Mit vollem Körpereinsatz in der Klosterkirche

Der aus Dornach stammende Blockflötist Isaac Makhdoomi erhielt am letzten Freitag in der Klosterkirche stehende Ovationen. Das Wochenblatt hat den Künstler getroffen und mit ihm über seine Musik gesprochen.

Barocke Verzierungen: Isaac Makhdoomi (r.) trat am Freitag mit dem Ensemble Piccante aus Deutschland auf. Foto: Thomas Brunnschweiler
Barocke Verzierungen: Isaac Makhdoomi (r.) trat am Freitag mit dem Ensemble Piccante aus Deutschland auf. Foto: Thomas Brunnschweiler

Isaac Makhdoomi wirkt bei der Begegnung in Rheinfelden sympathisch, bescheiden und wach. Der heute 36-jährige Musiker stammt aus einer musikalischen indisch-schweizerischen Familie und wuchs in Dornach auf. Im Alter von vier Jahren spielte er bereits Geige. Da seine Freude und sein Elan nach Lehrpersonenwechseln erlahmten, gab er dieses In­strument auf, als er sechs Jahre alt war. Vier Jahre später konnte ihn seine Mutter, selbst Klavierlehrerin an der Musikschule Dornach, überzeugen, sich für Blockflöte einzuschreiben. In dieser Zeit waren seine Vorbilder Michala Petri und Maurice Steger, wie er dem Wochenblatt erzählt.

Die weiteren Stunden erhielt Makhdoomi bei Samira El Ghatta an der Schola Cantorum Basiliensis. Von 2005 bis 2012 studierte er Blockflöte in der Meisterklasse bei Kees Boeke und Maurice Steger an der Zürcher Hochschule der Künste. Dort absolvierte er nebst dem Bachelor die beiden Master-Studiengänge Performance und Pedagogy. Es stellten sich Erfolge bei Wettbewerben ein. Er war zweimal Preisträger des Migros-Kulturprozents und des Dienstmann-Wettbewerbs. Seit 2010 unterrichtet er an diversen Musikschulen.


Blockflötist und Komponist

Schon im Jahr 2013 wirkte er an der CD-Aufnahme «Bach in Brandenburg» mit. 2021 veröffentlichte Makhdoomi sämtliche Sonaten von Domenico Maria Dreyer auf CD. Die Kritiker überschlugen sich fast vor Lob: «Eine Fülle von Klangfarben, die man so selten hört …» und «­Diese CD versprüht Prosecco-Laune …». Das Album wurde vom Musikmagazin ­«Toccata» als CD des Monats ausgezeichnet. Makhdoomi wurde für seine Einspielung für einen Opus Klassik nominiert, dem wichtigsten Musikpreis der deutschsprachigen Klassikszene.

Zur Barock­musik sagt er: «In dieser Musik kann man freie Verzierungen spielen, die nicht in den Noten stehen, vor allem die langsamen Sätze bieten genügend Substanz für Verzierungen. Ich wähle eine intuitive Herangehensweise und mache mir keine Gedanken mehr, wie ich klinge.»

2014 nahm er das Album «Chang-
ing Moments» mit Eigenkompositionen auf und 2015 brillierte er im Duo Sangit Saathi in der SRF-Castingshow DGST mit Michael Jacksons «Human Nature».


Tirilierender Distelfink

Vor einem grossen Publikum eröffnete Makhdoomi am Freitag gemeinsam mit den anderen Musikern das Vivaldi-Programm. Bereits im Concerto RV 443 war es kaum möglich, Makhdoomis Fingern auf der Sopranino-Flöte zu folgen. Der Virtuose gab dem hervorragenden deutschen Ensemble Piccante mit Kopfbewegungen die Einsätze, lotete die Vielfalt barocker Verzierungen aus und überzeugte mit schönen Phrasierungen.

Im Concerto RV 428 («Il Gardellino») hörte man den Distelfinken munter tirilieren. Makhdoomi spielte stets mit ganzem Körpereinsatz, ging in die Hocke, hüpfte auf, drehte sich oder spazierte herum. Im Largo «L’inverno» aus den «Vier Jahreszeiten» spielte er eine improvisierte Kadenz. Ergreifend war die Arie «Sovente il sole» aus der Oper «Andromeda liberata». Gesungen wurde die Arie vom exzellenten französischen Countertenor Arnaud Gluck; den Part der Solovioline übernahm Makhdoomi auf der Altblockflöte – ein Gänsehautmoment. Mit dem berühmten Concerto RV 439 («La Notte») endete das Programm. Es war eine virtuos vorgetra­gene musikalische Geisterbahnfahrt. Nach stehenden Ovationen gab es eine Zugabe.

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