Schlosshof: Der Umbau ist blockiert

Über den Neubau eines Stalles beim Schlosshof sind sich die Bürgergemeinde Dornach und der Kanton uneins. Leid­tragende ist die neue Pächterfamilie.

Warten auf grünes Licht: Familie Hänggi hat für den Schlosshof bereits ein Betriebskonzept erstellt. Foto: Caspar Reimer

Stefanie und Yves Hänggi, die im April den Schlosshof Dornach als Pächter von der Familie Walliser übernommen haben, fehlt die Perspektive: Weil der Neubau eines Stalles auf sich warten lässt, weiden je 30 Kühe und Kälber, die dem Landwirtepaar gehören, in den bündnerischen Alpen – dort haben Hänggis die letzten siebeneinhalb Jahre einen ökologischen Bauernbetrieb geführt. «Während ich die letzten Wochen fast immer allein hier in Dornach war, blieb Stefanie bei unseren Tieren im Bündnerland.» Hinzu kommt: Weil die Sanierung des Wohnhauses noch nicht abgeschlossen ist, übernachtet Yves Hänggi in seinem Kinderzimmer im Elternhaus in Breitenbach. «Als Familie ist das kein Zustand», sagt Stefanie Hänggi, die vor drei Jahren Sohn Elio zur Welt gebracht hat. Im ­Sommer können die Tiere in den Alpen bleiben, aber es ist klar: «Im Herbst ist Schluss. Dann werden wir mit unseren Tieren hier in Dornach stehen. Wir suchen nach einer provisorischen Lösung, um sie zu überwintern», erzählt der 36‑jährige gelernte Landwirt und ­Agrotechniker.

Pingpong-Spiel zwischen Kanton und Bürgergemeinde

Besitzerin und Bauherrin des Schlosshofs ist die Bürgergemeinde Dornach. Tierhaltevorschriften machen den Neubau, ein Gebäude in der Dimension von 60 auf 30 Metern, zwingend. Der alte Stall sollte noch als Futterlager dienen – so die Idee. 2022 reichte die Bürgergemeinde ein Vorprojekt für den Neubau eines Stalles beim Kanton ein, im Mai 2023 folgte die Baueingabe. Seither gleicht die Geschichte einem Pingpong-Spiel zwischen Bürgergemeinde und dem Raumplanungsamt des Kantons Solothurn. «Nach ersten positiven Signalen vonseiten des Kantons kam im Februar ein Zwischenbericht, der fast alles wieder in Frage stellte», sagt Stefanie Hänggi.

Am 6. März fand vor Ort eine Begehung mit Vertretern des Amtes für Raumplanung und Landwirtschaft statt. Sacha Peter, Chef des Raumplanungsamtes Solothurn, sagt auf Anfrage: «Es ist doch einfach so, dass bei einem Bauvorhaben dieser Grössenordnung ausserhalb der Bauzone verschiedene Abklärungen zu treffen sind. Zudem benötigen wir vollständige Unterlagen, um das Gesuch zu bearbeiten.» Da gehe es etwa darum, wie sich das Gebäude in die Landschaft einfügt oder inwieweit bestehende Bausubstanz genutzt werden kann. Vonseiten des Kantons sei «Hand geboten worden, im Verfahren zu bleiben, um eine Lösung zu finden, die bewilligungsfähig ist». Nach der Begehung im März liege der Ball nun bei der Bauherrschaft.

«Es ist richtig, dass der Ball momentan bei uns liegt», sagt der Präsident der Bürgergemeinde Dornach, Bernhard Meister. Der Kanton habe erst im zweiten Zwischenbericht und bei der Begehung diverse weitere Abklärungen verlangt, die zu bearbeiten ihre Zeit erfordert hätten. «Es waren auch Angaben des Grundbuchamtes Dornach notwendig. Unglücklicherweise musste dessen Archiv wegen eines grossen Wasserschadens saniert werden und das Grundbuchamt konnte deshalb nicht auf die Informationen zugreifen. Die letzten Daten erhielten wir erst vor zwei Wochen.»

Der Bericht der Bürgergemeinde wurde kürzlich fertiggestellt und ist jetzt unterwegs zum Kanton.

Meister legt Wert darauf zu erwähnen: «Als Bürgergemeinde investieren wir sehr viel Geld, um den letzten echten Vollerwerbshof im einstigen Bauerndorf Dornach nicht nur erhalten zu können, sondern sogar auf eine zukunftsgerichtete und nachhaltige biologische Bewirtschaftung zu setzen, wodurch die Biodiversität sowie Arten und Lebensräume für Insekten, Kleintiere und Pflanzen gefördert werden.»

Yves und Stefanie Hänggi haben sich ganz bewusst um die Pacht des Schlosshofs Dornach beworben: «Wir wollten wieder zurück in eine uns bekannte Region», erzählt der gebürtige Schwarz­bube. Für beide ist die Landwirtschaft eine Herzensangelegenheit: «Auch wenn es manchmal eine grosse Belastung ist, schätze ich die Selbstständigkeit. Zudem verbindet uns die Liebe zu Tieren», erzählt Stefanie Hänggi. Für den Schlosshof hätten sie bereits ein Betriebskonzept entwickelt, das neben der Tierhaltung auch Mietplätze für Pensionspferde, etwas Ackerbau und einen Hofladen ­vorsieht, doch ist die Umsetzung jetzt blockiert. Für die Hänggis hat das auch finanzielle Konsequenzen: «Einem Mitarbeiter mussten wir kündigen, bevor er die Stelle antrat», so Stefanie Hänggi.

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