Zum Abschied ein Zufallsgewinn – und eine Sitzbank für die Familie
Mit einem kleinen Rechnungsüberschuss endete in Arlesheim die Ära von Karl-Heinz Zeller. Nach 24 Jahren im Gemeinderat, wovon er die letzten 12 als Präsident amtete, stand die Versammlung ganz im Zeichen seines Abgangs.
Es wäre auch möglich gewesen, die letzte Gemeindeversammlung des abtretenden Gemeindepräsidenten Karl-Heinz Zeller im Schwimmbad durchzuführen. «Das wollte ich immer mal machen», so Zeller. Nur sind die gesetzlichen Auflagen an die Versammlung zu kompliziert, so feierte Zeller seine Dernière am vergangenen Donnerstag in der Aula der Schule Gerenmatt. Dort war es immerhin kühler als im Freien.
Die Rechnung 2015 war denn eine weitere Reminiszenz an Zellers Zeit als Gemeindepräsident. 2002 präsentierte er seine erste Rechnung, die einen Überschuss von 221000 Franken auswies. Der heute amtierende Finanzchef Lukas Stückelberger (FDP) hatte das Vergnügen, für das Jahr 2015 einen Rechnungsabschluss bei einem Aufwand von 48,4 Millionen Franken mit einem Gewinn von 226000 Franken zu präsentieren.
Der Überschuss enthält auch bereits eine nicht budgetierte Rückstellung für die Deckungslücke der Pensionskasse der Lehrkräfte in der Höhe von 378000 Franken. Entlastend wirkte sich die Reform des horizontalen Finanzausgleichs im Kanton aus, die unter der Federführung Stückelbergers realisiert wurde. So sanken die Abgaben Arlesheims an die Empfängergemeinden um anderthalb Millionen auf noch knapp sechs Millionen Franken. Allerdings konnte das nicht vorausgesehen werden und im laufenden Jahr werden wieder deutlich mehr als sechs Millionen fällig. Es sei denn auch ein «Zufallsergebnis», meinte Thonas Arnet, Sprecher der Frischluft. Kritische Bemerkungen erlaubte sich auch die SP. Demgegenüber standen höhere Ausgaben im Personalbereich, insbesondere im Bildungswesen. Dafür herrschte auf der Verwaltung Kostendisziplin, wodurch der Sachaufwand leicht reduziert werden konnte.
Allerdings wurden auch einige Investitionen nicht getätigt. Von geplanten sieben Millionen Franken wurden nur deren dreieinhalb ausgegeben. Der Investitionsstau von bewilligten, aber nicht getätigten Projekten beläuft sich mittlerweile auf 14 Millionen Franken. Trotz einer positiven Selbstfinanzierung ist die Verschuldung konstant geblieben. Dennoch weist Arlesheim ein Nettovermögen pro Einwohner auf, das von 1967 auf 2060 Franken gestiegen ist.
Tränen zum Abschied
Gemeindepräsident Karl-Heinz Zeller wurde am Ende der Gemeindeversammlung von der Stimmbevölkerung mit Standing Ovations verabschiedet. Sein Nachfolger Markus Eigenmann (FDP) würdigte das 24 Jahre andauernde Schaffen Zellers im Gemeinderat in einer Laudatio, in welcher er die politischen Highlights von Zellers politischer Karriere Revue passieren liess.
Der 55-Jährige wurde 1992 überraschend für die damals neue Gruppierung Frischluft in den Gemeinderat gewählt, wo er zunächst das Departement Tiefbau übernahm. Die Skepsis der FDP gegenüber dem krawattenlosen, langhaarigen Gemeinderat war spätestens dann verflogen, als er als Finanzchef Überschüsse ausweisen konnte. Als er 2001 zum ersten Mal in stiller Wahl zum Gemeindepräsidenten gewählt wurde, entwickelte er mit der Vision A das erste Leitbild der Gemeinde zusammen mit der Bevölkerung. Lange belächelt, gibt dies heute noch die Marschrichtung des Gemeinderats in Bezug auf die Entwicklung des Dorfes bis 2020 an. 2007 konnte er die Begegnungszone einweihen, die sich als grosser Erfolg entpuppte. Und noch dieses Jahr konnte die Zonenplanrevision verabschiedet werden, die Zeller als eines seiner wichtigsten Geschäfte betrachtet. Der Abtretende war in seiner kurzen Dankesrede zu Tränen gerührt. Zuvor hatte er selbst das Schaffen der anderen abtretenden Gemeinderäte Anton Fritschi (FDP) und Anet Spengler (SP) gewürdigt.
Bereits ein neues Amt für Karl-Heinz Zeller
Noch vor seiner letzten Gemeindeversammlung am Donnerstag wurde Karl-Heinz Zeller tags zuvor von den Genossenschaftern der GGA Arlesheim in deren Vorstand gewählt. Zeller soll dort das Präsidium übernehmen. Der bishe-rige Amtsinhaber Oswald Mathis tritt nach langjähriger Tätigkeit ab. Neben Zeller wurde weiter der Wirtschafts-
informatiker Benedikt Bischofberger
in den Vorstand gewählt. Zeller und Bischofberger geniessen den Rückhalt der InterGGA-kritischen Vereinigung «Unser Netz», welche die GGA Arlesheim seit anderthalb Jahren für ihre Nähe zur InterGGA kritisiert. Durch die Wahl der beiden erhoffen sie sich eine Überprüfung des Aktionärsbindungsvertrags. Die GGA Arlesheim ist Besitzerin des Arlesheimer Kabelnetzes, auf dem via InterGGA nun die Dienste des Providers Quickline angeboten werden. Zuvor hatte die Pratteler Improware einen Providervertrag mit der InterGGA. Der Wechsel letztes Jahr rief viel Kritik hervor. «Unser Netz» hofft auf einen Richtungswechsel bei der GGA Arlesheim und würde Dual-Providing begrüssen, damit die Kunden zwischen beiden Providern auswählen könnten.