Beim Gempenturm braucht’s viel Geduld

Seit langem möchte die Eigentümerschaft die Infrastruktur beim Gempen-Turm erneuern. Doch sie ringt mit den kantonalen Behörden.

Die einen freut’s, die anderen stört’s: Der Gempen lockt vor allem bei Sonnenschein viele Besucher an. Foto: Bea Asper
Die einen freut’s, die anderen stört’s: Der Gempen lockt vor allem bei Sonnenschein viele Besucher an. Foto: Bea Asper

Eitel Sonnenschein, blauer Himmel und die herrliche Aussicht über die Region lockten am Sonntag einmal mehr viele Besucher zum Gempen-Turm. Dabei halten weder die holprige Strasse, noch die unebenen Parkplätze, noch der knappe Platz davon ab, dass auch Cars vorfahren. Das Essen und der Service im Restaurant gelten als vorzüglich, und Schwarz­bubenland Tourismus bewirbt den Ort aktiv. Nebst Wanderwegen und E-Bike-Routen ist das Jura-Gebirge vor der Haustüre der Agglomeration Basel ein beliebtes Klettergebiet und seit einiger Zeit ein Schauplatz für den Trendsport Slackline.

Auch an diesem Sonntag wagen sich junge Männer aus dem Studentenheim Basel auf das White Magic Band und gehen auf schwankenden Seilen über den Abgrund. Während die Ausrüstung der Freizeitsportler auf dem neusten Stand ist, erinnert die Infrastruktur des Restaurants eher an vergangene Zeiten. Einige Besucher, die den steilen Weg auf den Gempen mit Muskelkraft bezwingen, beklagen das Fehlen von Sitzgelegenheiten im Aussenbereich des Restaurants. Die Terrasse im oberen Stockwerk ist an diesem Tag einer Reservation vorbehalten.

Seit Jahrzehnten versucht die Arealeigentümerschaft, die zwischendurch gewechselt hat, Bewilligungen für eine Erneuerung der Infrastruktur zu erhalten, und stösst dabei auf Vorbehalte. Die Gemeinde Gempen hat in ihrem kürzlich verabschiedeten «Räumlichen Leitbild» verankert, dass sie keinen Mehrverkehr durch Tourismusattraktionen möchte. Und die Verantwortlichen im kantonalen Baudepartement stützen sich auf den Landschaftsschutz, der von nationaler Bedeutung sei, und darauf, dass der Kanton Solothurn historisch kein Tourismusgebiet sei, wie es andere Regionen in der Schweiz sind. Eine Rodelbahn vom Gempen-Turm nach Dornach, wie es eine Vision vorsah, ist deshalb eher eine Traumvorstellung.

Stephan Schader, Co-Leiter Nutzungsplan beim Baudepartement des Kantons Solothurn, sagt auf Anfrage, dass selbst auf dem Weissenstein, wo eine Gondelbahn existiert und es eine Schlittelbahn gibt, das Vorhaben, eine Sommer-Rodelbahn zu realisieren, gescheitert sei, wobei die Initianten für ihr Projekt bis vor Bundesgericht gekämpft hätten. Wegen des Interessenskonflikts zwischen Tourismus und Naturschutz habe beim Weissenstein alleine die Verwirklichung einer Bikestrecke sieben Jahre in Anspruch genommen.

Chaotische Zustände

Dass sich beim Ausflugsort Gempen-Turm am Ist-Zustand etwas ändern müsse, ist für Schader unbestritten. Er sei selbst schon an schönen Tagen vor Ort gewesen und sich dessen bewusst geworden, dass das Gebiet sehr beliebt sei und es zu chaotischen Zuständen kommen könne. Er zeigt sich zuversichtlich, dass mit der jetzigen Eigentümerschaft im Einvernehmen mit der Bürgergemeinde als Eigentümerin der Strasse und dem Gemeinderat als Planungsbehörde eine gute Lösung erarbeitet werden könne. «Es gab mit allen Beteiligten bereits mehrere Workshops, und die ordentlichen Verfahren sind eingeleitet.»

Dazu zähle unter anderem das Prüfen eines Kioskverkaufs. Der zeitweilige Aussenverkauf in einem Zweistöcker-Bus sei nur für einen Testlauf bewilligt worden. Für eine Verlängerung müsste es ein ordentliches Baubewilligungsverfahren geben. Dieses wiederum sei abhängig von der noch zu definierenden Zone, die Gegenstand der laufenden Ortsplanrevision der Gemeinde Gempen ist. Bezüglich Verkehr und Parkplatzordnung sei die Erarbeitung einer Lösung schwierig. Denn die einen wünschten sich höhere Besucherzahlen, die andern wollten die damit verbundenen Mehrbelastungen verhindern, resümiert Schader. Die Gemeinde Gempen sei aber daran, ein Verkehrskonzept zu erarbeiten. Dies bestätigt Gemeindepräsidentin Eleonora Grimbichler auf Anfrage. Der Gemeinderat rechne damit, das Verkehrskonzept noch im Verlauf dieses Jahres vor die Gemeindeversammlung zu bringen.

Auf Nachfrage bei der Eigentümerschaft heisst es, dass die Planungsarbeiten für eine Sanierung des Restaurants im Gange seien und zu gegebenem Zeitpunkt darüber informiert würde.

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