», kritisiert Patrick Rickenbach. Doch der Gemeinderat winkt aus finanziellen Gründen ab. Der Schulraum Lange Heid müsse optimal genutzt und nicht parallel zu dortigen freien Klassenzimmern ein «teures Provisorium» beim Dillacker errichtet werden. Patrick Rickenbach und Jenny Rentsch können dieses Argument nicht nachvollziehen, obwohl sie Verständnis für den Spardruck der Gemeinde haben. «Die Ausgaben für ein Provisorium entsprächen rund einem Promille der gesamten Ausgaben der Gemeinde. Das sollte für die Kinder doch drinliegen.»

Sponsoren für Provisorium gesucht

Das finden auch die Schulleitung und der Schulrat. Gemäss Schulratspräsidentin Christine Moll hätte ein Provisorium zumindest für ein Schuljahr die Situation entschärft. Sie plagen auch langfristig Sorgen, was den Schulraum in Münchenstein angeht. Dieser sei heute schon knapp und wenn die vielen Quartierpläne realisiert werden, würde der aktuell vorhandene Platz nicht mehr reichen. Patrick Rickenbach und Jenny Rentsch führen ihren Widerstand stellvertretend für andere Kinder und Eltern, die aufgrund des knappen Schulraums künftig von solchen Schuleinteilungen betroffen sein könnten. Zur Finanzierung eines Provisoriums hat der Schulrat auch die Bürgergemeinde und Stiftungen angefragt. Bis auf eine Stiftung, die zu einer Co-Finanzierung bereit wäre, haben alle abgesagt.

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