Ein grosser Ökumeniker dankt mit Musik

Pfarrer Eggenschwiler dankte am letzten Sonntagnachmittag in der St.-Mauritius-Kirche seinen ehemaligen Mitarbeitenden, Weggefährtinnen und -gefährten sowie der ganzen Gemeinde für deren Unterstützung.

Ein Menschenfreund: Pfr. Eggenschwiler übergibt Geschenke an Yannick Wey, Annina Frey, Claudia Manser und Tatjana Fuog. Fotos: Thomas Brunnschweiler
Ein Menschenfreund: Pfr. Eggenschwiler übergibt Geschenke an Yannick Wey, Annina Frey, Claudia Manser und Tatjana Fuog. Fotos: Thomas Brunnschweiler

Der «Musikalische Strauss» als Dank war nicht der eigentlichen Hauptperson Ernst Eggenschwiler gewidmet, sondern vielmehr von diesem an andere überreicht. In seiner Dankesrede betonte der ehemalige Kirchengemeindepräsident Hans Voegtli, bei diesem Anlass werde im Grunde «das Pferd beim Schwanz aufgezäumt». Doch Eggenschwiler, der aus dem «Vaterunser-Loch» Mümliswil stammt, liebt es nicht, im Mittelpunkt zu stehen. 1937 geboren, durchlief er eine konservative Ausbildung, die ihn nach Rom führte. Zwei Studienjahre in München öffneten ihm die Augen für eine zukunftsgerichtete Kirche. Die vierjährige Tätigkeit als Vikar in der Diaspora in Interlaken liessen den jungen Vikar zum Ökumeniker reifen. Im Jahre 1978 trat Eggenschwiler als Priester die Nachfolge von Pfr. Walter Refer an. Er hielt sich stets an den Ratschlag eines Priesterfreunds: Seelsorge heisst «Atmosphäre schaffen». Eggenschwiler ist ein Menschenfreund, aber auch ein «Mümliswiler Dickschädel», wie Voegtli andeutete. Er hielt sich in vielen Fragen nicht genau ans Kirchenrecht. Er verwehrte niemandem die Kommunion, traute Paar ohne Ansehen der Konfession, liess gar Reformierte predigen. Bei allem versuchte er, sowohl gegenüber dem Bischof als auch gegenüber der Gemeinde loyal zu sein. Der ökumenisch und sozial agierende Gemeindehirt, der jetzt mit 84 Jahren in den wohlverdienten Ruhestand tritt, war nie ein Revoluzzer, aber immer ­widerständig. Nur die Erfüllung seines Herzensanliegens, dem Sozialen im Kloster mehr Raum zu schaffen, bleibt ihm verwehrt. Im langjährigen freundschaftlichen Kontakt zur Lyrikerin Silja Walter entwickelte Eggenschwiler seine mystische Grundhaltung des «Ins-eigene-Innere-gehen».

Musikalischer Strauss

Beim musikalischen Teil der Dankfeier wirkten Tatjana Fuog (Orgel), Yannick Wey (Trompete, Alphorn, Büchel), Annina Frey und Claudia Manser (Querflöte) mit. Nach «The Golden Valley» (Guldental!) sprach Eggenschwiler alle mit seinem bekannten inklusiven «Meine lieben Mitmenschen» an und war dabei sichtlich gerührt. Die beiden folgenden Stücke für Alphorn und Orgel hätte der ehemalige Alphornbläser Ernst am liebsten selbst gespielt. Nach einer weiteren Anekdote aus Interlaken spielte Tatjana Fuog die heitere Serenade in B-Dur von Derek Bourgeois. Im nächsten Votum ging es um die verständliche Formulierung kirchlicher Grundtexte. Das Patenkind von Eggenschwiler spielte auf dem Cello die Sonate Nr. 5 in e-Moll von Antonio Vivaldi, begleitet von der Orgel. Das Publikum wurde an den berühmten Festtagsorganisten Endre Kovács erinnert. Es folgte die Uraufführung von «Die Bergbotschaft» von Georg Aranyi-Aschner, ein meditativ beginnendes Stück für Orgel und Alphorn in gebrochener Tonalität. Nach einer wunderschönen Alphornkantilene fällt die Orgel ein. Die musikalische Dichtung endet mit «schiefen Akkorden» und einem dramatisch-bedrohlichen Finale.

Mit dem «Gruss aus Ungarn,» einer langsamen Mazurka von Wilhelm Popp, zwei Stücken für Büchel und Orgel und «Sommerabend», einer Eigenkomposition Eggenschwilers, dankte Letzterer namentlich Rosmarie Mauchle, der langjährigen «Seele des Dornacher Pfarrhauses», sowie Hans Voegtli. Nach der Blumenübergabe an die Solistinnen folgten ein Andante für Flöte, Trompete und Orgel sowie das chilbimässige Feststück in C-Dur von Elsbeth Forrer. Nach dem heiter-besinnlichen Anlass begab man sich in den Pfarreisaal zu einem reichhaltigen Apéro.

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