SVP-Kandidat versetzt Hochwald in Aufruhr

Mehrere Familien und Einzelpersonen unterzeichneten einen Protestbrief gegen den umstrittenen SVP-Präsidiumskandidaten Sebastian Rastberger.

Es brodelt in Hobel: Am 26. September wählt das Dorf seinen neuen Gemeindepräsidenten. Foto: Nicole Nars-Zimmer
Es brodelt in Hobel: Am 26. September wählt das Dorf seinen neuen Gemeindepräsidenten. Foto: Nicole Nars-Zimmer

«Keinen Rassismus und religiösen Fanatismus in Hochwald! – Ein Protestschreiben», lautet der Titel eines Briefs, den 40 Familien, Paare und Einzelpersonen aus Hochwald unterschrieben haben. Die Botschaft ist unmissverständlich: Sebastian Rastberger, designierter, kürzlich gewählter Gemeinderat und Kandidat für das Gemeindepräsidium am 26. September, sei für Hobel untragbar. Isabelle Fleury und ihre Familie haben das Schreiben mitinitiiert. Sie sei noch immer schockiert über die Aussagen von Sebastian Rastberger. Hochwald wurde durch die Schlagzeilen in den letzten Wochen aufgeschreckt. Mit seinen heiklen Äusserungen auf seiner Website sorgte Sebastian Rastberger für gehörig Wirbel, wie das Wochenblatt bereits am 18. August berichtete. Das Protestschreiben ist so etwas wie ein letzter Hilfeschrei der Initianten, weil ihre bisherigen Bemühungen, Rastberger vom Gemeinderatsamt fernzuhalten, scheiterten. Die Gruppe um Isabelle Fleury hat gar beim Bund nachgefragt, was die Aussagen des SVP-Kandidaten bezüglich Rassismus für ihn als Exekutivmitglied bedeuten würden; ohne Aussicht auf Erfolg.

«In der Hobler Politik untragbar»

Das Protestschreiben sieht Fleury als eine Art Aufklärung. «Die Hobler Bevölkerung muss wissen, mit wem sie es hier zu tun hat.» Zu den Äusserungen Rastbergers über Flüchtlinge und seinen Erläuterungen zum Glauben und zu Schulfächern schreiben die 40 Unterzeichnenden: «Es ist eine Sache, sich politisch in verschiedenen Lagern von rechts nach links zu bewegen, es ist aber eine komplett andere, in einer Schweiz mit beispielloser humanitärer Tradition rassistisches und rechtsradikales Gedankengut zu vertreten und zu propagieren.» Was Rastberger, selbst Mitglied einer Freikirche, propagiert, sei «zutiefst unchristlich und höchst fundamentalistisch». Deshalb ist für sie klar: «Für uns ist ein solcher religiöser Fanatismus in der Hobler Politik untragbar, vor allem dann, wenn es um das Gemeindepräsidium geht, um den Posten des ‹Oberhauptes› unseres Dorfes.»

Die Gemeinderatswahl akzeptieren

Das Protestschreiben, hinter dem weit mehr als die 40 Unterzeichnenden stünden, wie Isabelle Fleury sagt, sei als Warnung an alle Hoblerinnen und Hobler gedacht, Sebastian Rastberger nicht zum Gemeindepräsidenten zu wählen. Die Unterzeichneten, zu denen auch alt Gemeinderat Markus Meyer gehört, fordern Rastberger sogar auf, sein Amt als Gemeinderat erst gar nicht anzutreten.

So weit würde der amtierende Gemeindepräsident Georg Schwabegger (SP), der von Sebastian Rastberger herausgefordert wird, nicht gehen. Der vor zwei Jahren nach Hochwald gezogene SVP-Kandidat sei demokratisch gewählt. Das gelte es zu akzeptieren. Er verspüre im Dorf aber eine gewisse Fassungslosigkeit über Rastbergers Äusserungen und darüber, was in den vergangenen Wochen passiert ist. Als Gemeindepräsident stehe es ihm jedoch nicht zu, einen solchen Protestbrief zu unterzeichnen, sagt Schwabegger. «Ich muss schauen, dass wir gut zusammenarbeiten und Sebastian Rastberger den Betrieb nicht stört.» Letzteres glaubt Schwabegger aber nicht. Sorgen macht sich der amtierende Gemeindepräsident vor allem um die Verwaltung, denn es werde schwieriger, mit Personen wie Rastberger im Gemeinderat motivierte Leute für die Verwaltung zu finden.

Bürgerliche weibeln für den Amtsinhaber der SP

Während Georg Schwabegger auf die Unterzeichnung des Protestbriefes bewusst verzichtet hat, hat ihn der bisherige Vize-Gemeindepräsident Peter Haberthür (CVP) unterschrieben. Er sieht der kommenden Legislatur – sollte Rastberger als Gemeindepräsident gewählt werden – eher besorgt entgegen: «Es wird sicher schwierig werden. Aber Herr Rastberger ist ein gewählter Gemeinderat und wir werden versuchen, so gut wie möglich als Gremium zusammenzuarbeiten.» Vorgängig möchte er das Gespräch mit Rastberger suchen, schliesslich ginge es um das Wohl der Gemeinde. Ausserdem sei er nicht gegen Rastberger als Person in der Funktion als Gemeinderat, sondern sehe seine Positionen sehr kritisch», präzisiert Haberthür.

Auch bei der FDP Hochwald ist man über die Äusserungen von Sebastian Rastberger besorgt. Zwar verzichtete die Partei auf eine Unterzeichnung des Protestschreibens, da dieses gemäss Parteipräsident Stephan Renz einer Bürgerbewegung entspreche und es auch bleiben soll. Aber inhaltlich stehe sie hinter der Kritik an Rastberger und verurteile dessen Äusserungen ebenfalls scharf. Renz empfiehlt deshalb Georg Schwabegger zur Wiederwahl, auch weil man bei diesem wisse, woran man ist. «Für uns ist vor allem wichtig, dass der Gemeinderat die kommenden Herausforderungen meistern und gut zusammenarbeiten kann.» Rastberger sei von seiner Positionierung her als Gemeindepräsident für Hochwald nicht geeignet.

Das politische Hochwald scheint sich fast unisono hinter den amtierenden Gemeindepräsidenten Georg Schwabegger zu stellen, um Sebastian Rastberger als Gemeindepräsident zu verhindern. Die Hoblerinnen und Hobler werden am 26. September an der Urne entscheiden.

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