Eine Anleitung zum Verzeihen

Mit einem Jahr Verspätung kommt vom 25. bis 27. März die Produktion «Figaro für Operneinsteiger» auf die Goethea­num-Bühne, inszeniert von Jasmin Solfaghari.

Machen Kunst für Operneinsteiger: Figaro-Darsteller Ilya Silchuk und Regisseurin Jasmin Solfaghari. Foto: Axel Mannigel
Machen Kunst für Operneinsteiger: Figaro-Darsteller Ilya Silchuk und Regisseurin Jasmin Solfaghari. Foto: Axel Mannigel

Wolfgang Amadeus Mozart ist bekannt für seine Lebenslust, seinen Humor und seine Freude am Verzwickten. Aus diesen Zutaten hat er seine Opern geschaffen – auch oder gerade «Die Hochzeit des Figaro». Diese Oper, am 1. Mai 1786 im ­Wiener Burgtheater uraufgeführt, wird normalerweise auf Italienisch gesungen und dauert rund drei Stunden, in dieser Kombination auch für viele Kunstinteressierte eine Überforderung. Die erfahrene und renommierte Opernregisseurin Jasmin Solfaghari hat sich dieser Situation angenommen und den «Figaro» um die Hälfte auf 90 Minuten gekürzt und mit einer zusätzlichen, erklärenden Rolle ergänzt.

Diese Version kommt nun im Dornacher Goetheanum auf die Bühne. «Ich möchte versuchen, Operneinsteigern die Möglichkeit zu geben, in diese verzwickte Handlung hineinzukommen», schildert Solfaghari ihre Motivation.

Nachwuchsförderung

Bereits 2008 hat sie die komplette Produktion mit Studierenden der Musikhochschule Leipzig auf die Bühne gebracht. Der Auftrag kam damals von der Oper Leipzig, für Familien, Einsteiger und zukünftige Opernfans eine leichter zugängliche Fassung zu schreiben. «Wer will von wem was – die Handlung ist einfach verschachtelt», lacht Solfaghari.

«Mir ist es ein Anliegen, Kultur zu verbreiten», sagte vor fast einem Jahr der Kulturschaffende Alexander von Glenck im Wochenblatt. Von Glenck, CEO der Arlesheimer Theater- und Filmproduktionsfirma Pamy, hat diese neue Inszenierung «Figaro für Operneinsteiger» produziert und vor allem auch finanziert. Ursprünglich sollte die neue Fassung schon letztes Frühjahr im Goetheanum aufgeführt werden, aus bekannten pandemischen Gründen wurde daraus nichts.

Dafür jetzt, die hauptsächlich jungen Schauspielerinnen und Schauspieler sind parat. Von Glenck und Solfaghari, als Leitung Musiktheater/Oper ebenfalls bei Pamy dabei, ist die Nachwuchsförderung ein grosses Anliegen. «Die neun Sängerinnen und Sänger sind mehrheitlich ­Anfang 20», so Solfaghari und ergänzt augenzwinkernd: «Zwei, drei alte Hasen sind auch mit dabei.» Etwa von Glenck selbst als Gärtner Antonio. Aber auch der Richard-Wagner-Nachwuchspreisträger Ilya Silchuk als Figaro und Nikita Ivasechko, Sieger beim internationalen Concorso Lirico von Portofino, als Graf. Silchuk ist Russe, Ivasechko Ukrainer. Solfaghari: «Die aktuelle, tragische Situation beschäftigt uns natürlich, umso mehr gilt es, Mozarts Aussage zu erarbeiten.»

Kosmopolitischer Erzähler

«Wir sind beruflich mit dem Ziel unterwegs, friedlich und mit den Mitteln der Kunst den Kern der Werke auf die Bühne zu bringen; im Falle des «Figaro» geht es vor allem ums Verzeihen», erklärt Solfa­ghari die Haltung des Ensembles. Eine schöne Brücke zu den Anfängen des Goetheanums, wurde doch der erste Bau während des Ersten Weltkriegs mit der Hilfe von Menschen aus vielen Nationen erstellt. Dass die Schauspielerinnen und Schauspieler jetzt nach einem Jahr Wartezeit ihre künstlerische Leistung in Kürze abrufen können, verdanken sie einer gekonnten Probenmethodik, bei der Handlung und Gesang so miteinander verzahnt werden, dass sie bleiben.

Eine besondere Rolle nimmt Luna vom Mond ein, von Solfaghari frei erfunden. Er fungiert als Erzähler der Geschichte, die auch heute noch auf italienisch gesungen wird. «Ich brauchte wegen der Kürzungen eine Figur, die Kosmopolit und in verschiedenen Werken als Vermittler einsetzbar ist», erklärt Erfinderin Solfaghari. Im «Figaro» begleitet Luna die verzwickt-verschachtelte Handlung und gibt hintergründig Auskunft über das Geschehen – so wie Jasmin Solfaghari selbst mit Alexander von Glenck und Ensemble bei der kostenlosen Einführungsveranstaltung am 19. März.

www.pamy.ch/figaro

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