Wie hoch darf’s sein? Bevölkerung soll sich zum Wydeneck äussern
Dornach legt die Planungsgrundlagen für die Entwicklung im Wydeneck fest. Wo früher gearbeitet wurde, sollen Wohnungen für rund 2000 Menschen entstehen.
Letzte Woche hatte der Dornacher Gemeinderat die Einladung zur öffentlichen Mitwirkung am Teilzonenplan Wydeneck, der von der Ortsplankommission (OPK), dem Gemeinderat und der Hiag erarbeitet worden ist, publiziert. Das Wochenblatt berichtete zeitgleich über mögliche Hochhäuser mit 18 Stockwerken im Wydeneck (siehe Ausgabe vom 8. August).
Nun liege eine Fassung des Teilzonenplans vor, die für die Mitwirkung ab dem 20. August verwendet werden könne, hiess es an der Gemeinderatssitzung vom Montag. Eine kontroverse Diskussion gab es an jenem Abend nicht – diese fand möglicherweise an früheren Sitzungen unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt. Statthalter Daniel Müller (FDP) sagte, er hätte sich diesbezüglich mehr Transparenz gewünscht. Gemeindepräsident Daniel Urech (FWD/Grüne) wies den Vorwurf zurück, man habe das Öffentlichkeitsprinzip verletzt. Der Gemeinderat habe das Recht, zur freien Meinungsbildung Sitzungen hinter verschlossenen Türen abzuhalten.
Zubringer A18 und die Höhe der Wohnhäuser
Zum Teilzonenplan gab es nur einen Änderungsantrag. Müller beantragte eine Raumsicherung für eine mögliche Birsquerung «Variante Mitte». Sein Antrag wurde mit fünf zu zwei Stimmen abgelehnt. Diskussionen gab es jedoch zur Höhe der Gebäude: Müller und sein Parteikollege Ludwig Binkert wiesen darauf hin, dass ihnen die Hochhäuser mit 55 Metern zu hoch seien. Gemeinderat Kevin Voegtli (SP) sagte, er könne voll und ganz hinter dem Teilzonenplan stehen: «Das Projekt ist toll.»
Janine Eggs (FWD/Grüne) erklärte, es sei positiv, dass es zu einer Aufwertung des Gewässerraums komme. Sie bedauere jedoch, dass im Reglement die Verpflichtung zu günstigem Wohnraum fehle und dass das Areal nicht «autofrei» werde. Dafür eigne sich das Areal aufgrund seiner Grösse und seiner Lage nicht, hiess es seitens der Hiag.
Gemeindepräsident Urech wies darauf hin, dass sich die Gemeinde den Parkplatz-Entscheid nicht leicht gemacht habe. Der Kompromiss sehe vor, dass der Reduktionsfaktor von 0,6 auf 0,54 leicht verschärft werde. Die OPK hatte 0,4 gefordert. Von der Norm von einem Parkplatz pro Wohnungseinheit weiche man ab, weil das Wydeneck-Areal durch den ÖV sehr gut erschlossen werde. Der Parkplatzkompromiss beinhaltet aber einen Sicherheitspuffer: Der Gemeinderat kann auf Antrag der Arealeigentümerin ab 2040 zusätzliche 125 Parkplätze bewilligen.
140000 Quadratmeter Bebauungsfläche (nutzbare Wohn- oder Gewerbefläche) stehen der Hiag auf dem Areal zur Verfügung. Ursprünglich war man von 130000 Quadratmetern ausgegangen, der Gemeinderat lässt nun 10000 Quadratmeter mehr zu. «Wir gehen mit der Maximalvariante in die Mitwirkung», resümierte Maria Montero Immeli (Die Mitte). Die Bevölkerung sei nun aufgefordert, sich zu äussern.
Höhere Steuereinnahmen dank Zuziehenden?
Die Kosten, die im Zusammenhang mit der Überbauung auf die Gemeinde zukämen, könnten jetzt noch nicht beziffert werden, sagt Gemeindepräsident Urech auf Nachfrage vom Wochenblatt. Die Gemeinde rechne aber mit hohen Einnahmen aus der Mehrwertabschöpfung, zudem könne sie bei der Erschliessung Perimeterbeiträge in Rechnung stellen. «Wenn wir davon ausgehen, dass die 1800 bis 2300 Personen in ähnlichem Mass Steuern bezahlen wie durchschnittliche Dornacherinnen und Dornacher, dürften wir mit relevanten Steuer-Mehreinnahmen rechnen, ohne dass die Angebote der Gemeinde im gleichen Ausmass erweitert werden müssten», so Urech. Bei der Schulraumplanung sei die Entwicklung des Wydenecks mitberücksichtigt. «Wir planen Erweiterungsmöglichkeiten für allfällig notwendige Ausbauten mit ein.» Der Gemeinderat werde voraussichtlich vor Auflage der Nutzungsplanung mit der Hiag eine Infrastrukturvereinbarung abschliessen.
Die Teilzonenplanrevision erlaube eine Weiterentwicklung des Standorts Dornach als attraktive Agglomerationsgemeinde, so Urech weiter. Es werde ein Teil der Versiegelung des bisher geschlossenen Industriegebiets rückgängig gemacht, es gebe mehr Raum für die Menschen und die Natur.
Quartierverträglichkeit und Einbettung in die Landschaft
Zur Gebäudehöhe von 55 Metern gibt Urech zu bedenken, dass in anderen Gemeinden der Birsstadt teilweise deutlich höhere Bauten vorgesehen seien. «Der Teilzonenplan Wydeneck ermöglicht eine verdichtete Bauweise mit Hochpunkten. Dadurch bleiben mehr Flächen für Freiräume übrig, welche eine attraktive Aufenthaltsqualität und mehr Durchgrünung ermöglichen. Für jedes einzelne Baufeld eines Hochpunktes muss vor der Baueingabe ein Gestaltungsplan erarbeitet und aufgelegt werden. In diesem Prozess werden die Quartierverträglichkeit und die Einbettung in das Landschaftsbild geprüft und gegebenenfalls angepasst – auch dazu wird es eine öffentliche Mitwirkung geben», erklärt Urech.
Bei den 55 Metern handle es sich um eine Maximalhöhe. «Ob es sich beim vorgeschlagenen Mass um das richtige handelt, möchte der Gemeinderat zusammen mit der Bevölkerung im Rahmen der Mitwirkung und unter Auseinandersetzung mit den Visualisierungen überprüfen.»