Gibt es bald Quinoa-Milch aus dem Birseck?
Felix Rittig aus Arlesheim schrieb in seiner Maturarbeit über ideale Standorte für den Quinoa-An- bau – und hat sich für den Final von Schweizer Jugend forscht qualifiziert.

Felix Rittig ernährt sich als Hobbysportler bewusst und achtet bei seiner Ernährung unter anderem auf hohe Proteinwerte. Dazu gehört für den 19-Jährigen unter anderem Milch. Neben den gesundheitlichen Aspekten seiner Ernährung interessiert den Arlesheimer aber auch die Nachhaltigkeit von Ess- und Trinkwaren. So kam er für seine Maturarbeit am Gymnasium Münchenstein auf die Idee, zu prüfen, wo in der Schweiz Quinoa angebaut werden kann. Bei der Substitution von klassischer Kuhmilch ist Quinoa-Milch neben Hafer- und Sojamilch noch immer ein Nischenprodukt. Trotzdem wollte Felix Rittig genau wissen, ob und wo in der Schweiz Quinoa klimafreundlich angebaut werden kann.
Quinoa-Samen werden hauptsächlich in den Anden an der Westküste Südamerikas angebaut und nach Europa exportiert. Vor allem als Salat geniessen sie hierzulande grosse Beliebtheit. Mit Datensätzen von Meteo Schweiz zu Temperaturen und Niederschlagsmengen erstellte Rittig eine Übersichtskarte, die anzeigt, wo es klimatisch ideal wäre, in der Schweiz Quinoa anzupflanzen. Die entsprechende Karte zeigt einen Gürtel zwischen dem Genfersee und dem Bodensee inklusive der Nordwestschweiz. Auch der Süden des Tessins habe Potenzial, zeigt der Arlesheimer in seiner Arbeit auf. «Wichtig ist, dass es während der Keimzeit im März und im April nicht zu kalt wird und im August bei der Blüte nicht zu heiss.» Über die Temperatur- und Niederschlagsdiagramme legte er Analysen zur Beschaffenheit der Böden. Diese müssen durchlässig sein, damit Niederschläge absickern können. Zum finalen Idealgebiet gehören auch Parzellen im Birseck. Rittig zeigt als Beispiel eine Ackerfläche neben dem Sportplatz In den Widen in Arlesheim. Dass sich diese auf dem Schulweg des Gymnasiasten befindet, sei ein netter Zufall gewesen, verrät der 19-Jährige. «Es hätte noch andere Flächen gegeben, die ideal für Quinoa wären. Aber hier habe ich einen persönlichen Bezug, was natürlich toll ist.»
Milch ohne Zusatzstoffe und künstlichen Zucker
Als zusätzlichen Effort stellte Rittig aus gekauften Samen selbst Quinoa-Milch her. Ein aufwendiger Prozess, den er auch dank einer Zentrifuge zu Hause erfolgreich abschliessen konnte. «Sie schmeckt», resümiert Rittig. Dies bestätigten ihm auch mehrere Bekannte, die er für seine Arbeit kosten liess. «Natürlich muss man sie noch verfeinern, wenn man sie wirklich geniessen möchte», gibt der Arlesheimer zu. Von einer Brauerei im deutschen Coburg erhält er im Sommer nach der Matur die Möglichkeit, seine Rezeptur der Quinoa-Milch zu verfeinern und grössere Mengen herzustellen. Die Milch soll aber weiterhin ohne Zusatzstoffe und künstlichen Zucker auskommen.
Sein Vater ermunterte ihn, seine Maturarbeit der Stiftung Schweizer Jugend forscht einzureichen. Im Halbfinal mit über hundert Teilnehmenden Mitte Januar in Bern qualifizierte sich der Gymnasiast für das Finale Ende April an der ETH Zürich. Die Bestätigung der Qualität seiner Arbeit durch die renommierte Stiftung erfülle ihn mit Stolz, verrät Rittig. «Das ist natürlich eine Bestätigung für den ganzen Aufwand, den ich für meine Maturarbeit geleistet habe.» Unter anderem wurde seiner Arbeit eine hohe Innovationskraft attestiert.
Viel Milch für das Finale – danach folgt das Studium
Das Finale an der ETH Zürich dauert drei Tage. Die Teilnehmenden werden ihre Arbeit in einer Art Ausstellung den Expertinnen und Experten vorstellen. Dafür werde er zu Hause wieder Milch produzieren, kündigt Rittig an.
Die Idee, in der Schweiz Quinoa anzubauen, ist nicht neu. Dass es langfristig wirtschaftlich erfolgreich funktionieren kann, konnte bisher noch nicht bewiesen werden. Felix Rittig sieht aber grosses Potenzial, um mit einem hiesigen Anbau mehr Nachhaltigkeit hinzubekommen.
Bei der Quinoa-Milch soll es für den 19-Jährigen in Sachen Ernährung langfristig nicht bleiben. Nach der Matura und einem Praktikum kann sich Rittig ein Studium der Lebensmitteltechnologie vorstellen. Die Maturarbeit und damit die Qualifikation für das Finale von Schweizer Jugend forscht hat beim Arlesheimer erst recht die Neugier geweckt.