Die Faszination für das Wasser wurde diesen Brüdern in die Wiege gelegt
Johannes und Emanuel Schleyerbach sind Schweizer Meister im Rudern. Patienten der Mutter brachten sie zum Ausdauersport.
Wer ans Rudern denkt, assoziiert damit wohl kaum Basel. Andere Sportarten geniessen in der Region einen höheren Stellenwert. Doch die Stadt am Rhein darf sich ungeniert als Ruderstadt bezeichnen. Denn der Basler Ruder-Club (BRC) wurde an den Schweizer Meisterschaften auf dem Rotsee in Luzern Ende Juni zum erfolgreichsten Verein gekürt. Entscheidend daran beteiligt waren auch zwei Ruderer aus Dornach: Johannes (18) und Emanuel (15) Schleyerbach. Sie gewannen jeweils in der Königsdisziplin, dem Achterboot, den Schweizer-Meister-Titel; Johannes in der Kategorie Elite und Emanuel in der Kategorie U17.
«Die Schweizer Meisterschaft war unser grosses Jahresziel», sagen Johannes und Emanuel Schleyerbach, als wir sie zu Hause in Dornach besuchen. Die Freude über das Erreichte ist den beiden Brüdern noch immer ins Gesicht geschrieben. Denn obwohl beide schon das ganze Jahr erfolgreich rudern, lief die Vorbereitung auf den Saisonhöhepunkt nicht optimal. «Wir konnten die vergangenen Wochen nicht auf dem Rhein trainieren wegen des Hochwassers», sagt Emanuel. Darum mussten die beiden im Trockenen auf dem Ergometer rudern.
Gerade im Achterboot, wo es ein perfektes Zusammenspiel der einzelnen Athleten braucht, sei dies ein Nachteil. «Alle Puzzleteile zusammenzubekommen, ist enorm schwierig und braucht viel Training», ergänzt der ältere Bruder Johannes. Der 18-Jährige besucht das Sportgymnasium Bäumlihof. Er trainiert pro Woche neun Mal. Kraft, Technik und Ausdauer, diese Kombination fasziniert beide Brüder. Sie rudern dabei in verschiedenen Booten. Welche Disziplin ihnen am besten gefalle? «Das Boot, das am besten funktioniert, macht am meisten Spass», sind sich beide einig. Das ist aktuell bei beiden der Achter.
Rudern ist gut für die Gesundheit
Zum Rudern gekommen sind die beiden dank ihrer Mutter. Bettina Schleyerbach ist Hausärztin in Arlesheim. Sie hat ihre jungen Patienten mit Atemproblemen zum Rudern geschickt. Der Ausdauersport findet draussen auf dem Wasser statt. Das sei gut für die Lunge, was sich bei ihren Patienten bestätigte. Deshalb schwärmt die Ärztin über die Sportart: «Es ist faszinierend, wie schnell sich die Kinder entwickeln.» Sie ermunterte auch ihren älteren Sohn Johannes, mal ein Schnuppertraining beim BRC zu absolvieren. Nach einer anfänglichen Skepsis gab der damals 14-Jährige der Sportart eine Chance.
Ein paar Jahre später begann auch sein jüngerer Bruder Emanuel mit dem Rudern. Mit dem Arlesheimer Trainer Nicolas Bertossa erhielt er einen ehemaligen Schweizer Meister als Jugendcoach. Emanuel geht in Lörrach in die Schule, für das Sportgymnasium fehlten ihm bislang noch grosse Erfolge. Darum kann er nur vier Mal wöchentlich trainieren. Nach erfolgreichem Abschluss des zehnten Schuljahres kommenden Sommer könnte er sich aber auch vorstellen, die Sportklasse zu besuchen. Johannes wird dann bereits die Matura abschliessen. Wie es danach weitergeht, ist unklar. Er hofft darauf, dass ihm anschliessend der Sprung in die Nationalmannschaft gelingt.
Für seine Maturarbeit restauriert der 18-Jährige ein 70 Jahre altes Ruderboot aus Holz. Die heutigen Boote sind komplett aus leichtem Carbon gebaut. Die beiden Brüder geniessen die Zeit auf dem Wasser. Das haben sie wohl geerbt, kommt die Familie doch ursprünglich aus der Hafenstadt Hamburg. In den Ferien fahren sie jeweils dorthin und segeln mit ihrem Grossvater im selbst gebauten Segelboot. Und wenn es mal windstill wird, schnappen sich die beiden halt die Ruder.