Umstrittener Kandidat fürs Gemeindepräsidium

Sebastian Rastberger fordert den bisherigen Hochwaldner Gemeinderatspräsidenten heraus. Die Ansichten des SVP-Kandidaten sorgen für Aufsehen.

So etwas gibt’s in Hochwald selten: Ende September findet hier eine Kampfwahl ums Gemeindepräsidium statt – die erste seit Jahrzehnten. Der bisherige Amtsinhaber Georg Schwabegger von der SP tritt gegen Sebastian Rastberger von der SVP an, der im Vorfeld als Mitglied der mobilfunkkritischen IG Hobel von sich reden machte.

Die Wahlen Ende September sorgen aber nicht nur wegen ihres hohen Seltenheitswerts für Aufregung: Rastberger, der vor zwei Jahren nach Hochwald zog, erst kürzlich in den Gemeinderat gewählt worden ist und sein Amt im Dezember antritt, fällt mit aussergewöhnlich pointierten Ansichten auf, die er auch auf seiner persönlichen Website zum Besten gibt. Gemeindepräsident Schwabegger bestätigt, dass er die Inhalte der Seite kennt. Zwar freue er sich auf die Kampfwahl und gehe davon aus, dass seine Wiederwahl gelingen werde, aber: «Die Ansichten, die Herr Rastberger auf seiner Website verbreitet hat, finde ich sehr ­speziell. Als ich das zum ersten Mal gesehen habe, war ich wirklich schockiert. Ich glaube, dass es für Hochwald nicht gut wäre, wenn er Gemeindepräsident ­würde.»

Auf seiner Website fallen Rastbergers sehr pointierte Aussagen auf. Neben ausgesprochen provokativen Aussagen zu den Themen Umwelt, Gesundheit und Bildung lassen insbesondere Rastbergers Aussagen zum Thema Migration aufhorchen. Diese sind seit letzter Woche denn auch plötzlich von der Seite verschwunden.

Nur Christen sollen Flüchtlinge sein können

Die bz und das Wochenblatt konnten unter anderem folgende Passagen zuvor sichern: «Jährlich werden über 120 Millionen Christen und Nichtgläubige durch den Islam verfolgt und getötet. Jährlich werden rund 80 Millionen Christen und Nichtgläubige durch den Buddhismus getötet.» Und weiter: «Man sollte ruhig einmal ein islamisches Freitagsgebet in der Moschee anhören, wo alle – auch in der Schweiz – aufgerufen werden, die Nichtmuslime zu köpfen und zu töten. Dies sorgt für einen Aufschrei. Aber es ist die Wahrheit.» Auch nicht mehr zu finden sind die Aussagen zu politisch Verfolgten: «Politisch verfolgt können nur Christen und Kriminelle sein, sonst eigentlich niemand. Alle anderen sind für mich keine Flüchtlinge! Dieser Satz ist sehr hart und bewegt (diese Aussage wird nicht jedermann teilen). Es sind: Wirtschaftsflüchtlinge, Deserteure, politisch motivierte Flüchtlinge, Nichtchristen, Sonstige.»

Mutterpartei will nicht eingreifen

Zur Parteiidentifikation schreibt Rastberger auf seiner Website: «Ich identifiziere mich am ehesten mit dem Parteiprogramm der SVP. Die Partei versucht, eine Sachpolitik und keine Hysteriepolitik zu betreiben.» Hinzu komme die Wahrhaftigkeit. Die SVP sei für ihn die einzige ehrliche Bundesratspartei der Schweiz. Die Geradlinigkeit sei gut und entspreche dem christlichen Glauben. «Weiter hat diese Partei fast prophetische Gaben. Alles Übel und Gute wurde weit voraus prognostiziert und wird immer noch weit vorhergesagt.» Als Kandidat der SVP für das Hochwalder Gemeindepräsidium vertritt Rastberger die Volkspartei auf kommunaler Ebene. Seine heiklen Aussagen im Wahlkampf scheinen die kantonale und die regionale SVP aber überraschend kalt zu lassen. Sowohl Kantonalpräsident Christian Imark als auch Bezirkspräsidentin Sibylle Jeker verweisen in Zusammenhang mit einzelnen Aussagen von Rastberger auf das Parteiprogramm der nationalen SVP. Beide sagen: «Zu seinen Aussagen muss sich Sebastian Rastberger äussern.»

Nicht bereit für ein Gespräch

Die bz hätte im Zuge ihrer Recherchen gerne mit Sebastian Rastberger über die Wahl, seine Ansichten und die Tatsache, dass er die pointiertesten Aussagen auf seiner Website nach der Anfrage gelöscht hat, gesprochen, wie sie in der Samstagsausgabe schreibt. Rastberger willigte erst zu einem Gespräch ein, machte dann aber doch einen Rückzieher. Seine Begründung: «Ich bin zurzeit irgendwie nicht für ein persönliches Interview gewillt. Zudem kennen mich die Personen in Hochwald.»

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