Breite Allianz für die vanBaerle-Überbauung

Von den bekannten Münchensteiner Ortsparteien unterstützt nur die SVP den Quartierplan vanBaerle nicht. Im Pro-Lager mischt an vorderster Front alt Gemeindepräsident Giorgio Lüthi mit.

Pro-Komitee vanBaerle-Areal: Thomas C. Fetsch (l.) und Giorgio Lüthi auf dem vanBaerle-Areal. Foto: Tobias Gfeller
Pro-Komitee vanBaerle-Areal: Thomas C. Fetsch (l.) und Giorgio Lüthi auf dem vanBaerle-Areal. Foto: Tobias Gfeller

Thomas C. Fetsch, seines Zeichens Co-Präsident der Münchensteiner Grünen, gibt offen zu, dass er die Baukörper der geplanten Überbauung drei oder noch lieber fünf Meter kleiner gehabt hätte. «Aber das ist eben Politik. Da muss man auch Kompromisse eingehen können.» Mit den Grünen sitzt jene Partei im Pro-Komitee zum Quartierplan vanBaerle, über den Münchenstein am 26. September abstimmt, die der Gemeindeversammlung im März den Stempel aufgedrückt hat. Mit mehreren Anträgen schafften es die Grünen, den Quartierplan noch ökologischer und nachhaltiger zu machen. Mit der Zertifizierung «Standard nachhaltiges Bauen Schweiz» (SNBS) habe man viel herausholen können, betont Fetsch. Deshalb stünde eine deutliche Mehrheit der Partei hinter dem Bauvorhaben. Widerstand kommt mit Isabelle Viva aber auch lautstark aus den eigenen Reihen. «Das ist auch gut so, dass es innerhalb einer Partei unterschiedliche Ansichten gibt, die man auch öffentlich diskutieren kann», findet Thomas C. Fetsch. Der Co-Präsident der Grünen ist einer von insgesamt acht Co-Präsidentinnen- und Präsidenten des Pro-Komitees zum Quartierplan vanBaerle. 415 Wohnungen für 930 Personen sollen dort entstehen. Der höchste Baukörper wird knapp 50 Meter hoch. Das Pro-Komitee, zu dem alle bekannten Münchensteiner Ortsparteien mit Ausnahme der SVP gehören, unterstreicht die Qualität des Quartiers, das in Sachen Gestaltung und vor allem auch in Sachen Nachhaltigkeit nicht nur für Münchenstein, sondern für die ganze Region Vorbildcharakter haben werde. Thomas C. Fetsch betont, dass dadurch nicht zusätzlicher Boden verbraucht wird, da am Standort heute schon vieles verbaut und vor allem durch Asphalt versiegelt ist. «Mit der Überbauung wird das Areal geöffnet und grüner.» Auch vom Verkehr her werde es dank dem umfassenden Mobilitätskonzept keine Probleme geben, ist Fetsch überzeugt. «Eine solche Chance sollte sich Münchenstein nicht entgehen lassen.»

Giorgio Lüthi übt leichte Kritik am Gemeinderat

Einer der Co-Präsidenten des Pro-Komitees ist der ehemalige Gemeindepräsident Giorgio Lüthi (CVP). Es ist ungewöhnlich, dass sich ehemalige Exekutivmitglieder – und dann noch Gemeindepräsidenten – derart in die Alltagspolitik einmischen. «Ich wurde für das Komitee angefragt», erklärt sich Lüthi. Als Gemeindepräsident war er massgeblich an der Entwicklung des Quartierplans beteiligt, der ihm aufgrund seiner ausserordentlichen Qualität und Bedeutung – so sagt es Lüthi selber – persönlich sehr am Herzen liegt. Dass er sich als ehemaliges Exekutivmitglied nicht mehr einmischen soll, findet Lüthi überhaupt nicht. «Ich habe wie jede andere Stimmbürgerin oder jeder andere Stimmbürger das Recht, mich einzubringen.» Was er aber auf keinen Fall machen werde, den Gemeinderat öffentlich – zum Beispiel an einer Gemeindeversammlung – zu kritisieren oder sich wie zuletzt in Aesch alt Gemeindepräsidentin Marianne Hollinger (FDP) an einer Gemeindeversammlung einzubringen. Dass Lüthi anlässlich der Gmeini im März kurz ans Mikrofon ging, hatte damit zu tun, dass er auf einen drohenden Formfehler aufmerksam machen wollte. Dass an jener rund vierstündigen Debatte der Vertreter der Bauherrschaft Halter AG auf dem Podium sass und umfassend Auskunft gab, habe er aber auch nicht für gut befunden, gibt Lüthi zu. «Bei mir wäre dies so nicht möglich gewesen.»

Für die Halter AG, die das Areal vanBaerle entwickeln möchte, hat Giorgio Lüthi aber nur positive Worte übrig. Die Zusammenarbeit sei stets sehr gut verlaufen. Und die Eingeständnisse bezüglich Nachhaltigkeit, zu der auch die soziale Durchmischung gehört, seien umfassend und deshalb auch zu würdigen. Fast schon präsidial betont Giorgio Lüthi, dass es für Münchenstein essenziell sei – gerade auch aus finanzieller Sicht – dass die geplanten Quartierpläne realisiert werden können. Die Verzögerungen seien nämlich der Hauptgrund für das aktuell vorherrschende strukturelle Defizit. Damit wehrt sich Lüthi auch gegen Vorwürfe, der Gemeinderat hätte unter seiner Führung finanziell schlecht gewirtschaftet. «Wir haben ein Eigenkapital von knapp 90 Millionen Franken hinterlassen. Das ist nicht so schlecht.»

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