Dornacher Baubehörde verfügt: Das Zelt muss weg

Das Zelt vor dem Denner in Dornach steht schon seit vielen Jahren. Gemäss Baubehörde muss es bis Anfang des nächsten Jahres entfernt werden. Der Ladenbetreiber überlegt sich einen Standortwechsel.

Denner Oberdornach: Ein Familienbetrieb von Hanspeter und Nicole Hostettler, hier in jenem Zelt, das weichen soll. Foto: Bea Asper
Denner Oberdornach: Ein Familienbetrieb von Hanspeter und Nicole Hostettler, hier in jenem Zelt, das weichen soll. Foto: Bea Asper

«Für uns kam die Verfügung der Baubehörde überraschend», sagt Hanspeter Hostettler. Seit einem Vierteljahrhundert betreibt er den Denner-Satellit in Oberdornach – und seither lagert er das frische Gemüse und die Früchte unter dem Zeltdach. Diesen Sommer kam die Bau- und Planungsbehörde zum Entschluss, dass das Zelt als fester Bestandteil entfernt werden müsse, weil die dafür notwendige Baubewilligung fehle.

Die Verfügung sei für seinen Betrieb, den er im Sinne eines Dorfladens führe, einschneidend, gibt Hostettler zu bedenken. «Ja, wir spielen mit dem Gedanken, den Standort aufzugeben», bestätigt er auf Anfrage. «Ohne das Zelt reicht die Verkaufsfläche des Ladens für unser Konzept nicht aus. Wir wären nicht mehr konkurrenzfähig», erklärt Hostettler. «Mit dem Angebot im Zelt heben wir uns von der anderen Läden ab. Durch direkte Kontakte zu Produzenten und Grossverteilern kann ich Früchte und Gemüse zu familienfreundlichen Preisen anbieten, zum Beispiel Himbeeren für einen Franken, Kirschen aus der Region oder im Frühjahr Spargel halb so teuer wie anderswo.»

Manchmal handle es sich um Naturprodukte, die den Anforderungen gewisser Läden nicht genügen. «Es geht hier um die Vermeidung von Food-Waste, also, dass Bauern auf ihren Produkten sitzen bleiben oder dass Lebensmittel weggeworfen werden», erklärt Hostettler.

Zum Konzept seines Dorfladens gehöre aber auch, dass man Menschen im Altersheim eine Freude bereite. «Das ist gegenseitig. Auch für uns ist es ein besonders schöner Moment, wenn sich die Bewohner der Wollmatt über unsere Samichläusli-Aktion freuen», so Hostettler.

Zudem unterstützt er mit seinem Denner seit 17 Jahren Projekte der Stiftung Weizenkorn und der Eingliederungsstätte Baselland (siehe Kasten). Auch dafür spielt das Zelt eine wichtige Rolle. «Die frisch gelieferte Ware muss laufend ein- und ausgeräumt werden, dadurch können wir mehr Arbeitsplätze anbieten, als es für einen kleinen Laden üblich ist, und zudem für Menschen, die Unterstützung brauchen», erklärt Hostettler.

Aufwertung von Oberdornach

Die Rolle des Denners als Dorfladen ist auch Thema im Gemeinderat. Es geht um Zukunftsfragen, wie man Oberdornach aufwerten könnte. In diesem Zusammenhang wünscht sich die Gemeinde vom Kanton flankierende Massnahmen auf der Hauptstrasse wie zum Beispiel die Einführung von Tempo 30. «Noch ist dies alles in Abklärung», sagt Gemeindepräsident Daniel Urech. Er zeigte sich an der letzten Gemeinderatssitzung zuversichtlich, dass der Denner-Satellit möglicherweise seine Platzprobleme lösen könnte. «Vertreter von Gemeinde und Kanton boten Hand zur Lösungsfindung und standen für Fragen und Antworten zur Verfügung.» Für die Lösung brauche es ein Baubewilligungsverfahren, sagte Urech gegenüber dieser Zeitung.

Auf Nachfrage des Wochenblattes bei der Liegenschaftseigentümerin Vögtli AG antwortet Aktionär Josef A. Zeltner, dass man in Absprache mit Ladenmieter Hanspeter Hostettler das entsprechende Verfahren einleiten werde. «Wir unterstützen die Idee, dass die Zeltvorrichtung parallel zum Gebäude verlaufen soll und der Abstand zur Strasse grösser wird. Möglich wäre dies mit der Umwandlung eines Parkfeldes vor dem Gebäude.» Durch das Versetzen des Zeltes würden sich die Sichtverhältnisse für den Strassenbereich verbessern, betont Zeltner. Er hofft auf ein speditives Baubewilligungsverfahren. Denn gemäss Verfügung der Baubehörde muss das jetzige Zelt Anfang des nächsten Jahres von der Bildfläche verschwinden. Dabei gibt er zu bedenken: «Hätten wir vor vielen Jahren nicht dem Kanton für die Verbreiterung der Strasse Land abtreten müssen, würden uns heute diese ausschlaggebenden Quadratmeter nicht fehlen.»

Mitarbeitende aus der ESB

bea. Der Denner-Satellit in Dornach setzt auf Mitarbeitende aus der Eingliederungsstätte Baselland ESB. Diese ist immer wieder auf der Suche nach Arbeitgebern, die sich an der Integration und Inklusion von Menschen mit einer Behinderung beteiligen. «Eine gute Arbeitsintegration ist für alle ein Mehrwert», ist Daniel Seeholzer, Geschäftsleiter der ESB, überzeugt. Für die Mitarbeitenden mit Einschränkungen sei eine Arbeitsstelle ein wichtiger Bestandteil im Leben, während der Arbeitgeber stolz sein könne, dies möglich zu machen. Unter dem Titel «Wie gelingt eine Arbeitsintegration von Menschen mit Beeinträchtigung?» lädt die ESB zu Veranstaltungen ein, so am 25. November um 16.30 Uhr in den Räumlichkeiten der ESB an der Schauenburgerstrasse 16 in Liestal.

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