Aus Deponie wird Naturschutzgebiet
Nur einen Steinwurf vom Siedlungsrand Münchensteins entfernt wartet ein kleines Naturparadies mit zwei neuen Weihern darauf, entdeckt zu werden.
Die Gemeinde Münchenstein hat den ehemaligen Steinbruch «Grube Blinden» oberhalb des alten Dorfkerns renaturiert und der Natur zurückgegeben. Entstanden ist ein kleines Naherholungsgebiet mit Feuerstelle, das Naturliebhaber zum Verweilen und Beobachten einlädt. Das ökologisch aufgewertete Areal grenzt direkt an das Naturschutzgebiet Gipfli-Blinden und soll in der nächsten Revision des Zonenplans Landschaft ebenfalls unter Schutz gestellt werden. Die Natur wird von nun an sich selbst überlassen, nur invasive Neophyten wie der japanische Staudenknöterich sollen regelmässig eingedämmt werden.
Steinbruch, Deponie und Kompostieranlage
Das neue Naturjuwel hat eine wechselhafte Geschichte hinter sich. Bis in die 1970er-Jahre sind hier Mergel und Kalk abgebaut und an der Aliothstrasse im Gstad zu Zement weiterverarbeitet worden. Danach hat die Gemeinde die Grube als Ablagerungsstelle für Aushubmaterial und bis ins Jahr 2010 später als Kompostanlage genutzt. Nachdem der Kompostbetrieb 2010 eingestellt worden ist, hat sich in der Grube eine interessante Pflanzen- und Tierwelt entwickelt. Dazu beigetragen haben auch zwei ältere kleine Betonweiher, in denen sich Kröten, Frösche und Lurche angesiedelt haben. Am Fuss der Felswand hausen Füchse und Dachse, und wärmeliebende Tierarten wie Eidechsen, Blindschleichen und Ringelnattern, aber auch Tagfalter, Distelfinke und Hänflinge fühlen sich hier wohl.
Mit der Erweiterung des nur 200 Meter entfernt liegenden Schulhauses Löffelmatt fiel eine grosse Menge Ton als Aushubmaterial an. Dieses wasserdichte Material wird von normalen Ablagerungsstellen nicht gerne entgegengenommen, ist jedoch für die Gestaltung von Weihern ideal. Es lag also nahe, das Aushubmaterial für die Renaturierung der Blinden-Grube zu nutzen. Nachdem das Ingenieurbüro Götz ein Konzept erstellt hatte, begann im Dezember letzten Jahres die Umsetzung der Aufwertungsarbeiten.
Beachtliche finanzielle Zuwendungen
Die Geländevorbereitung, der Materialeinbau und die Endgestaltung konnten zum grösseren Teil durch das Schulhausprojekt finanziert werden, indem die dort vorgesehenen Aufwendungen für den Transport und die Ablagerung des Aushubs in die Renaturierung umgeleitet werden konnten. Ohne zusätzliche finanzielle Unterstützung wäre die Umsetzung des Projekts allerdings nicht möglich gewesen, erklärt Andreas Berger, Projektleiter Raumplanung der Gemeinde Münchenstein. Während die Gemeinde 100 000 Franken investiert hat, sprachen der Fonds Landschaft Schweiz und die Walder-Bachmann- Stiftung je 20 000 und die Kommission für Natur- und Landschaftsschutz des Kantons Basel-Landschaft 10 000 Franken zugunsten des Projekts. Ausschlaggebend für die finanzielle Zuwendung durch den Fonds Landschaft Schweiz UFLS war, dass beim Projekt Grube Blinden mit relativ wenig Aufwand eine Aufwertung erreicht werden konnte. «Mir persönlich gefällt an diesem Renaturierungsprojekt, dass sich das Gebiet nah bei der Bevölkerung befindet und so ein Naturerlebnis zu lässt. Uns ist es wichtig, Landschaft dort zu fördern, wo Menschen leben», betonte Joachim Kleiner vom FLS während seines Besuchs in der renaturierten Grube am Dienstagmorgen.
Die Grube Blinden befindet sich oberhalb des Steinwegs und ist nur zu Fuss erreichbar. Geparkt werden kann auf dem öffentlichen Parkplatz beim Friedhof Münchenstein an der Hauptstrasse. Auf der Höhe der Liegenschaft Steinweg 36 führt der Steingrubenweg in wenigen Metern zum Naherholungsgebiet. Der Gemeinderat bittet alle Besucher, sich respektvoll der Natur gegenüber zu verhalten.